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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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sagte mit einer Stimme, die durch den Helm gedämpft war: »Da müssen wir wohl auf den nächsten Wildwechsel warten, alter Knabe.«
    Sie hielten sich noch ein Stück parallel zur Straße. Zu seiner Linken meinte Michael in nicht allzu großer Entfernung eine Öffnung im Gehölz zu sehen. Hoffnung keimte in ihm auf, dass der Untergrund schon bald besser werden würde. Er trieb das Pferd an, und sie waren beinahe bei dem Durchlass angelangt, als plötzlich der steinige, verschlammte Boden unter ihnen nachgab. Michael hielt sich fest, um nicht aus dem Sattel zu kippen, und lehnte sich auf die dem Berg zugewandte Seite, als das Pferd abwärtsrutschte.
    Aber die Schwerkraft siegte, und Michael stürzte zusammen mit dem Pferd zu Boden. Mit einem dumpfen Knall landete er auf dem Rücken; einen Moment lang blieb ihm die Luft weg. Er lag kurz da, bis er aus dem Augenwinkel sah, dass Galen wild um sich trat, weil er sich wieder aufrichten wollte. Er setzte sich auf und rutschte gerade noch rechtzeitig aus der Reichweite der Hufe. Galen kämpfte noch einen Moment, dann schaffte er es, sich zu erheben, und schnaubte und stampfte wütend angesichts der Schande, gestürzt zu sein.
    Michael ächzte und tastete seine Gliedmaßen ab, dann erhob
auch er sich langsam; offenbar hatte er sich nichts gebrochen. Er fing an, sich den Dreck abzuwischen. Das war mit den Handschuhen gar nicht so einfach, und er war einen Moment lang versucht, sie auszuziehen.
    Da blieb sein Daumen an etwas hängen. Er drehte den Oberkörper so weit es ging und sah an seinem Oberschenkel entlang.
    »Scheiße.« In dem beschichteten Gewebe des Schutzanzugs war ein etwa sieben Zentimeter langer Riss.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße«, schimpfte er noch lauter. Er schob das Visier auf, riss sich die Handschuhe herunter und warf sie in einem Wutanfall auf den Boden. Geräusche drangen an seine eben noch geschützten Ohren; er hörte Vögel singen und das ferne Rauschen des Windes auf der anderen Seite des Berges. Und dann hörte er etwas, das er niemals erwartet hätte.
    »Rühren Sie sich nicht von der Stelle.«
    Er wirbelte in seinem knisternden Anzug herum und sah sich der Mündung einer Schrotflinte gegenüber, die eine zierlich wirkende Frau in einer Schaffelljacke direkt auf ihn richtete. Seine rechte Hand griff automatisch an seine Hüfte, wo sich seine Waffe befunden hätte, hätte er nicht diesen Anzug getragen. Er hatte die Pistole unter einen Gurt am Sattel geschoben; sein Blick ging schnell zu Galen, aber das Pferd stand so, dass er nicht sehen konnte, ob sie noch da war.
    »Sie hängt noch am Sattel«, sagte die Frau. »Ich werde sie gleich holen.« Sie saß ganz entspannt auf dem Rücken eines Apfelschimmels. Hinter dem Sattel lagen die schlaffen Körper von zwei oder drei Füchsen - von seinem Blickwinkel aus konnte er es nicht genau sehen. Die Frau hatte lange blonde Haare, die ihr in der leichten Frühlingsbrise immer wieder ins Gesicht wehten. Ihre Augen, die sich auf einer Linie mit dem Gewehrlauf befanden, blickten ihn ruhig an. Sie schien zu wissen, was sie tat.
    Langsam hob er seine Hände, fürs Erste blieb ihm nichts
anderes übrig, und er erlebte im Grunde zum ersten Mal, wie man sich fühlte, wenn man sich in der Gewalt von jemandem mit einer Waffe in der Hand befand. Er selbst hatte sein chemisches Gewehr Hunderte von Malen auf irgendwelche Ganoven gerichtet. Er sollte die Frau überzeugen, dass er keiner von ihnen war.
    »Ich … ich …«, stotterte er, bevor er schließlich herausplatzte: »Ich bin Polizist.«
    Zu seiner Überraschung lachte die Frau. Aber sie wandte auch da nicht die Augen von ihm. »Klar«, sagte sie. Der Griff, mit dem sie die Waffe hielt, lockerte sich, und sie ließ sie ein kleines Stück sinken. Michael sah ihr Gesicht; sie war hübsch, wenngleich nicht mehr ganz jung.
    »Ach, übrigens«, sagte sie und deutete auf ihn, »netter Anzug.«

7
    Die Magd zupfte am Ärmel von Kates Nachthemd.
    »Wacht auf, Mylady«, drängte sie. »Die Prinzessin verlangt nach Euch.«
    Kate öffnete ein Auge und sah die junge Frau misstrauisch an. »Aus welchem Grund?«
    »Ich weiß nur, dass Ihr Reitkleidung anlegen sollt.«
    Kate setzte sich in ihrem Bett auf; obgleich sie der Befehl erboste, erfüllte er sie doch auch mit einer gewissen Aufregung. Ein Ausritt - vielleicht bot sich dadurch eine weitere Gelegenheit!
    »Wohin reiten wir?«
    Das verwirrte Mädchen konnte ihr nicht gleich antworten. Es schien ihr peinlich zu sein, dass

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