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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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Sicht meiner Mutter perfekt macht. Sie möchte ja nicht, dass mich jemand reiten sieht.«
    Die angenehme Gesellschaft ließ unsere Fahrt wie im Flug vergehen. Kaum waren wir angekommen, öffnete Shaselle den Wagenschlag und sprang heraus, ohne Hilfe abzuwarten. Eilig begab sie sich zu den Pferden und band sie los. Ich zog meinen Rock aus, sodass ich nur noch die Hose und meine Bluse trug, und ließ mir von Baelic beim Aussteigen helfen.
    Cannans Besitz war atemberaubend, selbst in verlassenem und brachliegendem Zustand. Er befand sich am Fluss, und zwar dort, wo der Recorah von Süden nach Westen abbiegt und so unser Reich von zwei Seiten begrenzt. Der malerische Ort war weiter von der cokyischen Bedrohung entfernt als Koranis’ Gut. Das zweistöckige Landhaus zwischen turmhohen Eichen wirkte groß und weitläufig. Die Mauern an der Nordseite waren von Weinreben berankt. Neben dem Haupthaus gab es noch ein gemauertes Gästehaus, Holzhäuser für die Bediensteten sowie einen großen Stall und mehrere umzäunte Weiden.
    Baelic spannte die Kutschpferde aus und entließ sie auf eine kleine Koppel, dann bestiegen wir vier unsere Reittiere. Mein Onkel führte uns in gemächlichem Trab über ein weites Feld und versuchte wahrscheinlich erst einmal, meine Fähigkeiten als Reiterin einzuschätzen. Doch Alcander erwies sich als sehr fügsam. Nachdem wir etwa eine Viertelstunde lang so dahingeritten waren, ließ Baelic sich neben mich zurückfallen, und dann trieben wir alle unsere Pferde zu einem leichten Galopp an, bei dem Shaselle und Celdrid jeweils außen neben uns ritten.
    Erst als Baelic die Hand hob, um uns anzuzeigen, dass wir die Tiere nun im Schritt gehen lassen sollten, fiel mir auf, dass ich wahrscheinlich schon einmal auf diesem Besitz gewesen war. Je länger ich den Blick über die riesigen Felder schweifen ließ, desto sicherer wurde ich mir, dass das missratene Picknick im Jahr zuvor mit Steldor, Miranna und Temerson irgendwo in dieser Gegend stattgefunden haben musste. Schließlich hatte mein Vater den Ort dafür sorgsam gewählt. Und welches Ziel hätte sich für die Prinzessinnen und ihre Eskorte besser geeignet als ein wundervolles Anwesen, das einer der Männer wie seine Westentasche kannte?
    Zu meiner Freude verging der Großteil des Vormittags mit Baelics Anekdoten über Steldors Streiche als Kind. Die Geschichten sorgten für großes Gelächter, und ich hoffte, dass, falls ich jemals Kinder von Steldor bekäme, diese nach mir geraten würden, denn er war ein wirklich übermütiges Kind gewesen. Wenn man Baelic von seinem Neffen sprechen hörte, spürte man aber sowohl seine Zuneigung als auch eine gehörige Portion Stolz auf ihn.
    Wir ritten noch etwa eineinhalb Stunden, bevor wir zum Gutshaus zurückkehrten, wo wir uns wuschen und im Schatten einer der Eichen picknickten. Als die Sonne begann, sich dem westlichen Horizont zu nähern, rüsteten wir uns für den Heimweg, und ich zog meinen Rock wieder an.
    Als wir am späten Nachmittag wieder im Palast eintrafen, bot Baelic an, mich noch über den Innenhof zu begleiten, doch ich lehnte ab, weil ich nach wie vor lieber nicht mit ihm gesehen werden wollte. Normalerweise hätte ich schließlich nur über Steldor Kontakt zu meinem Onkel gepflegt, und ich wollte nicht, dass irgendwelche Fragen hinsichtlich unseres Verhältnisses aufkämen. Vor allem weil ich mir sicher war, dass mein Gemahl meinen Zeitvertreib nicht gutheißen würde.
    Müde, aber glücklich trat ich durch die Vordertore und wollte mich sogleich die Prunktreppe hinaufbegeben, als Steldor aus dem Vorzimmer trat. Er musterte mich einen Moment lang, dann machte er eine Bemerkung, die unter anderen Umständen schrecklich unhöflich gewesen wäre, in diesem Fall jedoch zutraf.
    »Ich glaube, du riechst wie ein Pferd.«
    »Nur ein neues Parfum«, gab ich leichthin zurück und beeilte mich ein paar Stufen hinauf, von denen es hoffentlich nicht zu ihm hinunterzog.
    »Ich glaube, da bevorzuge ich den Duft von Seife«, erwiderte er mit gehobener Augenbraue.
    »Dann rieche ich sonst also nach Seife?«, fragte ich und war mir nicht sicher, ob ich gekränkt sein sollte.
    »Gegen den Geruch von Seife ist ja wohl nichts einzuwenden«, sagte er ungeduldig. »Das ist ein ansprechender, sauberer Duft. Aber wenn das hier deine Vorstellung von einem Parfum ist, dann werde ich wohl auch auf diesem Gebiet für dich Entscheidungen treffen müssen.«
    Nach einem letzten irritierten Blick auf mich ging er in

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