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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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stand er schweigend da, während der König langsam einmal um ihn herumging. Als Edward seine Musterung beendet hatte, sagte er: »Ihr seid zu einem ansehnlichen jungen Mann herangereift. Eure Mutter und Euer Vater sprechen stets mit Lob von Euren Fortschritten in der Schreibkunst. Wir ziehen ja selbst Unseren Nutzen aus Eurem Können und können Uns mit eigenen Augen von den Fortschritten überzeugen, wenn Unser Schreiber mit anderen Dingen beschäftigt ist.«
    »Danke, Euer Majestät.«
    »Darüber hinaus wurde mir zugetragen, dass auch meine Tochter Euch zu schätzen scheint.«
    Aha, dachte Chaucer , jetzt kommt also die Warnung, wie Kate vorhergesagt hat. Er räusperte sich nervös und sagte: »Es wäre eine unaussprechliche Ehre für mich, die Bewunderung einer Lady, wie sie es ist, auf mich zu ziehen.«
    Der König lächelte belustigt. »Sie ist reizend, nicht wahr? Sie erinnert mich an meine Mutter, sogar noch mehr als Isabella. Wobei sie natürlich eine gewisse Ähnlichkeit mit mir aufweist, findet Ihr nicht?«
    »Ohne jeden Zweifel, Sire. Und wenn ich so kühn sein darf, es noch einmal zu sagen, wie schon viele Male zuvor: Sie weist eine verblüffende Ähnlichkeit mit meinem Herrn, Prinz Lionel, auf.«
    »Ja, das Blut der Plantagenets zeigt sich bei ihr ebenso gefällig wie bei ihrem Bruder.« Er ließ sich wieder auf seinem bevorzugten, mit Schnitzereien verzierten hölzernen Sessel nieder und streckte die Beine aus. »Was die Zukunft meiner Tochter anbelangt, habe ich Pläne, Chaucer, die für das Wohlergehen meines Königsreichs von großer Bedeutung sind. Eines nicht
allzu fernen Tages soll sie verheiratet werden - gut verheiratet, auf mein Wort. Deshalb muss ich darauf bestehen, dass zwischen euch nichts als eine harmlose Tändelei ist, ein Zeitvertreib, und dass Ihr darauf verzichtet, ihr Eure Liebe oder irgendeinen anderen Unsinn zu gestehen.«
    Chaucer ließ sich mit seiner Antwort einen Augenblick Zeit. »Gewiss, Sire«, sagte er dann, »werde ich Eurem Wunsch nachkommen.« Er hielt erneut kurz inne, als dächte er über etwas nach. »Erlaubt mir die Frage, Euer Majestät, betrachtet Ihr die Liebe tatsächlich als Unsinn?«
    »Junger Mann, jetzt ist nicht eben die beste Zeit für solche Haarspaltereien.«
    »Ich verstehe, Euer Majestät, aber ich stelle diese Frage aus philosophischem Interesse und mit allem Respekt. Es liegt mir fern, Euch zu erzürnen. Ich frage nur, weil jedermann sehen kann, dass Ihr und Eure verehrte Königin, Eure Gemahlin, noch immer - zumeist - eine erstaunliche Zuneigung zueinander zeigt.«
    Der König lachte. »Das war keck! Ihr seid noch jung, Chaucer. Eines Tages werdet Ihr verstehen, wie viele verschiedene Formen die Liebe annehmen kann. Ich würde königliche Liebe nicht zur Nachahmung empfehlen.« Dann wurde er wieder ernst. »Ich muss jedenfalls darauf bestehen, dass Ihr Euch jeglicher ernsthaften Liaison mit meiner Tochter enthaltet. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn ihr hin und wieder die Aufmerksamkeit eines ehrenwerten jungen Mannes, wie Ihr es seid, zuteilwird. Aber wir sollten keine falschen Hoffnungen in ihr wecken, da eine Liebelei zwischen Euch nicht meine Billigung finden wird, trotz all Eurer guten Eigenschaften.«
    Chaucer setzte eine möglichst unbeteiligte Miene auf. »Ich verstehe, Sire«, erwiderte er in ruhigem Ton. »Aber erlaubt, dass ich mich nicht zu plötzlich zurückziehe - sie ist eine empfindsame junge Frau, wie Ihr zweifellos wisst.«
    »Gewiss. Seid sanft und freundlich zu ihr; Gott weiß, dass ihr nach den schrecklichen Jahren, die sie in Frankreich verbrachte,
ein wenig Freundlichkeit zusteht. Wenn ich gewusst hätte … Nun, wir wollen jetzt nicht von der unglückseligen Vergangenheit sprechen; Wir können daran nichts ändern, auch wenn Wir es gern täten. Es freut mich, dass wir in dieser Sache zu einer Einigung gelangt sind. Und wenn Ihr jetzt so liebenswürdig wärt, zur Feder zu greifen, würde ich Euch gern einige Briefe diktieren. Der Bote bricht morgen in aller Frühe auf, und es gibt viel zu schreiben.«
    Einige Stunden lang schrieb Chaucer nieder, was ihm der König diktierte; ein- oder zweimal bat er ihn, kurz innezuhalten, damit er seine steif gewordenen Finger strecken konnte. Es war schon sehr spät, als sie den letzten Brief beendeten, ein besonders langes Schreiben; dies war die letzte Gelegenheit, das, was er und Kate sich ausgedacht hatten, in die Tat umzusetzen. Er blickte auf, um zu sehen, ob der König ihn

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