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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Moment lang blieb er mit wild schlagendem Herzen davor stehen. Dann nahm er all seinen Mut zusammen und klopfte leise an die Tür.
    Er wartete. Keine Antwort. Er klopfte erneut, ein wenig fester diesmal, noch immer keine Antwort. Er drückte die Tür langsam auf und stellte zu seinem großen Schrecken fest, dass die Kammer leer war.
    Von Panik erfüllt, eilte er die Treppe hinunter und suchte in der Bibliothek nach ihr. Auch hier fand er sie nicht, und seine Angst, sie könnte fortgegangen sein, wuchs immer mehr. Schließlich begab er sich in die Küche, wo die Mägde bereits dabei waren, Brot zu backen. Schnell näherte er sich einer der älteren Mägde, einer Frau namens Mathilde, die schon lange in diesem Haushalt in Stellung war, wie er wusste.
    »Bitte«, sagte er, »die Mademoiselle? Ist sie fort?«
    Mathilde bedachte ihn mit einem wissenden Lächeln. »Unten«, sagte sie und deutete auf die Treppe. »Im Keller.«
    Vor acht Jahren hatten ihn de Chauliacs Leibwachen diese Treppe hinuntergeworfen, und jetzt wäre er in seiner Hast beinahe von selbst hinabgestürzt. In einer Halterung an der schwitzenden Wand brannte eine Kerze; er nahm sie heraus, und ihr Schein wies ihm den Weg zu Philomènes Schlafstätte.
    Er stellte fest, dass de Chauliac ihr eine behagliche Kammer eingerichtet hatte, mit einem Tisch und einem Stuhl und einer kleinen Kommode. Er beugte sich über den Tisch und erblickte mehrere Seiten von de Chauliacs Manuskript, sehr viel ordentlicher aufeinandergestapelt, als er selbst es getan hätte.
    Und dann stand er vor Philomène selbst. Erneut nahm ihn ihr Liebreiz gefangen, sie erschien ihm sogar noch schöner, als
er sie in Erinnerung hatte. Er löschte die Kerze, schlug die Decke zurück und schlüpfte in dem Moment neben ihr in das Bett, als sie die Augen öffnete.
    Sie schlang die Arme um ihn und zog ihn an sich, klammerte sich an ihn, als wolle sie ihn nie mehr loslassen.
    »Oh«, flüsterte sie. »Mein Geliebter, du bist hier. Ich kann es kaum glauben …«
    Vor Glück brachten sie nur stammelnde Worte heraus, mit fliegenden Händen berührten sie einander, um sich zu vergewissern, dass es kein Traum war.
    »Warum bist du hier unten und nicht oben in deiner Kammer? Ich ängstigte mich, als ich sie leer vorfand.«
    »Es war mein Wunsch«, erwiderte sie. »Oft wache ich mitten in der Nacht auf, weil du mir im Traum erschienst, und die Arbeit hilft mir, meinen Geist zu beschäftigen.«
    Und dann nahm Philomène seine Hände und legte sie um ihren Leib. Sie führte sie zu der leichten Wölbung an der Stelle, an der einst ihr flacher Bauch gewesen war. »Doch nun lass uns von anderen Dingen sprechen.«
    Alejandro richtete sich auf einem Arm auf und beugte sich über sie; seine Miene zeugte von fassungslosem Erstaunen.
    »Bist du … soll das heißen, ich meine …«
    Sie lachte leise und gab ihm einen Kuss. »Ja.«

    Sie befanden sich im Kreis ihrer kleinen Familie - Kate, Guillaume und Avram Canches -, Alejandro sah jedoch nur Philomène. Die Worte des Sakraments, die Guy de Chauliac aus dem christlichen Buch vorlas, das er aufgeschlagen in Händen hielt, drangen kaum an sein Ohr. Direkt neben ihnen standen Kate und Guillaume und verfolgten strahlend die Zeremonie.
    Etwas weiter entfernt standen die Bediensteten und vergossen vor Rührung die eine oder andere Träne, da es sich um ein überaus glückliches Ereignis handelte und sie dem Mann und der Frau, die der Hausherr soeben miteinander vermählte, von Herzen zugetan waren. Laute Jubelrufe ertönten, als die
Zeremonie beendet war; vom Knecht bis zur Spülmagd wollten alle dem freudestrahlenden Paar gratulieren.
    Und dann wurde das Paar unter zahlreichen guten Wünschen in sein Schlafgemach geschickt, um dort die erste Nacht als Eheleute zu verbringen.

    Philomènes Wehen begannen an einem Nachmittag im Dezember, als die Sonne sich dem Horizont zuneigte. Die Ermahnungen ihres Gemahls in den Wind schlagend, hatte sie sich geweigert, sich in ausreichender Zeit vor der Geburt zurückzuziehen, wie es andere Frauen taten. An diesem Morgen fühlte sie sich von einer großen Unrast erfasst, und obwohl sie wusste, dass die Geburt eines Kindes schwere Stunden für die Mutter bedeutete, konnte sie sich die dunkle Vorahnung nicht erklären, die von ihr Besitz ergriff. Als am Nachmittag das Fruchtwasser zu fließen begann, schickte sie Kate, um Alejandro von seiner Arbeit mit de Chauliac wegzuholen.
    Zwei Stunden nach Sonnenuntergang, als sich die meisten

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