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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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Schatten am Eingang. Das Licht, das unseren Teil der Höhle schwach erhellte, tauchte zunächst London in ein unheimliches Licht, dann erschien Halias neben ihm und sah aus, als käme er geradewegs aus der Hölle.
    Wir waren starr vor Staunen, zum einen über seinen Zustand, zum anderen über sein unerwartetes Auftauchen. Er wirkte hager, der Blick seiner blauen Augen leer. Seine Kleidung war zerrissen und schmutzig, an der linken Schulter war sein Hemd blutgetränkt. Das lange blonde Haar, das er stets zu einem lässigen Zopf gebunden hatte, war im Nacken abgeschnitten und hing ihm in unterschiedlich langen Strähnen bis zum Kinn. Ich fragte mich, ob er das aufgrund der gleichen Überlegungen, die auch ich angestellt hatte, selbst gewesen war oder ob die Cokyrier es ihm abgeschnitten hatten. Aber eigentlich spielte es keine Rolle – wichtiger war die schreckliche Wahrheit, dass schon ein paar Tage in der Gewalt des Overlords einen Menschen derart zugrunde richten konnten.
    Miranna zitterte, hatte aber den Kopf nicht gehoben. Das war auch gut so, denn ich bezweifelte, dass sie ihren Leibwächter in seiner derzeitigen Verfassung überhaupt erkannt hätte. Ich versuchte, mich nicht zu bewegen oder ihr sonst einen Hinweis zu geben, dass sie aus meiner Umarmung auftauchen sollte, doch dann suchte Temerson meinen Blick, kniete sich neben mich und zog sie sanft in seine Arme.
    »Mit mir ist alles so weit in Ordnung«, murmelte Halias als Antwort auf unser ungläubiges Starren. »Haben alle anderen es wohlbehalten hierhergeschafft?«
    »Davan ist gefallen«, antwortete Cannan und vermied jede Ungewissheit bei diesem Thema, auch wenn aus seiner Stimme der angemessene Respekt für den Toten klang. »Steldor ist verwundet, aber alle anderen sind unverletzt.«
    Ich hatte mich schon zur Feuerstelle begeben und war deshalb nah genug, um Halias’ sorgenvoll gefurchte Stirn zu sehen, als sein Blick auf den König fiel. Er war erfahren genug, um sofort zu wissen, dass Steldors Verletzung sehr ernst war.
    »Wird er durchkommen?«
    Cannan schwieg kurz und biss die Zähne zusammen, während er den Blick abwandte.
    »Ich glaube nicht«, antwortete er schließlich ganz offen, wobei seine Stimme vor lauter unterdrückten Gefühlen ganz rau klang.
    Halias nickte und suchte den Blick des Hauptmannes, dann versammelten sie sich ums Feuer und setzten sich auf die Felsbrocken, die uns als Hocker dienten. Ich rührte in dem Eintopf, den wir warm gehalten hatten, denn unser Neuankömmling schien einiges zu brauchen, auch eine anständige Mahlzeit. Halias winkte London zu sich, deutete auf seine Schulter und zog sein Hemd aus, unter dem eine hässlich klaffende Wunde zum Vorschein kam. London holte das Verbandszeug und machte sich sogleich ans Werk. Er reinigte die Wunde zunächst mit Alkohol und nähte sie anschließend. Ich gab mir Mühe, nicht darauf zu achten, was London tat, sondern schöpfte etwas Eintopf in eine Schüssel und brachte sie Halias, der hungrig aß. Dann kamen die unvermeidlichen Fragen.
    »Wir haben Temerson im Wald gefunden«, begann Cannan mit einer Stimme, die so kalt und hart klang wie Stahl. »Er hat uns berichtet, was sich in Hytanica zugetragen hat. Dass der Overlord Euch, Destari und Casimir ausgesondert und unsere restlichen Offiziere allesamt ermordet hat. Wie seid Ihr geflohen?«
    »Das will ich Euch erklären«, sagte Halias mit fester Stimme und niedergeschlagenem Blick. Da setzte ich mich neben London, denn einerseits fürchtete ich, was ich zu hören bekäme, andererseits musste ich es einfach erfahren.
    »Erst hat er uns einzeln gefoltert«, sagte Halias, hob den Kopf und brach das bedrückende Schweigen mit dieser gnadenlosen Offenheit. »Ich weiß nicht, wie lange. Ich konnte die anderen hören, als er …« Er räusperte sich. »Er wollte wissen, wo die königliche Familie sei, aber die von ihm gewählte Methode bewirkte nichts, also ließ er uns alle zusammentreiben. Dann wählte er Casimir aus, um ihn vor Destari und mir zu quälen.«
    Halias zitterte vor Zorn und Schrecken, während er sich daran erinnerte, und Londons Hand blieb in der Luft über der Wunde hängen, die er doch eigentlich hätte schließen sollen. Er umklammerte die Nadel deutlich fester als nötig. Cannan beobachtete Halias und forderte ihn stumm zum Fortfahren auf. Ich fragte mich, ob er dabei mit der gleichen aufsteigenden Übelkeit zu kämpfen hatte wie ich.
    »Wir haben ihm nichts gesagt«, fasste Halias zusammen und zuckte, als

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