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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Alejandro, der im Garten stand. Der Medicus war dabei, eine sehr schmale Klinge zu schärfen, wie sie Blackwell noch nie zuvor gesehen hatte. Der Mann aus Eyam nickte zum Gruß und sagte: »Das ist eine recht ungewöhnliche Klinge.«
    »Das will ich wohl meinen.« Alejandro hielt es in die Höhe, damit Blackwell es besser betrachten konnte. »Man nennt es ein Skalpell.«
    »Ah«, sagte Blackwell. »Wozu benutzt man es?«

    »Um weiche Dinge zu zerschneiden, wie … das Fleisch eines Menschen.«
    Blackwell schluckte. »Nun denn, dann bedarf es guter Pflege. Niemand möchte mit einer stumpfen Klinge geschnitten werden.«
    Mit einem freundlichen kleinen Lächeln wandte Alejandro sich wieder seiner Arbeit zu.
    Blackwell merkte, dass es über das Skalpell nichts mehr zu reden gab, und wechselte das Thema. »Mein Sohn stieg heute Vormittag auf einen Baum.«
    »Die Jugend ist ein Segen, und man tut gut daran, sie mit solchen Beschäftigungen zu verbringen. Von einem luftigen Ausguck kann man vieles sehen.«
    Blackwell sah eine Weile schweigend zu, wie Alejandro die Klinge seines Messers noch weiter schärfte. Schließlich konnte er nicht länger an sich halten. »Er sah - und hörte - tatsächlich einiges von seinem Baum.«
    Alejandro steckte das Skalpell zurück in seine Lederhülle und blickte auf. »Ja?«
    »Sehr viel«, wiederholte Blackwell.
    Alejandro verstaute das Skalpell in dem an seinem Gürtel befestigten Beutel. »Das hört sich interessant an.«
    »Er beobachtete berittene Soldaten des Königs bei der Rast. Er ist sicher, dass sie ihn nicht bemerkt haben.«
    »Euer Sohn muss außerordentlich leise gewesen sein.«
    »Ich habe ihn gut erzogen«, erwiderte Blackwell. »Er hörte sie von einer jungen Frau sprechen, die aus Windsor geflohen ist«, fuhr er fort und kniff dabei die Augen zusammen. »Eine geflohene Braut, sagten sie. Eine Prinzessin.«
    »Tatsächlich?«, sagte Alejandro und hielt dem argwöhnischen Blick stand. »Ich bedaure den unglücklichen Bräutigam, der zurückgelassen wurde.«
    »Das muss man wohl.« Blackwell sah seinen Gast unverwandt an. »Vielleicht habt Ihr auf Eurer Reise ja etwas von diesem Vorkommnis vernommen.«

    »Nein«, sagte Alejandro müde. »Kein Wort.« Er zog das Skalpell noch einmal aus der Scheide und fuhr mit dem Finger an der Klinge entlang, als wolle er prüfen, ob es scharf genug war. »Ich würde es Euch gewiss erzählen, wenn dem so wäre, da Euch so daran gelegen zu sein scheint.«
    Die Blicke der beiden Männer trafen sich zu einem stummen Kräftemessen.

    Chandos und seine Männer schlugen ihr Lager eine Stunde östlich des von der Pest geplagten Dorfes auf - Eyam, wie auf einem Wegweiser gestanden hatte. Der Ort hatte ihm Unbehagen bereitet, und er war froh, als sie ihn hinter sich gelassen hatten.
    Doch auch in den tiefen Wäldern fühlte er sich keineswegs sicher. Sie würden die Suche am nächsten Morgen einen weiteren Tag lang fortsetzen. Chandos war jedoch davon überzeugt, dass es vergeblich sein würde. Vielleicht, dachte er, hätte sich das Herz des Mädchens weniger gegen Edward verhärtet, wenn er sie schon früher als Tochter anerkannt hätte. Aber jetzt ließ sich nichts mehr daran ändern, nicht das Geringste.

    Nach der unerfreulichen Unterhaltung hatte Alejandro es eilig, von Blackwell wegzukommen. Auf der Suche nach Kate begab er sich in die Küche, wo er sie zuletzt gesehen hatte, Blackwells Frau erklärte ihm jedoch, sie sei gegangen, um Heilkräuter zu sammeln.
    »Ihr werdet sie beim Friedhof nördlich der Kirche antreffen«, sagte sie.
    Er lief durch das Dorf und hielt sich dabei möglichst im Schatten, geplagt von der Angst, dass noch jemand die Reiter gesehen oder gehört haben könnte. Aber er begegnete kaum jemandem, und ihm fiel auch sonst nichts auf, was Anlass zur Besorgnis gegeben hätte.
    Plötzlich hörte er hinter sich jemanden schwer atmen. Er drehte sich um und sah sich einem o-beinigen Mann gegenüber,
der mehrere in grobes Tuch gehüllte Pakete auf der Schulter trug. Dem geröteten Gesicht des Mannes und seinem Keuchen nach zu schließen, musste seine Last recht schwer sein. Alejandro blieb stehen und wartete, bis der Mann herangekommen war, und als er an ihm vorbeiging, wünschte er ihm einen guten Tag. Der beladene Mann erwiderte nichts darauf, nickte jedoch. Er schien in großer Eile zu sein.
    Merkwürdig, dachte Alejandro, als er dem Mann nachsah, der unter seiner Last weitertaumelte. Warum benutzt er keinen Karren oder lässt

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