Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus
auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen.
»Ich werde mit dem kranken Mann und den anderen nach Windsor zurückreiten. Ich benötige Zeit, um die Vorbereitungen für meine Hochzeit zu treffen.« Dann senkte er die Stimme. »Ihr führt hier das Kommando, Sir, und könnt Befehle erteilen, wie es Euch beliebt. Aber vielleicht könntet Ihr die Suche mithilfe meines teuren Vetters noch ein oder zwei Tage fortsetzen. Immerhin dient sie ausschließlich seinem Nutzen. Wer weiß, was dabei herauskommt, wenn man noch etwas Mühe aufwendet. Ein glückliches Ende, so Gott will.«
Sieh an, Chandos lachte insgeheim in sich hinein, als er sein Schwert sinken ließ, möglicherweise sind die Blutsbande zwischen den beiden nicht so eng, wie der König dachte.
»Um Gottes willen, Mann«, sagte die Frau des Schneiders, »was hast du da?«
»Wolltuch«, erwiderte er barsch. »Aus London. Nichts weiter. Wie soll ein Mann seinen Lebensunterhalt verdienen, wenn man ihm das vorenthält, was er für sein Gewerbe braucht?«
»Es wurde bestimmt, dass im Moment nichts ins Dorf gebracht werden soll! Es dauert nur noch kurze Zeit, bis …«
»Gütiger Himmel, Frau«, sagte er. »Meinst du, in diesen Tuchballen hat sich die Pest versteckt? Sie sind eingeschlagen, und zwar seit sie London verlassen haben. Und nun sei still und lass niemandem gegenüber ein Wort davon verlauten, oder du handelst dir ein paar Backpfeifen ein.«
Im vergangenen Monat hatte sie drei Tage lang kaum etwas hören können, weil es ihr so in den Ohren geklungen hatte. Sie beugte den Kopf und sagte: »Ja, Mann.«
»So ist es brav«, sagte er. Er packte sie und drückte ihr ohne jede Zärtlichkeit einen Kuss auf die Stirn. Die arme Frau ließ es starr über sich ergehen.
Eines Tages, dachte sie und überließ ihn seinen Tuchballen, wird Gott dich für deine Grobheit strafen.
Die Ältesten von Eyam hatten sich wie gewöhnlich in der Taverne gegenüber der Kirche versammelt. Vor jedem stand ein Krug Ale, als sie sich daranmachten, die Probleme des Dorfes zu regeln. Die Verhandlung politischer Angelegenheiten war in Eyam nicht denkbar ohne eine gewisse Menge dieses Getränks, das die Anstrengungen wesentlich angenehmer machte und bei den Beratungen zu vernünftigen Ergebnissen führte, zumindest in den Augen derer, die unmittelbar daran beteiligt waren. Es waren ihrer sieben, und sie alle nahmen die Aufgabe, sich um die Belange von Eyam zu kümmern, sehr viel ernster,
als man es in Anbetracht ihrer Methoden angenommen hätte. Genau um diesen Tisch hatten sie gesessen und beschlossen, eine schwarze Fahne aufzuhängen, um den Eindruck zu erwecken, sie wären von der Pest heimgesucht, und so zu verhindern, dass Waren ins Dorf kamen, die die Seuche hätten mitbringen können.
Der Arzt, den man nach Windsor schickte, sagte einer von ihnen, der einst als Wächter dort gedient hatte, ließ nichts und niemanden herein oder hinaus, ohne zuerst eine Quarantäne zu verhängen. Und wir alle überstanden den Winter, bis auf einen einzigen Mann, der sich nach draußen gewagt hatte.
Sie waren bei der dritten Runde Ale angelangt, als die Frau des Schneiders in die Taverne gestürzt kam, das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben.
Thomas Blackwell saß vor einem Krug Bier und hörte den Erörterungen des Ältestenrats zu.
»Gott sei uns gnädig«, murmelte er vor sich hin, nachdem er ihren Bericht von der plötzlichen Krankheit ihres Mannes vernommen hatte. Er bestellte noch einen Krug und trank ihn in einem Zug aus.
Einer der Ältesten ging mit ihr. Als er kurz darauf zurückkehrte, war sein Gesicht bleich vor Schrecken.
»Er brachte Tuchballen aus London ins Dorf.«
Im Nu waren die anderen auf den Füßen. Blackwell sah ihnen nach, als sie hinauseilten. Er wusste nicht, wohin sie wollten. Er wusste nur, dass er nach Hause musste, denn wenn es sein musste, würde er seine Frau und seine Kinder wie eine Herde Vieh bis ans Ende der Welt treiben, um sie vor der Pest zu schützen.
Alejandro und Kate saßen an dem langen Tisch und sortierten die Kräuter, die sie gesammelt hatten. Einige davon würden sie der Hausherrin überlassen, den Rest würden sie mitnehmen. Alles war für ihren Aufbruch am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang
bereit. Als Blackwell hereinkam, keuchend, nachdem er den ganzen Weg von der Taverne nach Hause gerannt war, stand Alejandro halb auf, da er eine weitere Auseinandersetzung erwartete.
Doch nichts Derartiges geschah. Stattdessen stieß Blackwell
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