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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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andere extreme Randgruppen, die glauben, Gott auf ihrer Seite zu haben. Das mussten sie auch tun, um zahlenmäßig nicht zu klein zu werden. Es gibt eine Menge Durchgeknallte, von denen jeder sein eigenes Ziel verfolgt, und sie warten alle nur darauf, endlich zum Zug zu kommen. Eines Tages wird es einen riesigen Showdown geben. Es sieht so aus, als hätten sie zwei Killer miteinander verschmolzen - die Pest und Mr Sam. Dieses neue Bakterium muss nicht mehr an irgendwelchen Rezeptoren andocken - es umgeht das Problem ganz einfach. Die Krankheit entwickelt sich zwar langsamer, aber wenn sie es tut, dann sieht sie aus wie die Pest und hat auch dieselben Folgen. Deshalb sind die Doppeldeltas möglicherweise nicht immun oder resistent - weil dieser Organismus eben nicht wie Mr Sam die Rezeptoren benutzt, um anzudocken, sondern alles selbst tut, was eben zu der langsameren Entwicklung führt.«
    Er zögerte. »Wir haben vor ein paar Monaten eine Probe gefunden, genau wie Sie. Davon ausgehend kann man nur den Schluss ziehen, dass sie nun schon seit einiger Zeit Feldversuche laufen haben - vielleicht ist das Bakterium auf diesem Wege in das Gebiet gedrungen, in dem Sie es gefunden haben. Wir hatten es nicht gesucht, es war reiner Zufall.« Er senkte den Kopf. »Wir haben einen unserer Leute durch die Krankheit verloren, sonst hätten wir vielleicht gar nicht erfahren, dass es sie gibt. Wie Ihre Freundin gesagt hat, sie war der Pest verblüffend ähnlich.«
    »War er einem von der Koalition auf der Spur?«
    »Sie. Nein. Sie kam nicht hier bei uns damit in Kontakt. Seither bleiben wir möglichst innerhalb unserer Mauern, es sei denn, wir sind dazu gezwungen, rauszugehen. Heute waren wir beispielsweise nur draußen, weil wir das Delta-Treffen überwachen wollten - in der Hoffnung, dass wir dabei nicht von ihnen bemerkt werden. Wir haben Sie mitgenommen, weil wir den Eindruck hatten, dass Sie dasselbe tun, aber wir wussten
nicht, warum. Wir waren dort, um die Deltas zu beschützen, wussten jedoch nicht, was Sie im Schilde führen.«
    »Aber woher haben Sie all die Informationen, wenn Sie die Mauern hier kaum verlassen? Von einer einzigen Infizierten lassen sich doch nicht so viele Daten gewinnen.«
    »Wir lassen uns die Daten bringen.«
    Die ganze Geschichte wurde immer verrückter. Fast höhnisch klang ihre Frage: »Schicken Sie etwa kleine Roboter raus?«
    Bruce lachte wehmütig auf. »Das wäre schön«, sagte er. »Die wären wahrscheinlich kooperativer. Wobei wir tatsächlich Emissäre haben - nämlich Adler.«
    »Was?«
    »Adler.«
    Bruce missdeutete Lanys verblüfften Gesichtsausdruck.
    »Kommen Sie«, sagte er. »Ich zeige sie Ihnen, wenn Sie wollen.« Er sah sie prüfend an. »Ich nehme an, dass Sie keine Dummheiten versuchen werden. Und Sie können mir glauben, wenn ich Ihnen sage, dass Sie im Moment besser hier drin sind als allein dort draußen.«
    »Hören Sie«, sagte Lany. »Ich bin Ihnen nicht feindlich gesinnt. Erlauben Sie mir, den Palmtop zu benutzen, um meine Leute wenigstens darüber zu informieren, dass ich in Sicherheit bin?«
    Er bedachte sie mit einem prüfenden Blick. »Später vielleicht.«
    Sie folgte ihm durch die Tür. Zwei junge Männer hefteten sich an ihre Fersen und folgten ihnen wie Adjutanten, während sie durch ein Labyrinth aus unter- und oberirdischen Gängen liefen. Sie kamen an Laboren und Unterrichtsräumen und Abzweigungen vorbei, die, wie Lany sich zu erinnern meinte, einmal zu den Unterkünften geführt hatten; alles machte irgendwie einen vertrauten Eindruck. Nachdem sie fast fünf Minuten gegangen waren, blieben sie vor einer Metalltür stehen. Lany sah durch das Glasfenster in den Raum und erblickte dort
Dutzende von Käfigen. Vereinzelt war Kreischen zu hören, das durch das Glas und die dicke Tür gedämpft wurde.
    »Willkommen in unserem Vogelhaus«, sagte Bruce und drückte die Tür auf.
    Kaum waren sie eingetreten, stieg das Kreischen auf eine ohrenbetäubende Lautstärke an. Lany hielt sich die Ohren zu und rümpfte bei dem Gestank die Nase. Sie folgte Bruce zum ersten Käfig.
    »Diese junge Dame hier ist sechs Monate alt«, sagte er und deutete auf einen wunderschönen, stolzen jungen Vogel mit schimmerndem Gefieder und einem scharfen Schnabel.
    »Sie ist toll«, sagte Lany. »Aber ich verstehe es trotzdem nicht. Richten Sie die Vögel ab?«
    »Das versuchen wir zumindest«, sagte er, »bislang hatten wir allerdings nicht viel Erfolg. Sie verhalten sich rein instinktiv. Wir

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