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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Jahres gleiten. Am 24. April war das letzte Mal eine Gruppe draußen gewesen - vor fast einem Jahr -, es hatte also,
wie sie mit Bestürzung feststellte, eine elfmonatige Unterbrechung zwischen ihren Erkundungstouren gegeben.
    Ihr Leben ähnelte dem zu Zeiten einer Belagerung im Mittelalter. Sie verbarrikadierten sich in ihrer Burg, während ihre Widersacher in aller Offenheit am Fuß der Mauern lagerten und auf irgendein Zeichen der Schwäche oder Verletzbarkeit lauerten, wohl wissend, dass ihnen irgendwann die Nahrung und das Wasser ausgehen würden. Ihre Widersacher waren keine Soldaten, sondern etwas viel Kleineres und sehr viel Gefährlicheres - hinterhältige, schnell wachsende Bakterien, die jeden Kessel siedenden Öls überstanden hatten, den sie über die Mauern geschüttet hatten. Sie dachte an Alejandros Journal und an das, was er über seine Zeit in Windsor geschrieben hatte, als er, in einer beschränkten Welt gefangen und zur Untätigkeit verdammt, seine Beobachtungen angestellt hatte. Er hatte nur einmal in dieser Zeit die schützenden Wälle von Windsor verlassen - zumindest hatte er nur einmal darüber geschrieben -, als er sich auf Befehl des Königs auf eine aussichtslose Mission begab, die nur dazu diente, dessen gepeinigtes Gewissen zu besänftigen. Die Reise hatte kein glückliches Ende genommen - was bei solchen Unternehmungen nur allzu oft der Fall war.
    Sie legte eine Gesichtsmaske an und streifte die Vinylhandschuhe über, von denen sie hoffte, dass sie noch nicht porös geworden waren. Kein Mensch wusste, wie oft sie sie noch würde benutzen können. Wenn sie kaputt waren, konnte sie sich im Grunde nur noch damit schützen, dass sie sich nach der Arbeit penibelst die Hände wusch. Tom hatte das Labor gut ausgestattet, es hatte am Anfang Dutzende von Schachteln mit Handschuhen gegeben. Aber wer hätte geahnt, dass die Belagerung acht Jahre andauern würde? Und noch immer war kein Ende abzusehen.
    Sie holte die sechzehn Proben nacheinander aus ihren Zahnbürstendosen und steckte die Holzstäbchen jeweils in einen kleinen Klumpen Ton, sodass sich die Wattebäusche nicht gegenseitig
berührten. Dabei vermerkte sie in ihrem Notizbuch die Stellen, von denen die einzelnen Proben stammten, so wie es Tom und Michael notiert hatten, als sie sie in den Ruinen der nahegelegenen Städte entnahmen. Die nummerierten Zahnbürstendosen würden mit kochendem Wasser sterilisiert werden, bevor sie sie wiederverwendeten, und die Wattestäbchen selbst würden zu einem Häuflein Asche verbrannt werden - zwei seit Jahrhunderten bewährte Verfahren zur Vernichtung von Bakterien, noch ebenso billig und effektiv wie zu Alejandros Zeiten, obwohl, ging man nach den Aufzeichnungen im Journal, nur wenige außer ihm und de Chauliac diese Verfahren praktiziert hatten. Wenn sich ihre Erwartungen bestätigten, würden höchstens drei der Proben Zeichen eines Befalls zeigen und die Bakterien, die feststellbar waren, wahrscheinlich - wenn auch nicht mit Sicherheit - schwach und verkümmert sein. Stück für Stück strich sie mit den Wattebäuschen über die Objektträger, die dann unter das Mikroskop kommen sollten.
    Sie war gespannt, als sie sich der vor ihr liegenden Aufgabe zuwandte; sie erinnerte sie an ihre Arbeit in ihrem alten Leben. Nicht, dass sie im Camp nicht genug zu tun bekäme; sie hatte mehrere Operationen vornehmen müssen, zu denen auch eine Notoperation mit Entfernung der Gebärmutter gehört hatte - eine blutige Angelegenheit, für die ihre Instrumente und Geräte gerade ausgereicht hatten. Caroline hatte mehr als einmal das Anatomielehrbuch in die Höhe halten müssen, damit Janie sich einige Details der weiblichen Fortpflanzungsorgane ansehen konnte. Es hatte geholfen, wenn auch nicht viel, denn als sie Lorraines Bauch geöffnet hatte, hatte sie eine größere Ansammlung von Tumoren vorgefunden, ein Anblick, der ihr schier das Herz zerriss. Die betreffenden Seiten in dem Buch waren blutverschmiert, sodass sie jedes Mal, wenn sie es zur Hand nahm, an diesen schrecklichen Tag erinnert wurde, der ihre Fähigkeiten bis an ihre Grenzen auf die Probe gestellt hatte. Sie hatte Gott an diesem Tag gedankt, dass sie wenigstens
daran gedacht hatte, für genügend Betäubungsmittel zu sorgen.
    »Ruhe in Frieden«, sagte sie leise. Sie vermisste ihre Freundin, die mittlerweile verstorben war.
    Das Mikroskop wurde manuell scharf gestellt - eines mit automatischer Einstellung hätte zu viel Strom verbraucht -, und sie

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