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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Korb mit wundersamen grünen Heilmitteln gefüllt, und er hielt eine Weile inne, um die warme Quelle zu betrachten, die mitten im Garten entsprang.
    Meine Rettung, dachte er, und Kates, aber nicht Adeles. Er verspürte den vertrauten Schmerz enttäuschter Hoffnung. Ab und an stieg langsam eine Blase an die Wasseroberfläche und zerplatzte. Träge summten Insekten um die Quelle herum und ließen sich dann irgendwo nieder. Er stellte seinen Korb ab und kniete sich erneut hin, berührte mit dem Finger die Wasseroberfläche und erzeugte damit kreisförmige kleine Wellen. Er führte den Finger an seine Zunge, gefasst auf den fauligen, bitteren, metallischen Geschmack, den er bereits kannte.
    Stattdessen schmeckte das Wasser jedoch ganz und gar gewöhnlich. Er starrte einen Moment lang verblüfft seine Fingerspitze an, dann tauchte er sie erneut ins Wasser, diesmal etwas tiefer. Das Ergebnis war dasselbe, das Wasser hatte keinerlei Geschmack. Es war schlicht und einfach Wasser.
    »Bei allen Göttern …«, murmelte er vor sich hin. Konnte das Wasser die heilenden Eigenschaften, die ihm geradezu magisch erschienen waren, verloren haben, seit er das letzte Mal hier gewesen war?
    Schon einmal hatte er an genau dieser Stelle gekniet und erwartet, etwas Bestimmtes vorzufinden, und war stattdessen auf etwas ganz anderes gestoßen. Nach einem wilden Ritt von Canterbury hierher war er schweißüberströmt von seinem
Pferd gesprungen und hatte vor einer schlammigen Brühe gestanden statt vor dem warmen, schweflig riechenden Wasser, das nur wenige Monate zuvor Kate das Leben gerettet hatte. Die Verzweiflung, die er in diesem Moment empfunden hatte, war mit Worten nicht zu beschreiben.
    Konnte es sein, dass der Zauber seinen Zweck erfüllt hatte? Hatte er mit jedem Mal etwas von seiner Kraft verloren, bis nichts mehr davon zu spüren war?
    Hatte er ihn richtig angewandt? Der Medicus wusste, dass möglicherweise eine Zeit käme, da dieser Zauber wieder gebraucht werden würde.
    Und wenn nichts mehr davon übrig war, weil er ihn aufgebraucht hatte...?
    Erzürnt hieb Alejandro auf das Wasser ein; es spritzte hoch und benetzte sein Gesicht und seine Kleidung. Er richtete sich auf, wischte sich die Tropfen von Kinn und Wangen und sah bekümmert zu, wie es in kleinen Wellen an die grasbewachsenen Ränder des Tümpels schlug. Die Wasseroberfläche hatte sich fast schon wieder geglättet, als er ein Geräusch vernahm, das weder von einem Vogel noch von einem Insekt stammen konnte. Er griff nach seinem Korb und trat von der Quelle weg, den Blick auf den Weg zu den Eichen gerichtet.
    Kate.
    Sein Herz begann schneller zu schlagen. Konnte es sein … war sie bereits hier?
    Blätter raschelten unter den Hufen eines Pferdes, und dann teilten sich die Zweige, und aus dem Schatten des Waldes tauchte eine Gestalt auf. Zu seiner allergrößten Enttäuschung musste Alejandro feststellen, dass es nicht seine Tochter war, die da auf ihn zukam, sondern ein vornehm gekleideter junger Mann von etwas mehr als zwanzig Jahren. Er wirkte verwirrt und beschirmte zum Schutz vor der hochstehenden Sonne seine Augen, sodass Alejandro sein Gesicht nicht erkennen konnte. Der junge Mann ging langsam, wie benommen, und führte ein Pferd am Zügel hinter sich her. Auch wenn Alejandro in
dem unbekannten Besucher keine Gefahr sah, verbarg er sich hinter einem Baum in der Nähe und beobachtete, wie sich der Fremde umblickte.
    Und er musste ihn entdeckt haben. »Medicus?«, sagte er zögernd.
    Alejandro gab keine Antwort, sondern sah sich den jungen Mann etwas genauer an.
    Gütiger Gott. Er war sich nicht sicher, ob seine Augen ihm nicht einen Streich spielten, obschon sein Verstand ihm sagte, dass dem nicht so war. So trat er hinter dem Baum hervor und rief überrascht: »Seid Ihr das, Chaucer?«
    Chaucer blickte in seine Richtung und hob grüßend die Hand, als er ihn erkannte. Er ließ die Zügel seines Pferdes los und eilte auf ihn zu. »Gott sei Dank«, sagte er. »Dieser Ort … er ist unheimlich!«
    »Und er ist noch um vieles unheimlicher, als Ihr meint«, erwiderte Alejandro rasch. »Aber sagt - warum seid Ihr hier? Was ist mit Kate?«
    »Seid unbesorgt, sie ist wohlauf, aber - sie kann nicht auf dem Wege entkommen, den wir ursprünglich vorgesehen hatten. Der Durchlass in der Mauer wurde geschlossen, deshalb …«
    »Ich hätte bessere Manieren von Euch erwartet, Alejandro.«
    Sie drehten sich gleichzeitig um und sahen eine lächelnde Sarah vor sich stehen. »Wir

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