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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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die meisten.«
    Vor ihrem inneren Auge sah Lany den enthaupteten Vogel auf dem Boden neben Tom.
    »Ich muss eine E-Mail schicken«, sagte sie. »Und zwar sofort.«

    Als sie darum betete, dass ihr nichts passieren möge, verstand Janie auf einmal, wozu es die Religion gab. Sie würde auf die Knie fallen und Bittgebete an alles richten, was ihr durch diese fürchterliche Nacht helfen könnte. Sie befand sich irgendwo auf der Route 9, in einer halbverfallenen Scheune, die gerade weit genug entfernt von den Resten der Straße gelegen war, dass sie nicht sofort jedem Vorbeikommenden ins Auge fiel, aber dennoch nah genug war, um nötigenfalls schnell fliehen zu können. Der Hunger trieb sie eigentlich vorwärts, aber die Erschöpfung machte es unmöglich, dass sie weiterritt.
    Sie legte sich mit steifen, schmerzenden Gliedern auf ihre Decke und wickelte sich so gut es ging ein. Der Erdboden war hart; die paar Strohballen, die sie entdeckt hatte, waren feucht an der Oberfläche, und sie wagte es nicht, sie in der Dunkelheit zu öffnen. Der Gott, den sie bald anbeten würde, war der Einzige, der wusste, was sich in dem alten Stroh verbarg.

    Eine Maus huschte nur Zentimeter von ihrem Kopf entfernt an ihr vorbei, ihr Getrippel klang laut in der allgemeinen Stille. »Geh weg«, sagte sie und fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis sie anfing, mit sich selbst zu reden.

    Es war tief in der Nacht, als Lany endlich den Bericht über ihre beiden kleinen Gemeinschaften abschloss, den sie Bruce, Fredo und einigen anderen seiner »Lieutenants« gegeben hatte.
    »Das mit dem Vogel tut mir sehr leid«, sagte sie. »Aber er griff Tom an. Er befand sich noch auf dem Mast. Mir blieb nichts anderes übrig.«
    Bruce sagte nichts wegen des Vogels. »Dieser Tom … wessen Mann ist er?«
    »Janies. Der Mast stürzte auf ihn. Er verlor ein Bein.«
    Bruce lehnte sich zurück.
    »Es war furchtbar. Ihr Sohn hat das Ganze beobachtet.«
    »Ihr Sohn.«
    Lany fragte sich einen Moment lang, was ihn an diesem Detail so sehr interessierte, ging jedoch nicht darauf ein, weil sie die anderen möglichst rasch davon überzeugen wollte, dass sie eine E-Mail schicken musste. »Sie haben Proben von neuen Bakterien, die sie unweit ihres Camps gefunden haben«, sagte sie. »Es könnte durchaus dasselbe Zeug sein, das die Koalition produziert hat. Ich muss sie unbedingt warnen.«
    Bruce kehrte schlagartig aus seinen Erinnerungen in die Gegenwart zurück. »Das geht nicht. Einer von der Koalition könnte die Mail abfangen, und dann wissen sie, dass wir hinter ihnen her sind. Das können wir nicht riskieren.«
    »Vielleicht kann ich ihnen eine verschleierte Botschaft zukommen lassen, ohne es direkt anzusprechen.«
    »Zum Beispiel?«
    Sie dachte verzweifelt nach. »Sie sagen zu den Proben, die sie sammeln, SAM-Tips. Das kann ich doch verwenden. Sie werden es als Einzige verstehen.«
    »Nein«, sagte er. »Das ist zu offensichtlich.«

    »Bitte«, flehte sie. »Mein Sohn ist dort. Ich habe meine beiden Töchter an Mr Sam verloren. Ich würde es nicht ertragen, ihn auch noch zu verlieren.«
    Sie sah seinen harten Gesichtsausdruck. Gib ihnen Namen, dachte sie, mach sie zu Menschen, dann wird er seine Härte verlieren. Wie man das bei Kidnappern macht. »Bitte hören Sie mir zu. Es sind dort auch noch andere Leute, Caroline und Michael, ihre kleine Tochter Sarah …«
    Sie sah, wie sich sein Gesichtsausdruck wandelte. Einen kurzen Moment lang schien der Mann, den sie nur unter dem Namen Bruce kannte, von Traurigkeit überwältigt. Dann stand er ziemlich abrupt auf und sah auf sie herunter. »In Ordnung«, sagte er mit zitternder Stimme. »Überlegen Sie sich, was Sie sagen wollen, und wenn ich den Eindruck habe, dass es uns nicht verrät, schicken wir die Mail.« Seine Kameraden sahen ihm ungläubig hinterher, als er auf dem Absatz kehrtmachte und die Tür hinter sich zuschlagend den Raum verließ.

    Janie hörte es über sich flattern und öffnete die Augen. Ein Fink flog im Gebälk der Scheune herum. Sie stützte sich auf einen Ellbogen und fragte sich, warum es plötzlich so hell war, sie hatte doch nur kurz die Augen zumachen wollen. Aber die Steifheit in ihren Gliedern sagte ihr, dass sie einige Stunden geschlafen hatte. Der Scheunenboden war kalt und ihr Rücken ein einziger großer Schmerz, als sie sich zuerst in eine sitzende Position erhob und dann langsam aufstand.
    Jellybean stand geduldig an der Stelle, an der Janie sie angebunden hatte. Die Stute

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