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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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Bevölkerung könnten uns gefährlich werden. Eines der Gebäude auf dem Kasernengelände wurde zur Anlaufstelle für beunruhigte Bürger umfunktioniert, damit die Menschen sich von ihrem Herrscher nicht im Stich gelassen fühlen, doch direkten Zugang zum König kann ich ihnen nicht mehr gewähren.« Hinter Cannans gefasstem Ton war dennoch die Resignation zu hören.
    »Aus demselben Grund musst auch du nun unablässig im Palast bleiben. Begib dich nicht einmal mehr in den Garten oder einen Innenhof«, mahnte Steldor. »Und du sollst wissen, dass meine Mutter und Tiersia bereits Zuflucht in diesen Mauern gefunden haben. Sie sind im zweiten Stock untergebracht.«
    Ich blickte in Galens aschfahles Gesicht und machte mir klar, dass dieses Privileg nur seiner Frau, nicht aber seiner Mutter und seinen Schwestern zuteilgeworden war.
    »Was ist mit Lania?«, flüsterte ich, und der Kummer in Steldors Gesicht hätte mir schon genug verraten, doch Cannan beantwortete meine Frage dennoch.
    »Ich habe mit Baelic gesprochen, aber wir haben beide den Eindruck, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für ein solches Vorgehen wäre. Wir befürchten, eine Panik könne ausbrechen. Wir fürchten, die Bevölkerung würde den Palast stürmen, wenn sie bemerkte, dass wir solche Maßnahmen ergreifen. Ich habe jedoch Wachen entsandt, die die Familie meines Bruders beschützen, und sobald die Cokyrier die Stadtmauern durchbrechen, wird man sie unverzüglich hierherbringen.«
    »Sobald?« Meine Stimme war fast unhörbar, denn die Endgültigkeit in diesem einzigen Wort war wie ein eisiger Hauch.
    »Ja«, sagte der Hauptmann, die Augen voller Mitgefühl, und Steldor legte mir seine Hände auf die Schultern. »Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Ich sage Euch das, weil ich glaube, Ihr besitzt die Kraft, damit umzugehen. Und weil Ihr das Recht habt, die Wahrheit zu erfahren. Solange Narian ihre Truppen anführt, ist unsere Niederlage unabwendbar. Er wird die Mauern zertrümmern. Er besitzt die Fähigkeit dazu. Ich erwarte auch, dass er große Teile der Stadt in Brand steckt. Er scheint auch diese Fähigkeit zu haben, mit oder ohne flammende Pfeile.«
    Er schwieg und schüttelte den Kopf, als ringe er um Verständnis oder eine Erklärung.
    »Er ist im Besitz ungeheurer Macht, Alera – Zauberei. Ihr wart zugegen, als er das Feuer auf Koranis’ Gut entfacht hat. Art und Umfang seiner Kräfte übersteigen unser Vorstellungsvermögen, und wir wissen nicht, wie wir uns dagegen verteidigen sollen.«
    »Dann wird die Legende also wahr?«
    »Es sieht sehr danach aus.«
    Alle im Saal Anwesenden schwiegen, und ich erhob mich steif und schüttelte Steldors Hände ab. Zu meiner eigenen Überraschung hatte ich nicht das Bedürfnis zu weinen, sondern verspürte vielmehr eine große Entschlossenheit, dem Schicksal in gleicher Weise wie unsere tapferen Männer zu begegnen.
    »Danke«, sagte ich mit fester Stimme. »Ich werde nach Tiersia schauen und ihr jede erdenkliche Hilfe anbieten. Und ich werde meine Mutter bitten, sich um Faramay zu kümmern. Denn das wenigste, was ich tun kann, ist wohl, sie davon abzuhalten, Euch zu behelligen.«
    Ich hatte nicht beabsichtigt, ironisch zu klingen, doch alle lächelten, als wären sie dankbar für einen kleinen Lichtblick in der nervenzehrenden Anspannung, wie kurz er auch sein mochte.
    Die unmittelbar vor der Stadt zusammengezogenen cokyrischen Truppen waren zum Angriff bereit, und doch passierte noch nichts. Stattdessen herrschte eine erstaunliche Ruhe. Zunächst schien das keinen Sinn zu ergeben, dann begriff ich mit einem kurzen Anflug von Dankbarkeit, dass Narian uns nicht zu Weihnachten angreifen würde. Auch wenn ich wusste, dass er selbst den Feiertag nicht beging, so war ihm doch bekannt, dass wir das taten, und er gewährte uns offenbar aus Respekt diesen Aufschub. Auch wenn ich selbst den Palast nicht verließ, so konnte ich doch aus der Ferne sehen, wie die Menschen auf die Hauptdurchgangsstraße strömten, um einander im Geiste des Festtages zu begrüßen. Ich wusste, dass sie die Kirchen und Kapellen füllen würden, um den Festtag zu begehen, obwohl ich gleichzeitig nicht anders konnte, als den Wert von Gebeten infrage zu stellen. Dennoch fühlte sich allein die kurzfristige Verschonung vom Lärm und der Anspannung des Krieges wie ein Geschenk des Himmels an, und ich genoss es dankbar. Schließlich war das vermutlich der letzte Frieden, den wir für lange Zeit erleben würden.
    Der Angriff auf die Stadt

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