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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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der zweite Ausbruch seinen Höhepunkt erreichte. Ich muss Ihnen wahrscheinlich nicht sagen, was in der folgenden Zeit passierte.«
    »Nein«, sagte Janie. »Das müssen Sie nicht.«

    Kristina weckte Janie kurz vor der Morgendämmerung aus einem Albtraum. Rasch setzte sie sich auf; Tom neben ihr drehte sich auf die andere Seite.
    »Ich glaube, ich habe es geschafft«, sagte das Mädchen.
    Janie warf die Decke beiseite und setzte sich auf die Bettkante. »So schnell?«
    Selbst in dem schwachen Licht konnte Janie das Funkeln in Kristinas Augen sehen.
    »Komm«, sagte Kristina und zog sie mit sich.
    Janie stand vor dem Computerbildschirm und sah auf die Ergebnisse
der Biospektrum-Prüfung. Im Haus waren gedämpfte Geräusche zu hören, die anderen standen auf. Die Linien und Balken und Ziffern sagten ihr nicht viel. »So soll es aussehen? Bist du sicher?«
    Kristina deutete auf eine Zeile auf dem Bildschirm. »Das ist die Formel für künstliches Insulin«, sagte sie.
    Janie, noch immer in ihrem Nachthemd, setzte sich auf die Kante des Bettes, in dem das kleine Mädchen lag. Sie seifte eine Stelle an dem mageren Oberschenkel ein und spülte sie gründlich mit Wasser ab. Dann stach sie die Nadel in das Muskelfleisch - in das, was davon übrig war - und drückte sanft auf den Kolben, bis die Spritze leer war.
    Der Vater bedachte sie mit einem flehenden Blick.
    »Wenn, dann setzt die Wirkung rasch ein. Wir werden gleich Bescheid wissen.« Sie tätschelte seinen Arm, um ihn zu beruhigen, zumindest versuchte sie es, dann ließ sie die beiden allein.
    Die anderen hatten sich schon im Gemeinschaftsraum versammelt. Nur Sarah und Alex schliefen noch.
    »Und?«, fragte Michael.
    »Wir müssen warten. Und beten.«
    Kurz darauf kam der Vater. Alle wandten sich wortlos zu ihm um.
    »Sie will Wasser«, sagte er. Sein Gesicht war tränenüberströmt. Lauter Jubel brach aus, und alle liefen zu ihm, um ihn zu umarmen und zu beglückwünschen. Schließlich befreite sich der Vater, nahm Kristina in die Arme und drückte sie so fest, dass er ihr beinahe die Rippen brach. Janie ging in die Küche, um ein Glas Wasser zu holen. Dann eilte sie mit leichten und frohen Schritten ins Krankenzimmer.

    »Ich schätze mal, Gafferband war die größte Erfindung des zwanzigsten Jahrhunderts«, sagte Michael und betrachtete das Universalklebeband auf dem Bein seines grünen Schutzanzugs. Der Dreck von seinem Sturz war schon von den Leuten in
Orange weggewaschen worden, und die hatten auch ein Stück des kostbaren Klebebands für die Reparatur zur Verfügung gestellt. »Innen und außen«, sagte er. Er sah zu Caroline auf. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nicht hält.«
    »Sonst kriegt es das Zeug auch mit mir zu tun«, sagte sie. »Wobei es mir im Moment ziemlich egal ist, ob die Gebiete kontaminiert sind.«
    »Wir müssen aber mehr darüber in Erfahrung bringen«, erinnerte er sie sanft. »Wir wurden abgelenkt, als …« Er hielt inne, suchte nach Worten. »Ach, egal«, beendete er den Satz. »Ich hoffe nur, dass nicht noch weitere Abenteuer auf uns warten. Versprich mir, dass du keine Angst haben wirst.«
    Sie versprach es ihm, aber er wusste, dass sie, kaum war er zum Tor draußen, in Panik ausbrechen würde, und die würde erst bei seiner Rückkehr wieder weichen. Aber es gab nichts, womit er sie hätte beruhigen können. Er trug den Anzug unterm Arm, weil ihn diesmal Leute begleiteten, die ihm beim Anziehen helfen konnten, bevor er die kontaminierte Gegend betreten würde, und danach wieder beim Ausziehen.

    Lany und Michael ritten zuerst durch das Tor, dann folgten Vater und Kind zusammen auf einem Pferd. Janie und Evan bildeten die Nachhut. Als sich das Tor zu der schützenden Welt hinter ihr schloss, warf Janie einen Blick zurück und hoffte, dass sie es nicht das letzte Mal passiert hatte.

13
    »Ah, Chaucer, tretet näher«, sagte König Edward.
    Der junge Mann richtete sich aus seiner tiefen Verbeugung auf und ging durch den Audienzsaal auf den König zu, wobei er mit Interesse feststellte, dass keiner der für gewöhnlich um den König herumscharwenzelnden Speichellecker zu sehen war.
    »Ich bedarf erneut Eurer Talente.«

    »Gewiss, Euer Majestät, ich bin entzückt, Euch …«
    »Schon gut«, unterbrach ihn der König. Er erhob sich zu seiner vollen, beeindruckenden Größe. »Das versteht sich wohl von selbst.«
    Chaucer fühlte sich getadelt und verharrte steif auf dem reich verzierten roten Teppich; ganz gegen seine Gewohnheit

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