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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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gedämpft miteinander zu flüstern, und mir drehte sich der Magen um. Der Krieg hatte von Neuem angefangen. Mir war, als hätte ein Todesmarsch begonnen, der nur eine einzige Frage aufwarf: Wer würde sterben und wann.
    »Verstärkung wird entsandt«, erwiderte Cannan knapp, aber dann legte er besänftigend eine Hand auf die Schulter des Mannes. »Steh bequem und erzähl mir, wie es stand, als du aufgebrochen bist.«
    »Wir hatten nicht mit ihrem Angriff gerechnet, Sir«, gab der Soldat unumwunden zu. »Wir wurden von ihnen überrumpelt –« das leichte Stirnrunzeln des Hauptmannes machte klar, dass auch er selbst nicht mit einem Angriff gerechnet hatte – »und die Cokyrier hätten uns vermutlich überwältigen können, wenn sie mit vollem Einsatz gekämpft hätten. Zu dem Zeitpunkt, als ich losritt, um Verstärkung zu holen, drängten unsere Leute sie bereits zurück. Ehrlich gesagt denke ich, dass sie uns auf die Probe stellen wollten, Sir. Der nächste Angriff wird gewiss weitaus schlimmer sein.«
    »Zweifellos. Ist das alles?«
    »Ja, Sir.«
    »Dann seid Ihr damit entlassen. Meldet Euch auf der Krankenstation und lasst Euer Bein untersuchen.«
    »Aber Sir, ich sollte zurück –«
    »Das war ein Befehl«, sagte Cannan scharf, und man merkte ihm die Härte des bisherigen Tages an. »Übermüdet und verletzt wärt Ihr keine Hilfe.« Es dauerte einen Augenblick, bis er zu seiner unerschütterlichen Haltung zurückfand. »Ich werde zusätzliche Männer schicken. Geht jetzt.«
    »Jawohl, Sir.«
    Der Soldat war sichtlich bekümmert darüber, seinen Hauptmann verärgert zu haben, und humpelte geknickt durch die Eingangstore hinaus in Richtung Kaserne.
    Die Männer, die Cannan als Hilfstrupp zum Fluss geschickt hatte, erwiesen sich als überflüssig, denn der Soldat, der ihm über den cokyrischen Angriff Bericht erstattet hatte, hatte mit seiner Einschätzung über die Absichten des Feindes recht behalten. Sie stellten uns auf die Probe, spielten beinahe mit uns und griffen nur halbherzig an. Sogar die Dienerschaft und das Wachpersonal scherzten darüber, dass unsere Truppen auf dem Schlachtfeld einmal kämpften und dann wieder ein Nickerchen hielten. Bei alledem fragte ich mich, ob Narian dahintersteckte, der mit dieser Taktik versuchte, uns zu demütigen und zu piesacken.
    Von Steldor fehlte immer noch jede Spur, und es wurde zunehmend schwierig, den Anschein zu wahren, alles sei in Ordnung. Als Galen schließlich am frühen Nachmittag des nächsten Tages zurückkehrte – ohne den König und auch ohne eine Idee, wo er noch stecken könnte –, da begann mir klar zu werden, dass Steldor tatsächlich verschollen war. Jeder hatte angenommen, dass er inzwischen wieder da wäre, aber trotz der diskreten Suchtrupps, die Cannan in alle Himmelsrichtungen ausgesandt hatte, gab es keinerlei Hinweise auf seinen Verbleib. Galen wies schließlich darauf hin, dass Steldor als tadellos ausgebildeter Offizier in der Lage wäre, seine Spuren so zu verwischen, dass man ihn erst fände, wenn er das wollte. Cannan befahl seinen Männern jedoch, weiterzusuchen, und hielt dagegen, dass jeder auch noch so gut Ausgebildete Spuren hinterließ. Ich konnte dem Hauptmann ansehen, dass er seit dem Verschwinden seines Sohnes kein Auge mehr zugetan hatte.
    Am späten Nachmittag desselben Tages ging ich allein in meinem Salon auf und ab und verspürte seltsamerweise das Verlangen nach der Gesellschaft meines Gemahls. Trotz unserer Auseinandersetzungen wünschte ich sehnlichst, er würde im nächsten Moment hereinkommen und unversehrt sein. Als ich nicht weiter auf und ab laufen konnte, suchte ich die Kapelle auf. Es war das erste Mal seit Mirannas Entführung. Obwohl es mich schmerzte, die Schwelle zu übertreten, sehnte ich mich nach dem Frieden, den ich zwischen diesen Mauern stets empfunden hatte. Der Altar war inzwischen repariert und kein Zeichen der Tragödie zurückgeblieben, sah man einmal davon ab, dass nun ein neuer Priester meiner Familie beistand. Ich setzte mich in eine der Bänke und ließ meinen Befürchtungen freien Lauf, als ich an Steldor dachte, den nun schon die zweite Nacht an gänzlich unbekanntem Ort erwartete. Möglicherweise verletzt, sicher aber in Gefahr. Komm nach Hause , seufzte ich mit geschlossenen Augen. Sei unversehrt. Bitte, sei unversehrt und komm nach Hause .
    Als ich die Kapelle verließ, um in meine Gemächer zurückzukehren, erwartete Destari mich auf dem Gang. Offenbar war er auf seinen Posten als meine

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