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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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auch froh. Ich war dankbar dafür, dass er in seinen Armen sterben würde.
    Als der Abend hereinbrach, hatten Gedanken, die ich nicht denken wollte, begonnen, mich zu quälen. Was würden wir mit dem Leichnam meines Gemahls tun? Wir konnten ihn nicht begraben, denn der Untergrund war felsig oder hart gefroren. Sollten wir ihn verbrennen? Oder würde ein solcher Scheiterhaufen dem Feind unseren Standort verraten? Ich grämte mich, weil er eigentlich in der Königsgruft von Hytanica zur Ruhe gebettet gehörte. Doch diese Ehre würden wir ihm nicht erweisen können. Er war als jüngster König der hytanischen Geschichte gekrönt worden, und nun würde er auch als ihr jüngster Herrscher sterben. Mit gerade einmal zweiundzwanzig Jahren in diesem erbarmungslos kalten Monat Februar.
    Der Hass auf Cokyri, der in meinem Inneren wuchs, war so heftig, dass ich es kaum noch aushielt – eine cokyrische Klinge hatte Steldors Verletzung verursacht; cokyrische Soldaten hatten seine medizinische Versorgung vereitelt; und natürlich waren es die Herrscher über Cokyri gewesen, die uns überhaupt gezwungen hatten, aus unserer Heimat zu fliehen. Und welches Recht hatten sie, sich meiner Heimat zu bemächtigen? Meines Königreiches, meiner Stadt, meines Landes, meines Volkes. Sie hatten so viel Zerstörung bewirkt, dass ich niemals aufhören würde, sie dafür zu hassen. Ich würde niemals aufhören, ihn zu hassen. Ich wollte ihn tot sehen, ihn zerstören, ich wollte den großen Kriegsherrn Cokyris vor seinem eigenen Volk demütigen, so wie er unsere Soldaten vor den Augen der Menschen, die sie liebten, ermordet hatte.
    Doch nichts davon würde Steldor ins Leben zurückholen.
    Sein Atem war schon jetzt nur noch schwach wahrnehmbar. Und jeder Moment, der verstrich, tat mir im Herzen weh, denn ich wusste, bald würde sich seine Brust nicht mehr heben.
    London und Galen kehrten spät in dieser Nacht zurück. Nur gute zwei Tage nachdem sie aufgebrochen waren. Sie mussten zu Pferde unterwegs gewesen sein, sonst hätte es niemals so schnell gehen können. Bisher hatte ich darüber noch gar nicht nachgedacht, aber ich vermutete, dass sie die Tiere genommen hatten, mit denen wir hierhergeritten waren. Aber selbst dann mussten sie ein ungeheures Tempo vorgelegt haben.
    London trat als Erster ins Licht der Fackel am Höhleneingang. In der Hand hatte er einen Strick, der, wie ich sogleich sah, am anderen Ende um das linke Handgelenk der Hohepriesterin Nantilam, der Schwester des berüchtigten Overlord, gebunden war. Hinter ihr kam Galen, der einen Strick hielt, der um ihr anderes Handgelenk geknotet war. Ihre Augen waren verbunden, ihr feuerrotes Haar war schmutzig und zerzaust, ebenso ihre schwarze Kleidung, was von einem harten Ritt kündete. Dennoch strahlte sie noch so viel Würde aus, dass eine hytanische Frau dafür äußerst skeptisch angesehen worden wäre. Als London den Stofffetzen entfernte, der ihre grünen Augen bedeckt hatte, schleuderte sie ihm einen hochmütigen Blick entgegen, dann ließ sie die Augen furchtlos durch die Höhle wandern und musterte uns und unseren Unterschlupf. Ich schluckte und erhob mich von meinem Platz am Feuer. Selbst in dieser Verfassung schüchterte sie mich noch ein. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf mich, und obwohl ich mir sicher war, dass sie mein Unbehagen deutlich sah, wandte ich den Blick nicht ab. Unsere Augen hielten einander eine gefühlte Ewigkeit lang fest, bis Londons Stimme schließlich den Bann brach.
    »Ist er noch am Leben?«, fragte er Halias unumwunden mit einem Blick auf Cannan und Steldor, und ich war fassungslos über seine scheinbare Gefühllosigkeit.
    »Ja, aber wohl nicht mehr lange«, antwortete Halias.
    Ich wusste, dass Mirannas Leibwächter vorgehabt hatte, mehr zu sagen, nach der erfolgreichen Mission zu fragen, aber London ließ ihm keine Gelegenheit dazu. Er schnappte sich das Seil aus Galens Händen und zerrte die Hohepriesterin in Richtung unseres sterbenden Königs. Sie wehrte sich, musste aber hinter ihm herstolpern. Galen und Halias traten gleichzeitig einen Schritt vor und schienen von Londons Vorgehen irritiert. Ich selbst stand wie erstarrt. Niemand begriff, was er vorhatte. Inzwischen zog er Nantilam zu sich heran, legte eine Hand auf ihre Schulter und zwang sie wenige Schritte vor Steldor auf die Knie.
    Im selben Moment veränderte Cannan seine Position und zog einen Dolch. Allerdings stand London, möglicherweise zufällig, zwischen dem Hauptmann und der

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