Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel
Bruce.
Ohne die Augen zu öffnen sagte Janie: »Sind Sie morgens immer so fröhlich?«
»Habe ich Sie geweckt?« fragte er.
Sie schlug die Augen auf und schaute auf die Uhr auf dem Nachttisch. Es war bereits viertel nach zehn. »Ich gebe es ungern zu, aber das haben Sie. Ich muß den Schlaf nötig gehabt haben. Sonst stehe ich mit den Hühnern auf.«
»Soll ich Sie zurückrufen, wenn Sie richtig wach sind?«
»Nein. Sie hören sich so fröhlich an, daß ich lieber hören möchte, was Sie zu sagen haben.«
»Aha«, sagte er amüsiert, »Sie haben meinen Enthusiasmus bemerkt. Gut. Das hatte ich gehofft. Ich habe die Proben gefunden, und sie befinden sich im näher gelegenen der beiden Depots.«
Janie hatte mindestens fünfzig Fragen, aber sie war noch zu schläfrig, um sie in ihrem Kopf zu organisieren. Sie setzte sich im Bett auf, schüttelte den Kopf, um die Schlaftrunkenheit zu vertreiben, und fragte dann: »Wie schnell kann ich sie zurückbekommen?«
»Das kommt darauf an, welchen Stellenwert sie da oben haben. Ihre Arbeit ist für die Leute dort bestimmt nicht vorrangig. Die schnellste Art, sie zu beschaffen, wäre wahrscheinlich, mit dem Auto hinzufahren und sie zu holen.«
»Nicht mit dem Flugzeug? Das ist eine lange Fahrt, nicht?«
»Ja; ich glaube, wenn Sie sie mit dem Flugzeug transportieren wollten, dürften Sie auf etliche bürokratische Hindernisse stoßen. Ich weiß ja nicht, wie das in den Staaten ist, aber hier muß alles, was im Frachtraum eines Flugzeugs transportiert wird, gewisse Kriterien erfüllen. Deswegen könnte Fliegen sogar länger dauern als Fahren. Soweit ich im Labor gesehen habe, sehen Ihre Proben ein bißchen zu sehr wie Bomben aus.«
»Okay, ich werde einen Wagen mieten ...«
Er unterbrach sie. »Da gibt es noch ein kleines Problem. Sie brauchen bestimmte Genehmigungen, um die Einrichtung betreten zu dürfen. Ich habe die meisten, die man braucht. Ted hat sie alle. Aber wenn Sie allein fahren, müssen Sie wochenlang da rumsitzen, während irgendein Unterminister entscheidet, ob Sie in Ihrem eigenen Land eine loyale Bürgerin waren und ob Sie wissenschaftlich qualifiziert sind, mit biogefährlichen Materialien zu hantieren. Sie können sich sicher vorstellen, daß man Ihnen alle möglichen Schwierigkeiten machen wird.«
»Hat Ihr Direktor, wie hieß er noch .«
»Ted.«
»Hat Ted irgendwelchen Einfluß?«
»Hat er. Er kann Dinge ziemlich schnell bewegen. Aber leider war in diesem Fall Frank derjenige, der alle Trümpfe in der Hand hatte. Er kannte die Leute, die diese Depots leiten, beim Vornamen. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, daß Sie keine solchen Schwierigkeiten hätten, wenn er nicht gestorben wäre.«
»Erinnern Sie mich nicht daran. Aber gut, okay, ich muß mich also auf Teds Hilfe verlassen, um da reinzukommen.«
»Langsam, langsam. Vielleicht läßt man Sie trotzdem nicht rein, und Sie müssen warten, bis überhaupt jemand Zeit für Sie hat. Und schon stehen Sie wieder am Anfang.«
Jeder Vorschlag, den sie machte, warf irgendein Problem auf. »Es ist doch kein radioaktiver Abfall!« sagte sie wütend. »Es handelt sich bloß um schlichte Erde! Die Art Erde, in der früher unsere Nahrung wuchs!« Sie verfiel in den jammernden Tonfall von jemandem, der sich selbst bedauert. »Ach, zum Teufel damit«, sagte sie schließlich. »Es wäre viel einfacher, die ganze Sache zu vergessen und nach Hause zu fahren. Es war bloß eine Riesenverschwendung von Zeit und Geld.«
»Ich habe eine Idee«, sagte Bruce. »Ich werde Ted bitten, vorher dort anzurufen, damit die Sache schneller geht. Dann fahre ich mit Ihnen hin, und wir bringen die Proben in meinem Wagen zurück. Ich habe relativ leicht Zutritt; Sie brauchen also bloß durchs Fenster zu gucken und die Röhren zu identifizieren, damit wir sicher sein können, daß es die richtigen sind.«
Janie war von seinem Angebot überwältigt. »Das ist ein großer Aufwand von Zeit und Mühe für jemanden, der bloß ein zufälliger Bekannter von vor zwanzig Jahren ist. Wahnsinnig nett von Ihnen. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
»Sagen Sie: >Danke, Bruce, ich fände es wunderbar, wenn Sie mit mir fahren würden.<«
Sie lachte. »Okay. Danke, Bruce, ich fände es wunderbar, wenn Sie mit mir fahren würden.«
»Das hört sich schon besser an.«
Sie schwieg einen Augenblick und fragte dann: »Warum tun Sie das?«
»Aus dem besten Grund, den es gibt«, antwortete er. »Weil ich es möchte. Es ist schön, hin
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