Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus
im Tech. Wir sind nicht besonders gut organisiert, aber so langsam zeichnen sich gewisse Strukturen ab …«
Als Bruce dort ankam, stellte er fest, dass Fredo recht gehabt hatte, was ihren Organisationsgrad betraf. Keiner hatte etwas dagegen einzuwenden, als er die Führungsrolle übernahm. Sein Leben bekam wieder Konturen, und sein Zustand deprimierte ihn nicht mehr, weil er etwas hatte, mit dem er sich beschäftigen konnte - eine Aufgabe, ein Ziel, etwas jenseits der täglichen Schmerzen.
»Drei neue Stellen diese Woche«, sagte er, als er aus dem Badezimmer auftauchte.
»Habe ich gesehen«, sagte Fredo. »Ziemlich weit im Westen.«
»Auf jeden Fall weiter westlich als bislang. Was schließt du daraus?«
»Keine Ahnung. Es könnte sich auf natürlichem Wege ausbreiten.«
»Komm schon, Fredo, das glaubst du doch selbst nicht!«
»Nee, wahrscheinlich nicht.«
»Gut, andernfalls würde ich nämlich das Vertrauen in deinen Verstand verlieren. Nein, jemand muss es dort gezielt verbreiten.«
»Aber warum? Was hat es für einen Sinn, auch noch die Letzten von uns zu vernichten?«
»Wir sind Ungläubige, schon vergessen? Das ist der neue Dschihad. Der zweite Anlauf, zu einer Endlösung zu kommen.«
»Ich kapier’s trotzdem nicht. Sie verbreiten dieses neue Zeug, aber genau wie bei Mr Sam könnte der Schuss nach hinten losgehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es auf die Menschheit loslassen, ohne sich in irgendeiner Weise selbst schützen zu können.«
»Sie können sich ohne Weiteres wegducken und warten, bis es seine Wirkung getan hat. Sie haben sich doch schon zurückgezogen, genau wie damals die Taliban in Afghanistan oder wie al Qaida - sie warten einfach und lassen den Dingen ihren Lauf, bis nichts mehr übrig ist.«
Er hatte Tests an bestimmten Vogelarten vorgenommen, die ergaben, dass sie die Krankheit in sich tragen konnten, ohne daran zu sterben. Aber es gab vieles, woran die Vögel sterben könnten, wenn sich die Notwendigkeit dazu ergab.
Er dachte an die Vogelgrippe und erschauerte.
»Wir müssen die Deltas warnen«, sagte Fredo. »Wenn sie eine weitere Reihe von Treffen einberufen, müssen wir wissen, ob sie auch hier wieder eines abhalten wollen.«
Ja, das tun wir, dachte Bruce, als er sich noch einmal die Karte ansah, damit wir lokal handeln können. Denn das ist alles, was uns bleibt.
Janie war allein im Gemeinschaftsraum und legte letzte Hand an den Anzug, als Michael hereinkam. »Guten Morgen, schöne Frau«, sagte er mit einem breiten Lächeln. Dann lupfte er einen imaginären Hut und fügte hinzu: »Ich freue mich auf Corned Beef und Kohl, wenn ich zurückkomme.«
»Schwein und Rüben«, verbesserte Janie ihn.
»Na, dann stelle ich mir einfach ein warmes Abendessen vor.« Er musterte den Anzug, der auf ihn wartete. »Sieht aus, als könnte man ihn so lassen. Ich danke euch.« Er sah sich um. »Und die Stiefel?«
Janie sagte: »Die hat deine Frau.«
In diesem Augenblick kam Caroline mit den Stiefeln herein. Sie stellte sie auf den Boden und gab Michael einen flüchtigen Kuss auf die Wange, aber ihr Gesicht sah sorgenvoll aus. Zärtlich strich sie über seinen Arm. »Möchtest du etwas frühstücken, bevor du gehst? Eier vielleicht?«
Michael legte einen Arm um seine Frau. »Nein, danke, Liebes. Ich esse, wenn ich zurück bin.«
»Aber du brauchst eine Stärkung.«
»Vielleicht, nur wird es ziemlich heiß in dem Ding. Du hast sicher keine Lust, Ei aus dem Helm zu kratzen.«
Nachdem sie zehn Minuten lang Reißverschlüsse, Häkchen und Druckknöpfe geschlossen hatten, war er völlig eingeschlossen. Alles bis auf den Helm war an Ort und Stelle.
Wie er so mit seinem Helm unter dem Arm und den Handschuhen in der Hand dastand, sah er aus wie ein Astronaut. »Na, wie findest du mich?«
Caroline zwang sich zu einem Lächeln. »Du siehst aus wie ein echter Held.«
Janie verstand das als das Stichwort, zu verschwinden. »Ich sehe mal nach den Kindern«, sagte sie und ließ Caroline und Michael zurück, damit sie sich verabschieden konnten.
Als sie in das Kinderzimmer trat, schliefen die beiden noch. Das Zimmer, in dem Alex und Sarah sich ein Stockbett teilten, war einmal ihr Säuglingszimmer gewesen. Vor zwei Jahren hatten ihre Eltern sie in getrennten Zimmern unterbringen wollen, weil sie dachten, es wäre an der Zeit dafür. Nach mehreren Nächten, in denen die Kinder geweint und Albträume gehabt hatten oder ständig angekommen waren und etwas trinken wollten, hatte
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