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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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hatte.

    Unter diesen Lendentüchern, wurde ihm klar, waren alle drei beschnitten.
    Der, der die Verwünschung ausgestoßen hatte, warf jetzt einen Stein, der den Mann in der Mitte an der Brust traf; Alejandro sah, wie dieser mit schmerzverzerrtem Gesicht den Kopf hob und ihn dann sofort wieder sinken ließ. Weitere Steine flogen durch die Luft.
    Das Herz wollte ihm vor Kummer schier brechen, als er sich abwandte und durch die Menschenmenge still davonging. Dieses Mal konnte er dem gepeinigten Mann keinen Pfeil ins Herz schießen, um sein Leiden zu beenden, wie er es schon einmal getan hatte. Kein mitleidiger Soldat würde vortreten und einem der Männer am Kreuz sein Schwert in die Seite stoßen. Diese Juden würden einen langsamen und qualvollen Tod sterben, allein und voller Angst.

    Der Ausdruck auf Kates Gesicht sollte Benoît unmissverständlich klarmachen, dass sie sich niemals freiwillig in seine Hand begeben würde.
    Er machte eine tiefe Verbeugung vor ihr und ließ dabei eine rosa glänzende Kopfhaut unter sich lichtenden schwarzen Haaren sehen. Sie schloss die Augen, bis sie glaubte, sicher sein zu können, dass er sich wieder aufgerichtet hatte.
    »Mademoiselle«, sagte er. Er musterte sie mit einem lüsternen Blick von oben bis unten. »Ich bin entzückt von Eurer Lieblichkeit.«
    Nicht halb so sehr, wie ich von Eurer Hässlichkeit angewidert bin, dachte sie.
    Sie machte einen so winzigen Knicks, dass er kaum wahrzunehmen war, sagte jedoch nichts und wich geflissentlich Benoîts Blick aus.
    Der König ließ ihr die Unhöflichkeit durchgehen. »Beim Maskenfest werdet Ihr Euch zum ersten Mal als glückliches Brautpaar zeigen.« Er wandte sich an Kate. »Es ist mir leider entfallen … Welches Kostüm, sagtet Ihr, werdet Ihr tragen? Es
sollte etwas Auffallendes sein, um Eure Schönheit zur Geltung zu bringen. Euer Verlobter wird es zweifellos zu schätzen wissen, Euch in glanzvoller Aufmachung zu sehen, genau wie seine Bewunderer.«
    Nun endlich drehte Kate sich zu Benoît und sah ihn an, wiewohl ihre Worte eher dem König galten. »Man vermag sich kaum vorzustellen, dass er welche hat.« Sie erhob sich von ihrem Stuhl. »Ist das alles, Euer Majestät? Ich fühle mich etwas erschöpft von all der Aufregung und würde mich gern in mein Gemach zurückziehen.«
    »Ja«, erwiderte er. »Ich will Euch nicht länger in Anspruch nehmen.«
    »Das werdet Ihr auch nicht.«
    Sie drehte sich um und ging gemessenen Schrittes hinaus, einen verwirrten Verlobten zurücklassend und einen König, dem auf einmal recht unbehaglich zumute war.

    Die Feiertage näherten sich ihrem Ende, und in Calais wandte man sich wieder dem Alltagsleben zu. Alejandro fand einen Kapitän, der bereit war, ihn überzusetzen - für eine unerhörte Summe. Am Morgen der Überfahrt fanden sich viele Leute im Hafen ein, die wie er über die Feiertage hatten warten müssen. Er stand am Pier und blickte hinaus auf die raue See. Vom Ozean her blies ein kalter Wind, der ihm bis in die Knochen drang und ihn zittern ließ; vielleicht war es aber auch die Angst, die von dem Wissen herrührte, was ihn auf der anderen Seite des grauen Meers erwartete. Schon zweimal hatte er diese Überfahrt gemacht, und keinmal war es angenehm gewesen. Dem Himmel nach zu urteilen, würde es heute kaum anders sein.
    Das Schiff war von annehmbarer Größe, und die Ansammlung von Menschen zeigte ihm, dass er die Überfahrt nicht allein machen würde. Er sah zu, wie einige Stallburschen Pferde über eine breite Planke vom Pier auf das Schiff führten. Auch sein Pferd befand sich darunter; das Tier tänzelte unruhig, als ein Fremder es an den Zügeln auf den hölzernen Steg
zog. Nach und nach wurde das gesamte Gepäck verladen, und zu guter Letzt durften die Passagiere an Bord gehen. Die Vornehmeren unter ihnen als Erste, danach die einfacheren Leute, deren Gesichter aber immer noch einen gewissen Wohlstand erkennen ließen, im Gegensatz zu denen in dem zerlumpten Haufen, bei dem er selbst stand und wartete.
    Einer der Passagiere auf dem Steg zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Er beugte sich vor und musterte die mollige Frau mit dem auffälligen roten Hut, die gerade an Bord ging.
    Er schüttelte den Kopf, als könne er auf diese Weise ein Trugbild loswerden, das ihm seine Augen vorgaukelten: Es war Emily Cooper.
    Unmöglich! Während er sie noch anstarrte, drehte sie sich um und wandte ihm ihr Gesicht zu. Es war dieselbe Frau, die er aus Avignon kannte; es gab nicht den

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