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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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geben? Vielleicht hat er ja einer davon angehört.«
    Sie erinnerte sich an die unheimliche Internetseite der Einwohner von Mecklenville, von denen bis zur letzten Seele alle gestorben waren. »Wenn er zur Koalition gehörte und sich die Krankheit zuzog, die sie auf irgendeine Weise produziert haben, dann muss er ein Problem für sie gewesen sein. Wahrscheinlich wollten sie ihn loswerden. Gleich neben der Leiche lag ein Kanu; warum sollte jemand im Winter einen Fluss hinunterfahren, wenn er krank ist? Es sei denn, er versucht zu fliehen.«
    »Da könnten Sie recht haben«, sagte Bruce. »In einigen Gruppen, die zur Koalition gehören, ist es eine alte Tradition,
dass sich ihre Mitglieder zur Erreichung des höchsten Ziels selbst opfern. Entsprechend könnten sie den Mann auch infiziert haben, um zu sehen, wie sich die Krankheit entwickelt. Vielleicht wusste er sogar davon, genau wie die Selbstmordattentäter wussten, was sie taten. Und vielleicht wollte er am Ende dann doch nicht mehr mitspielen.«
    »Es könnte auch eine bloße Schlamperei gewesen sein. Erinnern Sie sich an Reston und das Ebola-Virus?«
    »Wer nicht?«, erwiderte er. »Nachdem einer der Affen erkrankt war, entwickelten sie in dem Forschungsinstitut dort ganz neue Verfahrensvorgaben.«
    Nach kurzem Schweigen sagte er: »Ich kannte ein Mitglied der Koalition, damals, in London.«
    Sie sah ihn misstrauisch an. »Ich habe mich schon gewundert, woher Sie die ganzen Informationen über sie haben. Nichts davon ist jemals durch die Medien gegangen.«
    »Ich wusste nicht, dass er zu ihnen gehörte, bis er es mir kurz vor seinem Tod gestand. Er starb übrigens an etwas, das er sich ironischerweise ganz zufällig, durch bloße Schlamperei zuzog.« Das leise Lachen, mit dem er diese Mitteilung abschloss, klang bitter.
    »Ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen das erzähle, das habe ich noch nie jemandem erzählt, selbst … selbst der Frau nicht, der ich damals sehr nahe stand.« Er hielt einen Moment inne, dann fuhr er fort: »Der Mann hat versucht, mich anzuwerben. Ich habe dankend abgelehnt.«
    »Es sieht ganz danach aus.«
    »Das Ganze hat mich damals sehr mitgenommen. Er war jemand, zu dem ich aufsah, zumindest hatte ich das eine Zeit lang getan.«
    »Ich wünschte, ich könnte sagen, es täte mir leid, dass er tot ist«, meinte Lany, »aber das Ganze hört sich für mich schwer nach einem Fall von poetischer Gerechtigkeit an.«
    »Ja und nein«, sagte Bruce. »Es ist rätselhaft.«
    Einen Augenblick lang schien ihn Trauer zu übermannen,
dann riss er sich zusammen. »Jetzt müssen Sie mir sagen, woher Sie von der Koalition wissen.«
    Tja, dachte sie, abgemacht ist abgemacht. »Ich gehörte früher zur Elitetruppe der Biocops.«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Das ist ja ein Ding.«
    Seine Neugier war unübersehbar, aber für die ganze Geschichte hatten sie jetzt keine Zeit; es gab Wichtigeres zu bereden. »Davon werde ich Ihnen später erzählen«, sagte sie. »Wir sollten uns jetzt auf das beschränken, was unmittelbar anliegt, zum Beispiel, was die Koalition Ihrer Meinung nach gerade ausheckt.«
    Er nickte. »Eine üble Sache. Wir haben Sorge, dass davon auch die Deltas bedroht sind.«
    Er sah sie unwillkürlich zusammenzucken.
    »Dann ist unter Ihnen also auch ein Doppeldelta.«
    Hundert Gedanken überstürzten sich in ihrem Kopf, letztlich aber folgte sie wieder ihrem Instinkt, der ihr sagte, dass sie hier eine Menge erfahren konnte, dass dieser Mann rechtschaffen war und sie ihm trauen konnte.
    »Zwei«, sagte sie. »Einer bin ich.«
    »Also hängt für Sie eine Menge von alldem ab.«
    »Mein Leben«, sagte sie. »So wie für jeden anderen.«
    »Okay, ich will es mal folgendermaßen formulieren: Für die Welt hängt von Ihnen und allen anderen Deltas eine ganze Menge ab. Im Moment ist die Koalition verwundbar. Die alte Welt ist für sie genauso wie für alle anderen zusammengebrochen. Die Koalition ist nicht mehr dieselbe. Gut, ihre Grundüberzeugungen haben sich nicht geändert - vernichtet jeden, der nicht demselben Glauben anhängt wie wir -, aber die Gründer sind inzwischen alle tot. Nur sollten wir uns nicht täuschen lassen - sie haben deswegen nicht ihre gesamte Kraft eingebüßt, und ich bin überzeugt, dass sie sich viel besser vor Ansteckung schützen können als wir, auch wenn die von Ihnen entdeckte Leiche auf etwas anderes hinzuweisen scheint.

    Im Laufe der letzten Jahre haben sie eine Reihe von Splittergruppen integriert,

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