Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
Vom Netzwerk:
dass bald der Zeitpunkt gekommen wäre, an dem er seinem Sohn nicht mehr von der Seite weichen wollte. Ich bemerkte, wie Halias Steldor anstarrte und zweifellos das Gleiche dachte. Da trat London neben ihn und reichte ihm ein sauberes Hemd.
    »Ich muss kurz mit dir sprechen.«
    Er war bereits reisefertig, mit einem leichten Sack auf dem Rücken und einer Vielzahl von Waffen am Körper. Halias zog im Stehen das frische Hemd an und erkannte an dem Blick von Londons indigofarbenen Augen, dass es um etwas sehr Privates ging. Die beiden traten einen Schritt von Galen weg und kamen damit zwangsläufig näher zu mir. Sie wechselten nur wenige Worte, doch jedes davon traf mich wie ein schwerer Schlag.
    »Wenn Steldor stirbt, werden wir auch den Hauptmann verlieren.«
    Halias erwiderte nichts darauf, doch sein Schweigen war Zustimmung genug.
    »Ich werde versuchen, dann bereits wieder zurück zu sein, aber wenn nicht … Dann musst du ein Auge auf ihn haben. Ich fürchte, er wird sein eigenes Leben danach als wertlos empfinden.«
    »Kann ich auf den Jungen setzen?«, fragte Halias und deutete mit dem Kopf auf Temerson.
    »Ich denke schon«, sagte London mit ernster Miene. »Ich glaube, er hält mehr aus, als man denkt. Und Alera bringt auch einiges zustande«, fügte er im Nachsatz noch hinzu. »Sie ist zu mehr in der Lage, als man meinen möchte.«
    Galen und London brachen kurz danach auf, und es war möglich, den Gedanken an die Gefahr zu verdrängen, in die sie sich begeben würden, wenn man sich auf die Erwartung und Verbesserung konzentrierte, die ihr Erfolg uns bringen würde.
    Wir konnten triumphieren, aber Galen und London konnten auch den Tod finden. Bei dem Gedanken an Letzteres erfasste mich Panik, aber allen Risiken zum Trotz musste man dieses Unternehmen wagen, denn wir waren des Verkriechens müde. Es war an der Zeit zurückzuschlagen.

26. DIE STÄRKE DES KÖNIGREICHS
    Steldor kam noch ein letztes Mal zu sich. Es war am Morgen. Die Luft in der Höhle war kalt und abgestanden. Ich war Holz für das Feuer holen gegangen, um wieder für Wärme zu sorgen und zudem etwas zu essen zu kochen.
    Als er das Bewusstsein erlangte, geschah es ruhiger als bei Galen, was vielleicht an der Nähe seines Vaters liegen mochte. Und auch wenn ich mir vorgenommen hatte, die beiden nicht zu stören, konnte ich meine Aufmerksamkeit auf nichts anderes lenken. Cannan saß neben ihm, da Halias jetzt draußen wachte, und legte sofort eine Hand auf den Arm seines Sohnes, als dieser die Augen aufschlug. Doch der Blick war verschwommen und wirr. Sie sprachen lange nicht, obwohl Steldors Atem nach und nach gleichmäßiger wurde, während er seinen Vater ansah. Der wirkte so stark wie immer; der Schmerz war nur in seinen Augen zu erkennen. Doch Steldor bemerkte ihn.
    »Werde ich sterben?«, fragte er heiser.
    »Ich tue, was ich kann, um es zu verhindern«, antwortete Cannan, nahm die Hand seines Sohnes und zögerte. Er schien mit sich zu ringen, ob er ehrlich sein sollte. »Aber wahrscheinlich schon.«
    Steldor nickte, als hätte er nichts anderes erwartet. Trotzdem löste er sich vom Blick seines Vaters, als müsse er versuchen, sich mit dem bevorstehenden Ende seines Lebens zu arrangieren. Ich fragte mich, ob er Angst hatte, mit sich haderte oder wütend darüber war, dass seine Zeit fast abgelaufen war, doch keines dieser Gefühle kam zum Vorschein. Stattdessen sah er erneut Cannan an.
    »Vater, verlass mich nicht.«
    Irgendwie siegte der eiserne Wille des Hauptmannes über seine Gefühle, aber er beugte sich näher und berührte die Stirn seines Sohnes mit der anderen Hand, strich ihm das feuchte Haar aus der Stirn.
    »Das werde ich nicht.«
    Steldor verzog das Gesicht und schien entschlossen, sich so lange gegen das Fieber zu wehren, bis alles, was ihn beschäftigte, ausgesprochen war.
    »Was wirst du Mutter sagen?«
    Niemand wusste, ob Cannan seine Frau je wiedersehen würde, was beiden Männern durchaus klar sein musste. Aber solange diese Möglichkeit bestand, würde der Hauptmann eine Nachricht für sie in sich tragen.
    »Was möchtest du, dass ich ihr sage?«
    »Dass ich … dass ich lebend entkommen bin.«
    Steldor, der vielleicht nur noch Augenblicke, Stunden oder höchstens Tage vom Tod entfernt war, wollte die Mutter schonen, die ihn stets so viele Nerven gekostet hatte, weil er wusste, dass die Wahrheit sie umbringen würde. Ich war an meinem üblichen Platz bei der Feuerstelle, und meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich

Weitere Kostenlose Bücher