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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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London sich an seine Aufgabe erinnerte und die Nadel durch sein Fleisch stach. »Und Casimir auch nicht. Er hätte nicht gewollt, dass wir kapituliert hätten, um sein Leben zu retten. Schließlich haben wir alle einen Eid geschworen, den König und die Königin mit unserem Leben zu beschützen, und Casimir … er hat diesen Schwur eingelöst.« Seine Augen suchten Cannans, als er hinzufügte: »Ihr wärt stolz auf ihn gewesen, Sir.«
    Mit einem schweren Seufzer fuhr er fort. »Danach ließ der Overlord mich zurück in den Kerker bringen, aber meine Zellentür war nicht richtig verschlossen worden, und so konnte ich ausbrechen. Er dachte wohl, ich würde nicht merken, dass er mich absichtlich entkommen ließ, damit ich dieses Versteck aufsuchen würde. Ich nahm den Köder an, aber nicht ohne eigene Hintergedanken, und führte seine Kundschafter so lange im Kreis, bis ich sie hinterrücks überfallen und umbringen konnte. Das war nicht schwer, denn sie waren nur zu zweit. Erst danach kam ich hierher.«
    »Und Destari?«, fragte London in ahnungsvollem Ton.
    Halias zuckte mit den Achseln, entschuldigend und düster. Weil die Bewegung ihn an der Schulter schmerzte, verzog er das Gesicht.
    »Ich hatte keine Chance, ihn mit herauszuholen – dafür hatte der Overlord gesorgt. Er könnte immer noch eingekerkert sein und gefoltert werden. Aber wenn es einen gnädigen Gott gibt, dann ist er inzwischen tot. Aber wie auch immer, er hat dieses Versteck sicher nicht preisgegeben.«
    Das Schweigen lastete schwer auf uns. London war mit der Versorgung von Halias’ Wunde fertig, und jetzt hatte er die Hände zu Fäusten geballt, deren Knöchel weiß hervortraten. In Cannans dunkle Augen war das Feuer zurückgekehrt, und Galen, der zunächst unruhig wirkte, war aufgestanden und murmelte, er würde die Wache übernehmen. Ich vermutete allerdings, dass er sich, wie schon die Male zuvor, freiwillig dafür meldete, um mit seiner Trauer allein zu sein.
    »Galen, warte.« London hielt ihn zurück und hatte eine entschlossene Miene aufgesetzt. »Nimm mit, was du brauchst, denn wir brechen auf. Jetzt.«
    »Was?«, sagte Galen ungläubig und war stehen geblieben. »Was redest du denn da?«
    Alle musterten verwirrt den grauhaarigen stellvertretenden Hauptmann, der sich nun an Cannan wandte.
    »Ein Gutes hat die neue Situation doch – wir haben mit Halias noch einen weiteren Mann zur Verfügung. Und sind damit nicht mehr so wehrlos wie bisher.«
    »Woran denkt Ihr?«, fragte der Hauptmann mit angestrengt gerunzelter Stirn.
    »Das ist mir letzte Nacht eingefallen, aber ich wusste, wir hätten nicht genug Männer dafür«, erklärte London und war so voller Eifer, dass er aufsprang. »Der Overlord und Narian sind jetzt in Hytanica, ebenso wie der Großteil der cokyrischen Truppen. Damit haben sie ihre Heimatstadt viel weniger gut bewacht zurückgelassen, als das sonst der Fall ist. Was es, wie ich vermute, Eindringlingen sehr viel leichter macht, als ihnen das bewusst ist.«
    »Du willst doch nicht etwa vorschlagen, dass wir eine Eroberung versuchen sollen, oder?«, unterbrach Galen ihn, und sein Sarkasmus brachte ihm einen tadelnden Blick von meinem ehemaligen Leibwächter ein.
    »Natürlich nicht. Ich schlage vor …« London machte eine Kunstpause und hob vielsagend die Augenbrauen. »Wir versuchen eine Entführung.«
    Cannan begriff vor allen anderen und sprach die Idee seines Stellvertreters zu Ende aus.
    »Die Hohepriesterin.«
    Das war tatsächlich genial. Halias und Cannan konnten uns beschützen, während Galen und London nach Cokyri ritten. Halias schien sich sicher, dass die Hohepriesterin nicht in unserer Heimat gewesen war. Zudem verfügte London über präzise Ortskenntnisse. Er wusste aus seiner Zeit als Gefangener dort auch einiges über die baulichen Gegebenheiten des Tempels der Hohepriesterin.
    Da London darauf beharrte, keine Zeit zu verlieren, rüsteten er und Galen sich zum Aufbruch. Das machte mir, gelinde gesagt, Sorgen. Wäre es nicht besser, Halias zumindest eine Nacht zum Ausruhen zu gönnen? Würden die anderen bei Tageslicht nicht leichter vorankommen? Andererseits konnte ich mir nicht vorstellen, dass London diese Dinge nicht bedacht hatte. Vielleicht hegte er die schwache Hoffnung, wenn er schnell genug handelte, Destari noch retten zu können, indem wir den Overlord erpressten.
    Cannan übernahm die Wache draußen, weil er zum einen einsah, dass Halias sich ausruhen musste, und zum anderen wahrscheinlich ahnte,

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