Alera 02 - Zeit der Rache
gekommen«, sagte ich hastig und warf meinem Leibwächter einen drängenden Blick zu, meine Worte zu bestätigen. Doch weder er noch Narian schenkten mir Beachtung.
»Wir sind allein«, beharrte ich. »Genau, wie ich es dir versprochen –«
Ein weiteres leises Geräusch von draußen, vielleicht das Schnauben eines Pferdes, machte meine Worte überflüssig.
»Destari?«, fragte ich ungläubig.
»Wenn du freiwillig mitkommst, werden sie dir vielleicht nichts tun«, sagte der Elitegardist schroff zu Narian. Dessen leises Ausatmen konnte ein Seufzer oder Lacher sein. »Das Haus ist umstellt. Solltest du versuchen zu fliehen, so hat der Hauptmann den Männern Befehl gegeben, dich, auf welche Weise auch immer, aufzuhalten.«
»Nein!«, schrie ich, sprang auf und drehte mich zu meinem Leibwächter. »Du hast mir Gefolgschaft geschworen. Du hast mir versprochen, weder mit Cannan noch mit sonst jemand darüber zu sprechen. Du unterstandest meinem Befehl –«
»Ich habe niemals irgendetwas geschworen. Und was Eure Befehle angeht, Ihr konntet nicht klar denken, Alera –«
»Nenn mich nicht Alera! Ich bin deine Königin, und du bist nichts als ein Verräter.«
Destaris Antwort darauf war, dass er aufstand. Und obwohl ich meinen Zorn immer noch berechtigt fand, gelang es mir nicht, der brennenden Kränkung in seinem Blick standzuhalten.
»Es wäre das Beste für Eure Männer, wenn Ihr mich in Frieden gehen ließet.«
Diesmal funkelte Destari nicht mich, sondern Narian an, und dessen Vorschlag schien ihm nicht zu gefallen.
»Du bist uns unterlegen, Narian. Und du wirst hier nicht lebend herauskommen, solltest du irgendetwas Unüberlegtes versuchen.«
»Hytanisches Blut wird vergossen werden«, warnte Narian. »Wenn nicht jetzt, dann in der Zukunft. Es liegt an Euch, ob dies von meiner Hand oder von der des Overlords geschieht. Ihm wird es Freude bereiten, er wird es verlängern und so viele Menschen töten wie nur möglich. Und nicht nur Soldaten, sondern jeden, der in seine Fänge gerät. Wenn ich jedoch die Truppen anführe, dann werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um die Zahl der Toten klein zu halten.«
»Händige mir deine Waffen aus, und dann werde ich dich hinausführen«, sagte Destari brüsk und ignorierte die Worte des jungen Mannes.
Kurz darauf zuckte Narian mit den Achseln, stand auf und hob besänftigend die Hände.
»Dann entwaffnet mich.«
»Leg deine Waffen auf den Tisch«, befahl Destari, zog sein Schwert, das im Laternenschein glitzerte, und richtete es auf den Jüngeren.
Narian tat, wie ihm geheißen, nahm Schwert und Dolch aus ihren Scheiden und legte sie auf den Tisch.
»Jetzt den Gürtel.«
Wieder gehorchte Narian, öffnete den Gürtel und legte ihn hin. Damit entledigte er sich der Giftpfeile, die als Stickerei getarnt darin verborgen waren, sowie des daran befestigten Säckchens mit explosivem Pulver. Wachsam beobachtete er Destari, der seine Waffe noch nicht gesenkt hatte.
»Und die Stiefel«, brummte der Hauptmannstellvertreter ungeduldig.
»Bei allem Respekt, meine Stiefel werde ich nicht ausziehen, Sir .«
»Die Stiefel oder die Klingen«, feuerte Destari zurück.
Mit einem Seufzer zog Narian zwei dünne Dolche mit gezackten Klingen aus versteckten Scheiden in den Absätzen und Sohlen seiner Stiefel und ließ sie zu den übrigen Waffen auf den Tisch fallen. Nach einem Wink mit Destaris Schwert folgte noch ein Dolch, der in einem seiner Stiefelschäfte verborgen gewesen war.
»Und jetzt roll die Hemdsärmel auf.«
Wieder gehorchte Narian und offenbarte einen Dolch, der mitsamt seiner Scheide auf seinen rechten Unterarm gebunden gewesen war. Destari schien zufrieden, nachdem Narian auch den abgeliefert hatte, denn er senkte nun sein Schwert und winkte seinem Gefangenen mit der Linken, sich zum Durchgang hinüberzubegeben.
»Ich warne Euch noch mal«, hob Narian an, als er um den Tisch herumkam. »Eure Männer sind in Gefahr, solltet Ihr versuchen, mich gefangen zu nehmen.«
»Ruhe jetzt«, fauchte Destari. »Alera – Eure Hoheit – Ihr geht vor und öffnet langsam die Vordertür, dann tretet Ihr sofort zurück.«
Ich nickte, aber mein Gehirn arbeitete fieberhaft. Ich durfte mit meiner Dummheit nicht Narians Tod verschulden – und man würde ihn töten, dessen war ich mir sicher. Narian die Flucht zu ermöglichen, das war die einzige Möglichkeit, um Mirannas Unversehrtheit zu gewährleisten. Hatte Destari das etwa vergessen?
Langsam öffnete ich die Tür, trat
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