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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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ertrinken, und nur wenigen sollte die Flucht gelingen. Bei dem Gedanken an das Schicksal der Soldaten − auch wenn es Feinde waren − drehte sich mir den Magen um, und ich war froh, dass über die lauten, wie Peitschen knallenden Geräusche der Flammen keine Schreie zu hören waren.
    Das Großfeuer erlosch im Laufe der Nacht, was nicht zuletzt am kalten Regen lag. Unsere Truppen formierten sich hinter dem verkohlten Gelände und warteten auf die unvermeidliche nächste Angriffswelle der Cokyrier. Um unsere Streitkräfte zusammenziehen zu können, hatte Cannan die Brücke im Süden in Brand stecken lassen und die Männer von dort abgezogen – die Bogenschützen in die Stadt, Kavallerie und Fußsoldaten in den Nordosten geschickt. Irgendwann würde sich unser ganzes Heer hinter die steinernen Wälle zurückziehen und unsere letzte Gegenwehr leisten müssen.
    Cannan wollte den cokyrischen Soldaten in keiner Weise Hilfe gewähren, und so wurden die Felder, die man nicht mehr hatte abernten können, angezündet, die Brunnen in den Dörfern vergiftet und die Tiere geschlachtet. So lag das Land hinter den Stadtmauern wie tot da – alles verödet und zum Stillstand gekommen.
    Die Stadt pulsierte dagegen in den ersten Dezemberwochen nur so vor Leben. Kirchen, Versammlungshallen, größere Stallungen, Schulen – jedes Gebäude, das sich irgendwie verteidigen ließe, wurde bereit gemacht, um Bürger für den Fall zu schützen, dass die Cokyrier die Stadtmauern überwinden würden. Die unteren Fenster und die Balkontüren des Palastes wurden zugenagelt, um Pfeilen wie Soldaten den Zugang zu erschweren. Das Glas der oberen Fenster würde, wenn es so weit wäre, herausgeschlagen, um unseren Bogenschützen bessere Stellungen zu verschaffen. Waffen, Verbandszeug, Feuerholz und Nahrungsvorräte wurden in jedes mögliche Bollwerk gebracht.
    Das erste Anzeichen für den bevorstehenden Rückzug unserer Truppen in die Stadt war die beträchtlich steigende Zahl der Verwundeten. Außerdem kamen immer mehr Witwen mit Kindern zum Palast und suchten beim König um Unterstützung und Schutz an. Steldor hatte mich gebeten, ihm an den Nachmittagen im Thronsaal zur Seite zu stehen, wenn solche Petitionen vorgebracht wurden, und so kam mir erst richtig zu Bewusstsein, wie beschwerlich das Leben unserer Untertanen geworden war. Leider gab es auch keine tröstenden Worte, die wir den Bittstellern bieten konnten, nur ein offenes Ohr und ein paar Münzen. Wieder einmal hatte ich das Gefühl, meinen Gemahl mit neuen Augen zu sehen, denn das von ihm gezeigte Mitgefühl und seine Geduld erstaunten mich. Kurz vor Weihnachten erfuhr ich dann, dass unseren Bürgern kein Einlass in den Palast mehr gewährt würde.
    Steldor befand sich soeben im Thronsaal, als ich ihn aufsuchte, um eine Erklärung dafür zu bekommen, denn selbst Destari hatte sich geweigert, mir zu sagen, was vorgefallen war. Cannan, Galen und Casimir waren bei ihm, ebenso das übliche Halbrund weiterer Elitegardisten, doch keiner reagierte erstaunt auf mein Eintreten. Es war, als hätte man bereits mit meinem Erscheinen gerechnet. Steldor erhob sich und kam mir auf den Stufen der Empore entgegen. Dann nahm er meine Hände in die seinen, was mir genügte, um zu ahnen, dass etwas Schreckliches passiert sein musste.
    »Alera«, sagte er und warf einen kurzen Blick auf seinen Vater, »wir haben unsere Männer zurück in die Stadt beordert und bereiten uns darauf vor, die Stadtmauern zu verteidigen. Anders als im vergangenen Winter wird Cokyri jedoch nicht versuchen, uns auszuhungern. Man hat bereits unsere Kapitulation verlangt, und bald wird der Großangriff beginnen.«
    »Haben wir die Kapitulation in Erwägung gezogen?«, fragte ich und spürte, wie das Blut heftig in meinen Schläfen pochte. Es war der Hauptmann, der meine Frage beantwortete.
    »Nein. Offen gesagt wollen wir lieber im Kampf sterben, als Gefahr zu laufen, hingerichtet zu werden. Wenn der Zeitpunkt zur Kapitulation gekommen ist, werden wir versuchen, die besten Bedingungen für unser Volk zu verhandeln. Dabei wissen wir jedoch, dass der Overlord keine Gnade kennen wird und die Menschen bestenfalls auf ein Leben in Sklaverei hoffen dürfen.«
    Als er den Schrecken in meinem Gesicht sah, führte Steldor mich die Stufen hinauf und ich ließ mich auf den Thron der Königin sinken. Er setzte sich jedoch nicht, sondern blieb neben mir stehen.
    »Und die Schließung des Palastes?«, fragte ich.
    »Gewisse Teile unserer eigenen

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