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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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sich von jemandem helfen oder geht zweimal, um seine Fracht zu befördern?
    Er wollte dem Mann bereits hinterherrufen und ihm seine Hilfe anbieten, als er ihn in einer schmalen Gasse verschwinden sah. Nachdem er zwei oder drei Schritte gegangen war, verlagerte der Mann seine Last ein wenig, sodass er sie mit einer Hand halten konnte, und kratzte sich mit der anderen Hand am Rücken, alles, ohne stehen zu bleiben. Etwa in der Mitte der Gasse hielt er vor einer Tür an und legte den Packen ab. Nach einigen Sekunden öffnet sich die Tür, und der Mann trat mit seiner Last ins Haus.
    Es war ein ganz alltägliches Geschehen, und dennoch ließ irgendetwas daran Alejandro einen Schauer über den Rücken laufen. Er verharrte noch einen Augenblick am Ende der Gasse und kämpfte gegen den Drang an, der Sache näher auf den Grund zu gehen, bis ihm wieder einfiel, dass er derjenige war, dem die Neugier anderer galt. Er verließ den Dorfplatz und setzte seinen Weg an der Kirche vorbei fort, um seine Tochter zu suchen.

    Den Hunden gelang es nicht, jenseits des Dorfes die Witterung der Flüchtlinge wieder aufzunehmen. Gegen Mittag fingen die gelangweilten Männer immer lauter zu murren an. Als Chandos ihnen bei Sonnenuntergang verkündete, sie würden nach Windsor zurückkehren, wurde dies mit freudiger Zustimmung quittiert.

    Außer von de Coucy und Benoît natürlich, die darauf bestanden, die Suche fortzusetzen, obwohl einer der Soldaten krank zu sein schien. Offensichtlich bestand nur in diesem einen Punkt zwischen den beiden Einigkeit, denn im Übrigen hatten sie unablässig leise miteinander gestritten, seit sie von Eyam aufgebrochen waren.
    Ohne seinen adligen Schützlingen Beachtung zu schenken, ließ Chandos den Trupp anhalten und nahm den Meuteführer beiseite.
    »Euer Kamerad scheint … unpässlich zu sein.«
    Der Mann warf rasch einen Blick zu dem blassen, schweißüberströmten Soldaten. »Da muss ich Euch zustimmen«, sagte er. »Er ist freilich höchst beunruhigt wegen …«
    Bevor er den Satz beenden konnte, stöhnte der Soldat auf und griff sich an den Leib. Chandos und der Meuteführer drehten sich genau in dem Moment zu ihm um, als er zur Seite kippte.
    Sie eilten zu ihm; der Mann lag auf dem Boden und hatte die Knie an die Brust gezogen. Gemeinsam legten sie ihn ausgestreckt hin. Die Augen des Mannes starrten blicklos nach oben, und Chandos schlug ihm leicht auf die Wange, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Der Soldat schloss die Augen, um sie gleich darauf wieder zu öffnen. Er drehte den Kopf zur Seite und übergab sich.
    Die anderen Männer wichen hastig zurück. Chandos dachte einen Moment nach, dann wandte er sich ebenfalls ab. Er zeigte auf zwei seiner Soldaten. »Fertigt eine Trage an«, befahl er. »Wir werden diesen Mann unverzüglich nach Windsor zurückbringen.«
    De Coucy kam angeritten. »Der Mann hat womöglich die Pest. Wir können ihn nicht zurückbringen.«
    »Und was soll ich Eurer Meinung nach tun, Sir? Ihn hier den Wölfen überlassen? Ich kann keine Beulen an ihm entdecken. Vermutlich hat er nur etwas Unbekömmliches gegessen.« Er hielt kurz inne, dann fügte er kalt hinzu: »Mag auch sein,
dass er etwas von dem verschwundenen Fuchs zu sich genommen hat.«
    Neben de Coucy erschien Benoît. »Tötet den Mann hier an Ort und Stelle, dann wisst Ihr mit Gewissheit, dass er nichts davon merkt, wenn sich die Wölfe über ihn hermachen.«
    Chandos hatte sein Schwert gezogen und es auf die Kehle des widerwärtigen kleinen Mannes gerichtet, bevor dieser wusste, wie ihm geschah. Keiner der anderen Männer rührte sich, alle sahen aus sicherer Entfernung zu, wie Chandos mit der Spitze seines Schwerts Benoîts Kehle berührte. Dieser wich in seinem Sattel zurück, doch Chandos streckte einfach nur den Arm etwas weiter aus, sodass die Schwertspitze blieb, wo sie war.
    Ein Stoß, dachte er. Ein einziger köstlicher Stoß, und die Welt wäre von diesem Wurm befreit.
    De Coucy ergriff erneut das Wort. Seine ruhige, leise Stimme drang wie aus weiter Ferne an Chandos Ohr; es schien, als gäbe es nur noch Benoît und ihn.
    »Gewiss«, hörte er de Coucy sagen, »können wir zu einer vernünftigen Übereinkunft finden, wie weiter vorzugehen ist.«
    Chandos war sicher, dass er mit diesem Mann zu keiner wie auch immer gearteten Übereinkunft gelangen würde, es sei denn, sie betraf etwas, das unverrückbar feststand - wie der Lauf der Sonne. Er hörte sich de Coucys Vorschlag an, ohne Benoît dabei

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