Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus
dass Chaucer ein Vermögen zugefallen sei, sondern etwas, das ihm weitaus mehr am Herzen lag.
Mein teuerster Geoffrey, zweifellos fragt Ihr Euch, was aus uns geworden sein mag; ich werde es Euch berichten, soweit es mir möglich ist, ohne zu viel zu enthüllen. Man versicherte uns, dass der Mann, der Euch diesen Brief überbringen lassen wird, sehr diskret ist, wie es dem Stand seiner Kunden entspricht, von denen einer zufällig in Paris wohnt.
Inzwischen wisst Ihr wohl, dass Sir John Chandos ohne uns nach Windsor zurückkehrte, es sei denn, eine glückliche Fügung hat es Euch erlaubt, diesem finsteren Ort zu entfiehen, und Ihr bleibt daher fürderhin von den Ränken dort verschont. Der ehrenwerte Ritter holte uns in einem Dorf namens Eyam ein, weit im Norden, wohin wir in der Hoffnung gefüchtet waren, unsere Verfolger zu verwirren. Benoît begleitete ihn; ich kann Euch in diesem Brief nicht berichten, was ihm widerfuhr, aus Angst, dass es sich eines Tages rächen könnte, aber ich kann immerhin sagen, dass ihn sein verdientes Schicksal ereilte.
Chaucer überflog die Schilderung der Ereignisse in Eyam.
Wir entkamen Chandos und ritten viele Tage nach Süden. Auf der Salisbury Plain trafen wir auf eine Gesellschaft von Reisenden, Pilger auf dem Weg nach Canterbury. Unsere Absicht war es ursprünglich gewesen, nach Southampton zu gehen, aber einer der Pilger sagte uns, wir würden dort wohl kaum eine Möglichkeit zur Überfahrt finden, da die Schiffe zumeist nur Fracht beförderten, und wenn sich jemand lediglich nach einer Überfahrt erkundige, könnte er damit Argwohn erwecken. Obschon wir Angst hatten, nach Dover zu gehen, hielten wir es nicht für ratsam, uns den Gefahren in den Häfen im Süden auszusetzen, und fassten den Entschluss, uns den Pilgern anzuschließen, da wir inmitten einer solchen Gesellschaft wohl weniger auffallen würden. Wir behielten unsere Geschichte für uns und erzählten nur, dass wir Vater und Tochter seien und uns nach einem Besuch bei Verwandten in England auf dem Heimweg nach Frankreich befänden. Dies entsprach zum größten Teil der Wahrheit, und niemand schien das Bedürfnis zu verspüren, uns weiter auszufragen.
Es waren liebenswürdige und unterhaltsame Mitreisende,
darunter ein Priester, eine Nonne und Männer, die allen möglichen Gewerben nachgingen: Müller, Seiler, Tischler und dergleichen mehr. Auch Frauen waren dabei, eine davon stach unter allen anderen hervor, gleichermaßen eindrucksvoll von Gestalt und Geist. Sie verfügte über einen einzigartigen Witz und verstand es stets, mich zum Lachen zu bringen. Sie hatte zu allem und jedem eine eigene Meinung und ließ sich nicht lange bitten, diese zum Besten zu geben. Zu der Gesellschaft gehörte außerdem ein älterer Ritter, ein sanfter, stiller Mann, dessen letzter Wunsch im Leben es war, in der heiligen Kathedrale für die Seele seiner Tochter zu beten, die Gott kurz zuvor zu sich genommen hatte. Obwohl er freundlich und klug war, schien ihn mitunter jegliche Lebenskraft zu verlassen, und wenn man ihn nach dem Hinscheiden seiner Tochter fragte, versank er in einer so tiefen Traurigkeit, dass er durch nichts wieder aufzuheitern war.
Abgesehen von dieser Betrüblichkeit verlief unsere Reise ohne besondere Ereignisse, auf eine Art, die man sogar als gut bezeichnen könnte! Dank der Mitreisenden mit ihren Freuden, Leiden und Ansichten war der lange Ritt leichter zu ertragen, als es sonst womöglich der Fall gewesen wäre. Ich werde sie stets in Erinnerung behalten, ebenso wie all die Geschichten, die sie einander erzählten.
Ich erlebte meinen Père noch niemals zuvor so lebhaft und glücklich wie auf diesem Teil unserer Reise. Es gibt eine Dame, die er liebt und die in Frankreich auf ihn wartet, und mit jedem Tag, den wir uns der Überfahrt näherten, hellte sich seine Miene ein wenig mehr auf. In Canterbury nahmen wir unter vielen Tränen Abschied von den freundlichen Pilgern und setzten unseren Weg nach Dover fort.
Doch bevor wir Canterbury verließen, suchten wir das Grab von Lady Adele de Throxwood auf, die meiner
Schwester zu einer Zeit, da sie jünger an Jahren war, als ich es jetzt bin, als Hofdame diente.
Chaucer dachte zurück an den Tag des Maskenfests, als ihm in den Wäldern von Charing Cross die Gestalt einer Frau erschienen war. Möglicherweise war sie es gewesen.
»Ihr unternahmt eine lange Reise, um Euch zu erkennen zu geben«, flüsterte er ihrem Geist zu.
Dieser Lady gehörte Père Herz, als er
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