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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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kein Zweifel bestehen.
    »Miranna«, keuchte ich und wäre vor Erleichterung fast ohnmächtig geworden. Dann vergaß ich alles andere um mich her und stürzte auf sie zu, um sie in meine Arme zu schließen. Sie antwortete nicht und erwiderte meine Umarmung auch nicht, trotzdem hielt ich sie fest. Als ich sie schließlich losließ, starrte sie mich mit seltsam leeren, blauen Augen an. Körperlich schien sie in guter Verfassung – ich entdeckte keine Narben an ihr, und sie schien sich schmerzfrei zu bewegen; auch war sie nicht abgemagert, und selbst ihr lockiges rotblondes Haar wirkte gesund. Es musste ein andersgeartetes Trauma sein, das sie wirken ließ, als sei sie nicht sie selbst.
    »Sie steht unter Schock«, sagte London zu mir, während er die Tür schloss. »Sie hat viel durchgemacht.«
    Ich nickte und meine Augen schwammen in Tränen. Ohne mich um Rang und Schicklichkeit zu kümmern, oder um Londons kühles Wesen, fiel ich ihm um den Hals, und er erwiderte meine Umarmung sogar kurz.
    »Danke«, brachte ich mit Mühe heraus. »Danke, dass du sie nach Hause gebracht hast.«
    Ich kehrte zu meiner Schwester zurück, führte sie zu einem Stuhl, umarmte sie erneut und wollte sie am liebsten nie mehr loslassen. Halias starrte von der anderen Seite des Raumes zu uns herüber und widerstand wohl dem Verlangen, sich ebenso wie ich auf sie zu stürzen. Anscheinend hatte er bereits gefolgert, dass sie mit mir an einen sicheren Ort fliehen würde. Sie schien seine Gegenwart allerdings nicht einmal zu bemerken, und so versuchte er wohl, es sich selbst nicht unnötig schwer zu machen. Hauptsache, sie war am Leben.
    »London«, sagte Cannan und in seiner typischen Art fasste er jede erdenkliche Frage in einem einzigen Wort zusammen. »Berichtet.«
    »Wir haben noch etwa acht Stunden, bis der Overlord eintreffen wird.«
    Diese klare Feststellung schien förmlich durch den Raum zu fliegen, und man konnte an den Mienen der Männer regelrecht ablesen, wann sie davon getroffen wurden. Cannan blieb dennoch so stoisch wie immer.
    »Wir wussten, dass er kommen würde«, konstatierte er lakonisch.
    »Narian hat mich laufen lassen«, fuhr London fort. »Damit ich zurückkehren und Alera durch den verbliebenen Tunnel zur Flucht verhelfen könne. Er wird versuchen, seine Truppen nach Möglichkeit von dort abzuziehen, ohne Verdacht zu erregen – er steht nämlich unter scharfer Beobachtung.«
    »Er weiß von dem zweiten Tunnel?« In Cannans Stimme schlich sich eine Spur Unbehagen, und das Murmeln, das bei der Erwähnung von Narians Namen eingesetzt hatte, steigerte sich.
    »Ja, aber er hat niemand davon erzählt und wird das auch nicht tun, das kann ich beschwören.« London sah Cannan direkt in die Augen und fügte hinzu: »Ich vertraue ihm, Hauptmann.«
    Ob es die Überzeugung in Londons Stimme war oder seine seltene Respektsbezeugung, vermochte ich nicht zu sagen. Aber jedenfalls schienen alle anderen Londons Meinung zu akzeptieren. Nur die Antwort des Hauptmannes stand noch aus. Schließlich nickte Cannan.
    »Und Miranna?« Das war Halias, der den Blick immer noch nicht von seinem Schützling abwenden konnte. »Wie ist es möglich, dass sie mit dir gekommen ist?«
    »Ich habe sie geholt, nachdem Narian mich freigelassen hatte«, antwortete London und klang extrem gehetzt. »Ich konnte sie nicht zurücklassen. Aber mit ihr war ich auch langsamer unterwegs und traf daher erst später hier ein als geplant. Und aus diesem Grund sollten wir jetzt auch nicht die geringste Zeit verlieren.«
    Der Hauptmann trat hinter seinem Schreibtisch hervor und schien ebenfalls bereit, zu handeln.
    »Wir haben schon Vorbereitungen getroffen, die königliche Familie durch den Tunnel fortzubringen«, ließ er London wissen. »Unser Plan war, in zwei Gruppen aufzubrechen, mit einigem zeitlichen Abstand, und dann auf unterschiedlichen Wegen das Versteck aufzusuchen. Du kannst mit Alera, Miranna und Davan als Erste gehen; ihr seid beide ausgebildete Kundschafter, dann kann Destari bleiben und mir hier noch zur Hand gehen. Galen und ich werden mit Steldor folgen, und sobald wir außer Reichweite des Feindes sind, werde ich zurückkehren.«
    »Aber, Sir –«, hob Destari an und schien Cannans Absicht zur Rückkehr kritisieren zu wollen.
    »Ich werde meine Truppen nicht im Stich lassen«, unterbrach dieser ihn brüsk und ließ keinen Raum für Diskussionen mehr.
    »Ihr braucht gar nicht erst zu gehen. Denn wie ich Euch bereits gesagt habe, werde ich nicht

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