Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus
Weg zu der Hütte. Wenn Gott mich liebt, werdet Ihr dort meinen Vater vorfinden.« Dann fügte sie eine Warnung hinzu. »Nehmt Euch auf dem Weg zwischen den Eichen hindurch in Acht, dort sind Zauberkräfte am Werk, und sie können Eurem Verstand allerlei Streiche spielen!«
»Ich werde mir Euren Rat zu Herzen nehmen«, sagte er leichthin. »Aber ich habe keine Angst vor Zauberei, ich vertraue auf meinen Verstand.« Er straffte die Schultern. »Nun muss ich Euch verlassen. Ein Besuch zu dieser späten Stunde ist ganz und gar nicht schicklich.«
Er machte Anstalten zu gehen, drehte sich dann jedoch noch einmal um, und in seinen Augen standen Sehnsucht und Verlangen. Er fasste Kate bei den Schultern, zog sie an sich und gab ihr einen innigen Kuss.
Als er sie endlich wieder losließ, sagte er: »Bei Gott, Kate, Ihr seid all das, was ich mir von einer Frau und Gattin jemals ersehnte. Welch ein Leben könnten wir führen!« Er machte einen Schritt rückwärts zur Tür hin. »Aber es soll nicht sein. Ich
kann Euch nur bitten, mich in guter Erinnerung zu behalten, wo immer Ihr auch sein mögt.«
Sie griff nach seiner Hand und zog ihn wieder zu sich. Dann führte sie seine Hand an ihre Lippen und küsste sie. »Mein teuerster Geoffrey«, flüsterte sie, »wenn es auf der Welt eines gibt, worauf Ihr zählen könnt, dann dies. Für den Rest meines Lebens werde ich Euch in jedes meiner Gebete einschließen.«
Sein Gesicht zeigte tiefen Kummer. »Das wird genügen müssen, nehme ich an«, sagte er leise. Dann entzog er ihr seine Hand und eilte davon.
Mein Geliebter,
Du bist jetzt drei Wochen fort.
Guillaume ist seit gestern von großer Traurigkeit befallen; ich glaube, meine Stimmung übertrug sich auf ihn, denn ich vermisse Dich von ganzem Herzen. Ich sprach mit ihm, in der Hoffnung, den Grund für seinen Kummer herauszufinden, aber er will sich mir nicht anvertrauen. Ich werde ein sorgsames Auge auf ihn haben, damit ihm Deine Abwesenheit nicht allzu viel Schmerz bereitet.
Doch nun will ich von freudigen Dingen sprechen, nicht von traurigen. Ich rechnete vor einigen Tagen mit meinen Menses, sie blieben jedoch aus.
Chaucer fand die Lichtung wesentlich leichter als Alejandro am Tag zuvor. Ohne zu wissen, was sich in der Erde verbarg, galoppierte er über die Wiese geradewegs auf das Tor zwischen den beiden Eichen zu.
Zauberei, fürwahr, dachte er, als er sich dem Durchlass näherte. Er zügelte sein Pferd, hielt es jedoch nicht an. Kaum hatten sie die beiden Eichen passiert, bäumte sich sein Pferd auf und hätte ihn um ein Haar abgeworfen. Als die Vorderhufe wieder die Erde berührten, fing es laut an zu wiehern.
»Ruhig«, sagte Chaucer und zog die Zügel an. »Ganz ruhig!«
Doch sobald er die Worte ausgesprochen hatte, kam es ihm vor, als spielten seine Sinne ihm einen Streich. Die Beine des Pferdes schienen über den Boden zu schweben, unendlich langsam, und es war nicht das geringste Geräusch zu vernehmen, wenn sie ihn berührten. Chaucer befahl dem Tier, stehen zu bleiben, stieg ab und blieb mit den Zügeln in der Hand auf dem Weg stehen, obwohl er nicht hätte sagen können, was ihn dazu zwang, wo doch jede Sekunde zählte. Er starrte auf den Wald ringsum, als wäre er berauscht. Irgendwie brachte er den Willen auf, mit langsamen, gemessenen Schritten weiterzugehen, und während er sich, das Pferd hinter sich herziehend, durch das Unterholz bewegte, ließ er seinen Blick umherschweifen in der Erwartung, einen Kobold oder eine Fee auftauchen zu sehen. Selbst in dieser linden Luft schwitzte er. Mit jedem Schritt wuchs seine Verwunderung, bis er schließlich stehen blieb und reglos verharrte.
Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, bis er aus dem Augenwinkel heraus eine Bewegung wahrnahm. Er drehte den Kopf in ihre Richtung und erblickte zu seinem größten Erstaunen eine Frauengestalt, deren Schritte so leicht waren, dass sie zu schweben schien. Der laue Wind, der durch den Wald strich, spielte mit den Falten ihres feinen Gewandes. Sie war jung und lieblich anzusehen, mit dunkelrotem Haar und zarter blasser Haut.
Wenige Schritte von ihm entfernt blieb sie stehen. Als sie sprach, war ihre Stimme weich und wohlklingend; einzelne Strähnen ihres wundervollen Haars umwehten schmeichelnd ihr Gesicht. »Er ist da drinnen«, sagte sie. Sie wies mit der Hand zu der Kate.
»Der Medicus?«
Sie antwortete nicht auf seine Frage, sondern sagte stattdessen: »Sagt ihm, dass er sich in Acht nehmen muss.«
Mit
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