Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus
zu versorgen und ihnen Erleichterung zu verschaffen, so gut es ging. Völlig erschöpft und der Verzweiflung nahe ging Alejandro zu den Dorfältesten.
»In dieser Weise können wir nicht fortfahren«, erklärte er ihnen. »Wir laufen von einem Haus zum nächsten, um den Kranken zu helfen. Können wir nicht all jene, die von der Krankheit befallen sind, an einem Ort zusammenbringen, um sie dort zu pflegen?«
Die Ältesten berieten sich kurz untereinander, dann fragte einer von ihnen: »Wie viele sind es?«
»Vielleicht dreißig. Aber es werden noch mehr erkranken, daran besteht kein Zweifel.« Alejandro stieß einen langen Seufzer aus. »Diejenigen, die bislang nicht heimgesucht wurden, sollen in ihren Häusern bleiben. Aber dort, wo die Pest bereits Eingang gefunden hat, wird sie sich nicht barmherziger zeigen als in London - alle Bewohner jener Häuser werden mit ziemlicher Sicherheit erkranken. Sie müssen die Ihren in die Quarantäne begleiten. Bis sie krank werden, können sie helfen, ihre Angehörigen zu pflegen.«
Ein anderer der Ältesten sagte: »Wir haben nur die Kirche, in der genug Platz für alle wäre.«
»Und wenn die Kirche voll ist?«, fragte wiederum der Erste.
»Sie wird voll werden, das versichere ich Euch«, sagte Alejandro, als er ihre entsetzten Mienen sah.
Sie begannen heftig zu streiten, während Alejandro dabeistand und seine Ungeduld mit jedem Wort, das sie sagten, größer wurde. Sie konnten sich nicht einigen, wo man diejenigen, die keinen Platz mehr in der Kirche fänden, unterbringen sollte, und wandten sich stattdessen einer offensichtlich dringlicheren Frage zu.
»Wer soll den Leuten diese Anweisungen überbringen?«
Erneut beratschlagten sie, als wäre Alejandro nicht anwesend. Endlich, als seine Geduld erschöpft war, erhob er seine Stimme über den Lärm.
»Ihr werdet sie ihnen überbringen.«
Auf der Stelle verstummten sie. Er blickte in die Runde und sah nacheinander jedem der Männer in die Augen, und dann wiederholte er leise: »Ihr werdet es tun.«
Die heimkehrenden Soldaten wurden nicht mit einem Ehrenspalier empfangen, wie sie verabschiedet worden waren, da sie außer einem kranken Mann nichts vorzuweisen hatten. Sie überließen den stöhnenden Mann der Obhut des unglücklichen Kastellans. De Coucys Worte klangen ihm noch in den Ohren: Sorgt dafür, dass man sich um den Kranken kümmert.
Er trat leise und vorsichtig an die Trage und beugte sich darüber, wobei er sich fragte, was de Coucy mit dieser vagen Anweisung gemeint haben mochte. Das Gesicht des Kranken glänzte von Schweiß, und er war sehr blass.
Tief aus seiner Brust kam in regelmäßigen Abständen ein rasselnder Husten. Da der Kastellan nicht wusste, was er sonst hätte tun sollen, eilte er davon, um die alte Nurse zu holen, die sich mit solchen Dingen auskannte.
Er fand sie in den Gemächern der Prinzessin, wo die gebrechliche Frau gerade eine Wäschemagd am Ohr zog und laut wegen ihrer Faulheit und Nachlässigkeit schalt.
»Ihr müsst mit mir kommen«, sagte der Kastellan, »ich bedarf dringend Eures Rats!« Er führte sie zum Fenster und deutete auf die Trage im Hof. Sie war von einem Kreis Neugieriger umringt, wenn auch alle darauf bedacht, Abstand zu halten.
Als die Nurse den kranken Mann erblickte, bekreuzigte sie sich rasch. Sie schickte die schluchzende Wäschemagd fort und wandte sich wieder dem Kastellan zu.
»Er muss unter Quarantäne gestellt werden«, sagte sie und trat vom Fenster weg.
»Aber was, wenn es die Pest ist?«, fragte der Kastellan mit ängstlicher Stimme.
»Wie soll man das von hier oben aus beurteilen?«, rief sie. »Ich bin kein Arzt. Es ist wohl am besten, Ihr schickt nach dem Astrologen der Königin. Lasst ihn entscheiden, was zu tun ist. Aber zunächst muss man den Mann wegbringen, sonst werden wir alle sterben.«
Der Kastellan sah ihr nach, als sie davonhumpelte, und er wusste nicht, was in ihrem Herzen vor sich ging. Aber er wusste, wie gut jemand, der jahrzehntelang in den Diensten der Plantagenets gestanden hatte, seine Gefühle zu verbergen verstand.
König Edward saß auf dem Thron, seine Gemahlin neben sich, und hörte aufmerksam zu, als der Hofastrologe - mit gesenkter Stimme, damit die übrigen im Thronsaal Anwesenden es nicht hören konnten - seine Meinung über den Gesundheitszustand des kranken Soldaten zum Besten gab. Der König hielt den Astrologen für einen Scharlatan, da er die Königin bei verschiedenen Gelegenheiten zu Vorgehensweisen
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