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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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den Gang hinter dieser Tür. Die Zellen zu beiden Seiten sahen aus, als seien sie schon lange nicht mehr benutzt worden, doch ich bekam dennoch eine Gänsehaut, als Cannan uns in eine davon führte. London trat in die Mitte und begann mit dem Fuß Dreck beiseitezuscharren, bis schließlich eine Falltür sichtbar wurde. Damit war klar, warum speziell diese Zelle nicht benutzt worden war. Das Risiko wäre wohl zu groß gewesen, dass ein Gefangener das Geheimnis entdeckt hätte.
    London zog die Holzklappe auf und leuchtete mit seiner Fackel hinunter, damit wir bis auf den Grund sehen konnten. Davan sprang sofort hinab und verschwand aus unserem Blickfeld, um kurz darauf zu vermelden, dass der Tunnel – soweit man das von hier aus beurteilen konnte – nicht blockiert oder entdeckt schien.
    »Alles klar«, rief er ein paar Augenblicke später.
    »Alera, reich mir deine Hände«, sagte London.
    Auch wenn mich fast der Mut verließ, fügte ich mich darein, die Nächste zu sein. Es gefiel mir nicht, aber es war sinnvoll. London würde mir und meiner Schwester hinunterhelfen, dann selbst springen. Miranna musste immer bei jemand sein, den sie kannte, besonders unter diesen Bedingungen. Also würde ich den Anfang machen. Wir mussten sie unter allen Umständen ruhig halten, denn wenn sie hysterisch würde, konnte das den Feind auf unseren Verbleib aufmerksam machen. Ich setzte mich also auf den Rand der Öffnung und verfluchte mit in der Luft baumelnden Beinen denjenigen, der sich diese Konstruktion ausgedacht hatte, weil er den Zugang zum Tunnel nicht ein wenig leichter begehbar gebaut hatte. Dann gab ich London die Hände.
    Vorsichtig ließ er mich hinab, wodurch mir kurz Zeit blieb, mich an die schale Luft zu gewöhnen, bevor meine Füße den Boden berührten. Es war eiskalt, noch kälter als im Kerker. Bei jedem Atemzug brannte es in meiner Nase und meinem Hals, und ich hätte mich beinahe übergeben. Ich bewegte mich ein kleines Stück in den schmalen Tunnel hinein, um Platz für Miranna zu schaffen. Hoffentlich würde es nicht so eng bleiben, denn dann konnten wir nur einzeln hintereinander hergehen.
    »N-nein«, hörte ich da von oben und erkannte die Stimme meiner Schwester. »Nicht da hinunter, zwingt mich nicht, da hinunterzusteigen.«
    »Mira«, rief ich und stellte mich wieder so hin, dass sie mich sehen konnte. »Es ist nicht gefährlich hier unten. Wir wollen nur zu einem Versteck.«
    »Alera«, sagte sie da mit rauer Stimme und schaute mit ihrem bleichen Gesicht zu mir hinab. »Ich – ich – ich habe Angst. Ich will nicht …«
    »Ich weiß«, antwortete ich. Auch ich hatte Angst, alles mir Vertraute zurückzulassen. Ich hatte Angst vor dem, was uns am Ende dieses Tunnels erwarten würde, denn Cannans Kundschafter hatten es ja für wahrscheinlich gehalten, dass man uns dort fassen und alle töten würde. Doch ich hatte auch Angst vor dem Überleben, denn ich wusste nicht, wie lange wir uns würden verstecken und in einem Unterschlupf hausen müssen. Ich fürchtete außerdem um meine Zukunft, denn ich hatte keine Vorstellung davon, wo wir enden würden. Ich wusste nur, dass es keine hytanische Heimat mehr gab, in die wir zurückkehren könnten.
    »Ich werde genau hier stehen bleiben«, sagte ich und versuchte, überzeugend zu klingen und meine eigene Unsicherheit zu überspielen. »Schau einfach immer nur mich an, und gleich wirst du neben mir stehen.«
    Endlich stimmte sie zu und London ließ sie herab. Ich umarmte sie, dann rief Davan nach uns und drängte uns, ihm rasch zu folgen. Ich ging Miranna voran und hörte hinter uns die dumpfen Geräusche der herabspringenden übrigen Männer.
    Nach einer Weile wurde der Tunnel etwas breiter, sodass wir zu zweit nebeneinander gehen konnten. Dann wurde auch die Decke so hoch, dass selbst Cannan, der größte unter den Männern, aufrecht stehen konnte. London hatte sich mit Davan an die Spitze gesetzt, gleich dahinter folgten Miranna und ich, deren Kopf an meiner Schulter ruhte. Danach gingen Steldor und Galen. Den Schluss bildete Cannan.
    Man konnte weiterhin nur schwer atmen, während man einen Fuß vor den anderen setzte, und obwohl Davan vor uns und Cannan am Ende jeder eine Fackel trugen, war der Weg dunkel und feucht und schien kein Ende zu nehmen. Meine Furcht wuchs parallel zu meinem Verlangen nach frischer Luft und nach der Gewissheit, dass die Welt über uns weiter existierte. Und obwohl mir mein Verstand signalisierte, dass ich den modrigen Geruch dieses

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