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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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zu sorgen, dass du nächste Woche überhaupt noch ein Königreich zum Regieren besitzt. Und du nimmst dir derweil dreist heraus, hier so hereinzuspazieren und dich wie ein ignoranter Mistkerl aufzuführen! Ich schwöre dir, Steldor, wenn wir nicht jemand bräuchten, der auf diesem Thron sitzt, dann würde ich dir jetzt eigenhändig den Hals umdrehen!«
    Die beiden jungen Männer starrten einander an. Galen schien Steldor zu einer Antwort zwingen zu wollen, doch der wirkte zu verdattert. Schließlich winkte der Haushofmeister wütend ab, stampfte in sein Dienstzimmer und donnerte die Tür hinter sich zu.
    In dem Schweigen, das danach herrschte, wurde mir die wahre Bedeutung des Wortes »peinlich« bewusst. Steldor stand nicht auf, und seine Augen schimmerten seltsam glasig. Ich fühlte mich vollkommen überflüssig, aber es gab keine Chance auf einen eleganten Abgang für mich. Die Palastwachen, die zur Anwesenheit gezwungen waren, suchten mit den Augen die Wände, den Boden, die Decke und was sonst noch irgendwie von Interesse hätte sein können ab, um nur ja nicht dabei ertappt zu werden, wie sie ihren König anglotzten.
    Endlich trat Cannan einen Schritt vor, um seinem Sohn die Hand hinzustrecken. Er zog ihn wieder auf die Füße.
    »Ich gehe mich umkleiden«, erklärte Steldor knapp und klang nun ehrlich betroffen. »Wir sehen uns in einer halben Stunde im Thronsaal.«
    Cannan nickte und schien den Sinneswandel seines Sohnes sichtlich zu begrüßen. Steldors Blick zuckte nur kurz in meine Richtung, aber er sagte nichts, sondern machte sich auf den Weg die Treppe hinauf. Ich beschloss, ihm nicht zu folgen, sondern mich lieber in meinen privaten Salon zu begeben. Mit Sicherheit war ich der letzte Mensch, mit dem er jetzt zu sprechen wünschte.

17. KRIEG UND TEE
    Nach der Rückkehr des Königs und in Anbetracht dessen, was wir inzwischen über die Taktik des Feindes wussten, nahmen die Aktivitäten rund um den Palast dramatisch zu. Dauernd trafen Soldaten zur Berichterstattung vom Schlachtfeld ein. Kundschafter brachten neue Erkenntnisse, und Cannans Bataillonskommandanten gehörten bald zu den vertrauten Gesichtern. Marcail, der diensthabende Waffenmeister der Stadtwache, war ebenfalls oft zugegen, denn ihm war die Aufgabe zugeteilt, Nahrungsmittel und andere Vorräte für den Fall einer Belagerung zu horten.
    Die Lage meines privaten Salons im Ostflügel − nur ein Stück den Gang hinunter von der Großen Halle − erwies sich als strategisch günstig, da sich die Halle wegen der Nähe zum Thronsaal und den Diensträumen von Cannan und Galen sowie dem Wachzimmer zum Zentrum aller Aktivitäten entwickelte. Ließ ich meine Tür offen, konnte ich sogleich hören, wenn wichtige Personen eintrafen, um Informationen zu überbringen. Während Cannan und Galen Angehörige des Militärs rasch in ihre Diensträume oder durch das Vorzimmer zu Steldor führten, gelang es mir fast immer, Bruchstücke der Gespräche aufzuschnappen, sodass ich eine ungefähre Vorstellung davon hatte, was vor sich ging. Daher wusste ich etwa, dass der Angriff am Fluss eher taktisch als brutal gewesen war. Ein Ablenkungsmanöver, um Kräfte zu binden, während die Cokyrier eine groß angelegte Offensive im Norden vorbereiteten. Es war geradezu eine Ironie des Schicksals, dass das Verschwinden des Königs uns zufällig mit den Plänen des Feindes vertraut gemacht hatte. So erhielten wir die dringend benötigte Zeit, unsere Verteidigung vorzubereiten.
    Destari blieb bis auf Weiteres mein Leibwächter, auch wenn ich mir sicher war, dass er insgeheim glaubte, an anderer Stelle nützlicher sein zu können. Ich vermutete, dass Cannan das ähnlich sah, aber Steldor darauf bestand, dass der Hauptmannstellvertreter auf seinem Posten blieb. Ich wusste nicht, ob ich das als positives Signal meines Gemahls verstehen sollte, da er natürlich wusste, dass ich mich bei Destari, abgesehen von London, sicherer als bei jedem anderen Gardisten fühlte. Oder war es eher ein Zeichen des Misstrauens, da Destari einer der Leibwächter war, die mich besonders gut kannten, und mich daher auch gut im Auge behalten konnten? Aber was auch immer der Grund dafür sein mochte, ich fühlte mich mit diesem Arrangement relativ wohl, da Destari schon längst von dem Standpunkt abgerückt war, die Angelegenheiten des Königreiches gingen mich nichts an. Im Gegenteil, er hielt mich nun sogar über unsere militärischen Fortschritte auf dem Laufenden.
    So erfuhr ich auch über

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