Alera 02 - Zeit der Rache
Männer herum und verschwand eilends auf dem Gang.
Casimir folgte ihm, nur Halias musste zurückbleiben, da er ja zu meinem Schutz abkommandiert war. Doch ich verlor keine Zeit und eilte den beiden nach. Und auch meinen Leibwächter schien diese Neugier nicht zu stören. Mit Schuldgefühlen und Sorge ringend lief ich in die Halle hinunter. Wie wütend hatte ich ihn wohl gemacht? War ich der Grund für sein Verschwinden oder war gestern Nacht noch etwas anderes vorgefallen?
Cannan war bereits um die Ecke verschwunden und nahm vermutlich die Prunktreppe. Ich beschleunigte meine Schritte, und als ich den Absatz erreicht hatte, war er bereits unten angelangt und rief nach Galen. Der Haushofmeister mit dem lockigen Haar sah gerade noch Cannans Rücken entschwinden, dann eilten er und Casimir ihrem Vorgesetzten durch das Wachzimmer der Garde in sein Dienstzimmer nach. Ich ärgerte mich, dass mir so die Möglichkeit zu lauschen genommen war, und beschloss zu warten, bis sie wieder herauskämen, in der Hoffnung, dann den einen oder anderen Fetzen ihrer Unterhaltung aufschnappen zu können. Für den Moment setzte ich mich ziemlich würdelos auf die oberste Treppenstufe und wartete. Halias bezog hinter mir an die Wand gelehnt Posten.
Was ich schließlich mitbekam, war Folgendes: Steldor hatte unter einem Umhang mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze unerkannt die Stadt verlassen. Dabei hatte er eines der Pferde des Hauptmannes geritten und einen Passierschein mit dem Siegel des Königs vorgezeigt, was ihm natürlich einen beträchtlichen Vorsprung gegeben hatte. Cannan hatte entschieden, Galen und Casimir an der Spitze eines diskreten Suchtrupps in die Berge zu schicken. Dabei sollte Galen die Männer an alle Plätze führen, die er und Steldor in ihrer Jugend aufgesucht hatten. Der Haushofmeister hatte argumentiert, sein bester Freund würde gewiss keinen dieser Orte aufsuchen, da er ja nicht gefunden werden wollte, doch Cannan hatte darauf beharrt, dies sei für den Anfang das logischste Vorgehen.
Nachdem der Suchtrupp aufgebrochen war, begab ich mich in meinen Salon im Parterre, von dem aus ich die Männer aus der Halle kommen hören würde. Es dauerte nicht lange, da suchte Cannan mich auf, um sicherzustellen, dass ich wie gewohnt meinen Alltagsbeschäftigungen nachging. Er wollte nicht darauf vertrauen, dass in der Stadt keine cokyrischen Spione wären, und fürchtete, die Suche würde in einen Wettlauf ausarten, sobald bekannt würde, der König sei unbegleitet unterwegs. Er mahnte auch Halias, an meiner Seite zu bleiben, denn für ihn war ebenso leicht zu sehen wie für mich, dass der Gardist sich am liebsten an der Suchaktion beteiligt hätte.
Stunden vergingen ohne Nachricht, und ich begann, mich verzweifelt nach irgendeiner Neuigkeit zu sehnen. Ich entschied, unter dem Vorwand, ein Tuch aus meinem Schlafgemach zu benötigen, am Thronsaal vorbeizugehen, und hoffte, dabei meinem Schwiegervater zu begegnen. Also schlenderte ich durch die Eingangshalle, die seltsam verwaist lag, und schlich so langsam wie möglich die Treppe hinauf. Oben angekommen tat ich sogar so, als wäre mir ein Schuh von der Ferse gerutscht, und vertrödelte einige Zeit damit, ihn wieder richtig anzuziehen, in der Hoffnung, inzwischen möge sich irgendetwas von Bedeutung zutragen.
Halias, der bislang noch kein Wort gesagt hatte, brach endlich sein Schweigen und meinte in sarkastischem Ton: »Ich denke nicht, dass Ihr Euer Tuch hier finden werdet, Eure Hoheit.«
Ich seufzte und wandte mich stirnrunzelnd von ihm ab, denn er durchschaute mich genau. Mit unverhohlener Neugier beugte ich mich weit über das Geländer. Es war schon spät, und ich fragte mich, ob der Suchtrupp heute überhaupt noch zurückkäme. Aber mit Sicherheit würde einer der Männer zurückkehren, um Cannan Meldung zu machen, selbst wenn der Rest von ihnen in den Bergen blieb.
In diesem Moment stürmte ein Soldat durch die doppelten Eingangstore des Palastes und humpelte in die Eingangshalle. Sein Gesicht war von Schmutz und Schweiß verschmiert, und er rief nach dem Hauptmann. Die Palastwachen am Eingang blieben auf ihren Posten, während ich erstarrte und Halias an meine Seite trat. Alle warteten wir auf Cannan.
»Berichte«, forderte dieser, als er aus dem Wachzimmer kam und den ramponierten Soldaten erblickte, der trotz seiner Erschöpfung Haltung annahm.
»Sir, die Cokyrier sind am Fluss. Wir benötigen Verstärkung.«
Bei diesen Worten begannen die Palastwachen,
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