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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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den Wald. Evan suchte das in der Dunkelheit liegende Unterholz Stück für Stück mit dem Fernglas ab. Sollte dort nicht irgendwo ein Feuerschein zu entdecken sein? Aus dem, was Alex ihnen berichtet hatte, schlossen sie, dass das kleine Lager, wenn sie überhaupt eines aufgeschlagen hatten, bestimmt anderthalb Kilometer tief im Wald läge.
    »Ich kann nichts erkennen«, sagte er. »Ich würde vorschlagen, dass wir runtergehen und die Augen offen halten. Vielleicht befinden sie sich auf der von uns abgekehrten Seite eines Felsens. Ich bin überzeugt, dass Mom ein Feuer machen würde, nach allem, was Alex gesagt hat. Sie weiß, dass wir danach Ausschau halten.«
    »Gut«, sagte Janie. »Gehen wir.«
    Vorsichtig stiegen sie mit Laternen in den Händen den steinigen Abschnitt zu dem steilen Pfad hinab. Der Untergrund war tückisch, und sie machten kleine vorsichtige Schritte, schoben
sich zentimeterweise vor. Janie trug in ihrem Rucksack die medizinischen Gerätschaften, die sie möglicherweise brauchen würde, ausgehend von dem, was Alex ihr über den Unfall geschildert hatte. Das Gewicht der Ausrüstung minderte ihre ohnehin durch die Dunkelheit beeinträchtigte Trittsicherheit noch weiter. Einmal rutschte sie aus und konnte sich gerade noch an einem Ast festhalten. Die Laterne schwang wild hin und her und wäre ihr beinahe aus der Hand gefallen.
    »Vorsicht«, rief Evan. Er packte sie am Arm, um sie zu stützen. »Mom und ich können unmöglich drei Verletzte zurückbringen.«

    Dieses Mal waren die Augen am Rand der Lichtung größer, schräg und weit auseinanderstehend wie Katzenaugen. Sie waren direkt auf Lany gerichtet, die, die Waffe schussbereit in der Hand, zurückstarrte.
    »Komm schon, nur noch einen Schritt«, sagte sie mit ruhiger Stimme. »Ich könnte einen schönen neuen Mantel brauchen.«
    Der Berglöwe gab ein tiefes Knurren von sich.
    »Du musst sehr hungrig sein, dass du dich in die Nähe eines Feuers wagst«, sagte sie leise. »Nun komm schon, lass dich nicht so lange bitten.«
    Die glühenden Augen kamen näher.
    Lany zog den Abzug, bis sie ein leises Klicken hörte.
    Die Raubkatze machte einen Satz auf die Lichtung.
    Lany feuerte einen Schuss ab und erwischte den Berglöwen mitten im Sprung. Er wurde kaum gebremst, aber statt auf den Pfoten und mit entblößten Fängen neben Tom zu landen, plumpste er wie ein Sack einen Meter vor ihm zu Boden. Lany sah, wie Toms Kopf, der sich als Silhouette gegen das Feuer abzeichnete, hochfuhr und dann sofort wieder zurücksank. Sie beugte sich über ihn.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte sie. »Ich habe sie erwischt.«

    »Gut«, grunzte er. Dann sagte er noch: »Alex«, und verlor wieder das Bewusstsein.

    »Das war ein Schuss«, sagte Evan.
    Sie drehten sich in die Richtung, aus der der Schuss zu hören gewesen war. Evan hob das Fernglas an die Augen und suchte die Umgebung ab.
    »Da unten ist etwas«, rief er. »Ein Feuer!«
    Sie stolperten durch die Nacht direkt darauf zu.
    Zwanzig Minuten später sah Lany den Abhang hoch und erblickte die tanzenden Lichter von zwei Laternen, als sich der kleine Suchtrupp näherte. Sie stand auf, legte die Hände um den Mund und rief: »Hier sind wir!«
    Evan gab seiner Mutter ein Zeichen, indem er die Laterne vor- und zurückschwenkte.
    Lany sank auf die Knie, umklammerte ihren Oberkörper. Einen Moment lang heulte sie vor Erleichterung. Als sich dann die Laternen dem Rand der Lichtung näherten, wischte sie sich mit ihrem schmutzigen Ärmel übers Gesicht, erhob sich und klopfte das Laub von ihrer Hose.

    Die Laternen hingen an einem Ast über Toms improvisierter Bettstatt. Janie untersuchte ihn, ohne seine Position zu verändern, weil sie nicht wagte, ihn zu bewegen.
    »Tom?«, sprach sie ihn leise an. Keine Antwort.
    »Tom!«, wiederholte sie mit lauterer, festerer Stimme.
    Er öffnete seine Augen und sah zu ihr auf.
    »Hi«, flüsterte er. Der Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht. »Ich bin gestürzt«, sagte er.
    »Das habe ich schon gehört. Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch.«
    »Sag mir, wo es wehtut.«
    »An meiner Nase jedenfalls nicht.«
    Sie hockte neben ihrem Mann und wischte sich mit dem Saum ihres Ärmels über die Stirn. Trotz des Ernstes ihrer Lage
lachte sie leise, immerhin bewies er noch Humor. Sie beugte sich vor, zog die Hose an seinem verletzten Bein hoch und kniff in die Haut am Fußknöchel. Er reagierte nicht. Sie kniff stärker. Nichts - er schien es nicht zu spüren.
    Janie

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