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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Tode nah.
    »Viel besser, danke«, sagte das kleine Mädchen. Seine Stimme war schwach, aber es sprach voll Überzeugung, wie Kate feststellte. Sie trat überrascht einen Schritt zurück.
    »Bemerkenswert«, flüsterte sie.
    Sie gab dem Kind zu trinken und machte sich auf die Suche nach Alejandro. Als sie ihn gefunden hatte, zog sie ihn am Arm mit sich, bis sie außer Hörweite des Mannes waren, den er gerade versorgte.
    »Ihr müsst mit mir kommen, um Euch etwas anzusehen«, sagte sie ungeachtet seines Protests.
    Er folgte ihr zu der Stelle, an der das Kind lag und ihn anlächelte. Kate glättete der Kleinen die Haare und strich ihr über den Kopf; dann trat sie wieder von ihr weg.
    »Sie erholt sich«, sagte Alejandro erstaunt.
    Kate nickte. »Gestern war sie so krank, dass ich sicher war, wir würden sie heute Morgen auf den Karren laden müssen, vielleicht sogar schon letzte Nacht.«
    Ihr Blick schweifte durch die Kirche, hinweg über die Dutzende von Menschen, die krank und - womöglich - sterbend zu ihren Füßen lagen. »Mit ist etwas Seltsames aufgefallen, Père. Viele in diesem Dorf hätten krank werden müssen, weil sie so nah bei denen wohnten, die bereits von der Pest heimgesucht wurden, aber sie blieben verschont.«
    Er war so sehr davon in Anspruch genommen gewesen, sich um die Kranken zu kümmern, dass er das überhaupt nicht bemerkt
hatte. »Du hast recht«, sagte er verwundert. Er sah sich um, um sich mit eigenen Augen von Kates Worten zu überzeugen. Männer pflegten ihre Frauen, ohne selbst krank zu werden, und Kinder - darunter die kleine Tochter des Schneiders - sorgten für ihre kranken Eltern, ohne sich auch nur einen Schnupfen zu holen.
    »Wenn sich nicht das Wesen der Pest geändert hat«, sagte er leise zu Kate, »und bei jenen, die ihr bereits zum Opfer gefallen sind, sehe ich wenig, was darauf schließen lässt, dann muss es in Eyam irgendetwas geben, was einige der Bewohner schützt.«

    Der Mann aus Eyam beugte sich über die Vorräte, die von den Leuten aus dem Norden kürzlich hergebracht worden waren. Es war eine schwere Last, die er da ins Dorf würde tragen müssen, aber er war froh darum, da ihn der Hunger plagte und sich unter den Vorräten auch frisches Brot befand. Er konnte es riechen, und das Wasser lief ihm im Mund zusammen.
    Was kann es schaden, dachte er , wenn ich mir einen Laib davon nehme? Er dachte daran, wie gut sich ein voller Bauch anfühlen würde, und beruhigte sein schlechtes Gewissen damit, dass ein Laib Brot bei einem Dorf voller Leute, von denen viele zu krank zum Essen waren, ohnehin nicht von Bedeutung war.
    Er folgte mit der Nase dem Geruch und entdeckte das Brot im dritten Bündel. Der Laib, den er hervorzog, war noch warm, die Kruste noch nicht hart - es war wohl erst kurz bevor man den Karren beladen hatte aus dem Ofen genommen worden.
    Er umschloss den Brotlaib mit seinen Händen und genoss die Wärme; es war ein kühler Nachmittag unter einem grauen und bedrohlich wirkenden Himmel. Er hielt sich den Laib an die Nase und sog den wundervollen Geruch ein. Gerade als er es an den Mund führen wollte, um den ersten Bissen davon abzubeißen, barst das Brot.
    Der Mann stieß einen lauten Schrei aus und ließ das, was
von dem Laib noch übrig war, fallen, dann blickte er in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen war.

    Nicht weit entfernt im Wald lachte Sir John Chandos leise vor sich hin. Er hängte den Bogen in die Schlaufe an seinem Sattel und streckte Benoît die geöffnete Hand entgegen, der mit finsterer Miene eine Münze hineinfallen ließ.
    »Ihr schließt keine sehr klugen Wetten ab«, sagte Chandos. »Ich hoffe, bei dem, was als Nächstes kommt, fahrt Ihr besser.« Er bedeutete Benoît, ihm zu folgen, und dann gab er seinem Pferd die Sporen und verließ den schützenden Wald. Sie ritten zu dem verblüfften Mann, der noch immer an derselben Stelle stand, die Hände halb erhoben und am ganzen Leib zitternd.
    »Du sollst nicht stehlen«, sagte Chandos, als er sich ihm näherte. Er blieb ein paar Schritte vor dem Dieb stehen und sah auf ihn hernieder.
    Der Mann fiel auf die Knie und sagte: »Haltet Euch fern, Sir, wir haben die Pest im Dorf!«
    »Dessen bin ich mir durchaus bewusst«, sagte Chandos. »Ich habe eure Fahne gesehen. Und mich rührt die Freundlichkeit eurer Nachbarn, die den Kranken Nahrung schicken. Ich werde von ihrer Großzügigkeit dem König berichten, gewiss wird er sie dafür belohnen. Was dich betrifft, so werde ich von deiner Tat

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