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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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Männer stolperten bei dem Versuch, sich auf den Beinen zu halten. Schreckensschreie hallten durch die Gänge.
    »Was zur Hölle geht da vor?«, brüllte Cannan und stürmte hinaus. Ich sprang auf, um ihm in die Große Halle hinauszufolgen. Steldor war sogleich an meiner Seite. Auch Destari kam mit, die anderen Gardisten blieben unschlüssig über die Absichten ihres Hauptmannes zurück.
    Während Cannan gerade seine Soldaten um eine Erklärung angehen wollte, schrie ein Mann vom oberen Stockwerk, wo die Fenster eine bessere Aussicht boten, zu uns herunter.
    »Die Mühle und das große Depot! Mit einem Streich in die Luft gejagt! Der Feind ist offenbar von Sinnen!«
    Ich konnte sehen, wie Destaris Verstand auf Hochtouren arbeitete, und das Gleiche tat wohl auch Cannan.
    »Wer?«, fragte er nur, und seine dunklen Augen versuchten, die düstere Miene seines Stellvertreters zu durchdringen.
    »Nur ein Mensch, der noch von dem Plan weiß, ist nicht hier bei uns. Es ist auch die einzige Person, die wüsste, mit dem cokyrischen Pulver umzugehen. Und die einzige, die sich unbemerkt unter den Feinden bewegen könnte. Ich würde sagen … das muss London sein, Sir.«
    Der Hauptmann machte ein finsteres Gesicht, weil er einerseits wusste, dass das nicht sein konnte , und gleichzeitig einsehen musste, dass die Teile sich nur so zu einem schlüssigen Ganzen fügten.
    »Wie ist das möglich?«, sagte ich fast flüsternd, weil ich Destaris Worten nicht glauben konnte und doch verzweifelt hoffte, er würde recht behalten, denn der Gedanke an Londons Rückkehr schenkte mir eine irrationale Hoffnung. Doch niemand antwortete mir.
    »Nimm jemand mit und begib dich zum Marstall«, ordnete Cannan schließlich an. »Falls du recht hast, müssen wir London in den Palast schaffen, und ich vermute, er befindet sich gerade auf dem Weg zum letzten Ziel.«
    Destari nickte knapp und verschwand. Cannan sah mich an, nahm mich beim Arm und führte mich, gefolgt von Steldor, in sein Zimmer zurück.
    Sobald auch die anderen Stellvertreter informiert waren, erhob sich ein nicht zu unterdrückendes Stimmengewirr, denn die Männer besprachen die Möglichkeiten, die sich daraus ergaben. Manches wies darauf hin, dass wir die Wahrheit womöglich nie erfahren würden. Destari konnte unverrichteter Dinge zurückkehren. Und man durfte nicht vergessen, dass er dort draußen auch dem eigenen Tod begegnen konnte. Denn rund um die mächtige steinerne Festung, die der Palast noch darstellte, herrschte die allergrößte Gefahr.
    Es brauchte nicht ausgesprochen zu werden, dass diejenigen von uns, die sich in Sicherheit bringen und fliehen sollten, Destaris Rückkehr abwarten würden. Falls er London bei sich hätte, konnte er wertvolle Informationen liefern. Außerdem würden alle erfahren wollen, wie es ihm gelungen war, den Cokyriern ein zweites Mal zu entkommen.
    Dann spürten wir sie – die vierte Explosion erschütterte den Boden unter unseren Füßen. Ich schlug die Augen nieder und verabschiedete mich stumm vom königlichen Marstall. Ich betete darum, dass sich keine Pferde mehr darin befunden hatten, wusste aber auch, dass die Zerstörung der Kutschen, Sättel und des Zaumzeugs von großer Bedeutung waren. Außerdem sagte ich meinen bittersüßen Erinnerungen Lebewohl, denn es war im Marstall gewesen, wo Narian zum ersten Mal offen mit mir gesprochen hatte. Dort hatte ich ihm aber auch von dem Tunnel erzählt und so unabsichtlich den Weg für die Verschleppung meiner Schwester geebnet.
    Heftiger als alle Explosionen erfasste mich Furcht, als ich wagte, daran zu denken, was der Overlord Miranna jetzt, wo alles vorbei war, antun mochte. Mein schweres Herz sagte mir, dass ich sie niemals wiedersehen würde, dass sie bereits tot sein konnte. Dann malte ich mir ein noch viel schlimmeres Schicksal aus für den Fall, dass sie noch am Leben wäre. Nachdem sie ihren Zweck erfüllt hatte, würde der Overlord sie vielleicht als Teil seiner Kriegsbeute betrachten und sein grausames Spiel mit ihr treiben.
    Destari benötigte nur eine halbe Stunde, um in das Dienstzimmer des Hauptmannes zurückzukehren, denn der Feind war infolge der Explosionen abgelenkt. Wundersamerweise trat hinter ihm London durch die Tür. Er hatte sich Destaris Umhang über eine cokyrische Uniform geworfen. Neben ihm kam eine junge Frau herein, die sich fest an seine Hand zu klammern schien. Sie trug schwarze Hosen und einen dunklen Umhang im Stil der Cokyrierinnen, doch an ihrer Identität konnte

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