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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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jeder seiner Muskeln gespannt war. Destari trat neben ihn und legte beruhigend eine Hand auf seine Schulter, während der Hauptmann sich wieder setzte.
    »Um welche Zeit wollte Miranna Temerson treffen?«, erkundigte Cannan sich und konnte damit endlich seine Frage stellen.
    »Sie hat mich gleich nach dem Abendessen für heute entlassen«, sagte Halias ungeduldig und blickte immer wieder zur Tür, als müsse er unverzüglich die Suche nach ihr aufnehmen. »Wahrscheinlich hat sie ihre Gemächer kurz danach verlassen, auf jeden Fall aber bevor die Nachtwachen mit ihren Patrouillen auf den Gängen begannen.«
    Steldor drückte meine Hand.
    »Stimmt das, Alera?« Auf mein schwaches Nicken hin forschte er weiter: »Kannst du uns sagen, wann sie Temerson treffen sollte?«
    »Gleich nach Einbruch der Dunkelheit«, sagte ich und schmeckte salzige Tränen in meinen Mundwinkeln.
    »Das bedeutet, dass sie sie vor ein paar Stunden in ihre Gewalt gebracht haben«, stellte Cannan grimmig fest. »Falls die Cokyrier dahinterstecken, werden wir sie in der Stadt nicht mehr finden.«
    Er sah Destari an und befahl dann schroff: »Alarmiert unsere Grenzpatrouillen. Möglicherweise haben die Entführer unser Land noch nicht verlassen.«
    Ich gab einen Laut zwischen Schreien und Schluchzen von mir. Destari warf mir einen mitfühlenden Blick zu, bevor er ging, während Steldor wieder vor mir kniete, um mich in den Arm zu nehmen. Ich klammerte mich an seine Schultern, als wären sie das Leben selbst. Durch meine Tränen hindurch sah ich Galen zurückkommen und schaute auf, um zu erfahren, ob er Ryla mitgebracht hatte.
    »Die Zofe ist nicht in ihrem Zimmer«, berichtete er unbehaglich. »Man hat sie seit dem frühen Abend nicht mehr gesehen, und niemand wusste etwas über ihre Herkunft.«
    »Was wissen wir denn überhaupt von diesem Mädchen?«, fragte Cannan.
    Halias begann ungeduldig mit dem Fuß zu tappen, und ich hob den Kopf von Steldors Schulter. Die Erkenntnis presste meinen Brustkorb derart zusammen, dass mein Herz kaum noch schlagen konnte. Meine Tränen wurden dadurch wie von einem Damm zurückgehalten.
    »Ich habe sie vor fast drei Monaten eingestellt. Mitte Mai«, gestand ich.
    Da klopfte es, und ein Wachmann führte den zerzausten und verstörten Temerson und seinen Vater, Leutnant Garreck, ins Zimmer.
    »Habt Ihr Miranna heute im Verlauf des Tages eine Nachricht zukommen lassen?«, kam der Hauptmann ohne Umschweife zur Sache.
    »N-n-nein, Sir«, erwiderte Temerson und ließ seine angsterfüllten Augen über alle Anwesenden schweifen: Halias, der aussah, als würde er gleich den Verstand verlieren; Steldor am Boden, die Arme um seine untröstliche Frau geschlungen; Galen, voller Sorge und Misstrauen; und schließlich Cannan, dessen leicht zusammengezogenen Augenbrauen das einzige Anzeichen von Missbilligung waren, das er je offenbarte.
    »Demnach hattet Ihr also nicht vor, sie heute Abend zu treffen?«
    »N-nein, Sir.«
    »Dann wartet im Zimmer des Haushofmeisters«, sagte der Hauptmann und winkte die beiden hinaus. Während Temerson und sein Vater noch nicht draußen waren, kam Destari schon wieder zurück. Cannan wandte sich erneut an Galen.
    »Holt König Adrik und Lady Elissia. Sagt Ihnen noch nicht, was passiert ist. Ich werde Ihnen die Nachricht selbst überbringen. Und lasst auch den Doktor kommen. Ich kann mir vorstellen, dass einige Menschen heute keinen Schlaf finden werden.«
    Galen ging, und der rastlose Halias stieß sich von der Wand ab und begann im hinteren Teil des Raumes auf und ab zu gehen. Kurze Zeit beobachtete Cannan ihn schweigend.
    »Setz dich, Halias«, sagte er schließlich. »Du kannst im Moment nichts tun.«
    »Ich könnte sie aufspüren«, gab Halias grimmig zurück und ignorierte die Anordnung des Hauptmannes. »Wir wissen doch alle, dass sie inzwischen den Fluss überquert haben. Aber wir könnten sie noch einholen, bevor sie Cokyri erreichen.«
    »Sie haben einen enormen Vorteil«, sagte Cannan sachlich und folgte mit dem Blick seinem Stellvertreter, der weiter auf und ab lief. »Sie kommen in der Dunkelheit viel schneller voran, als wir ihren Spuren folgen können.« Nach einigen Augenblicken, in denen alle schwiegen, wiederholte er: »Setzt Euch hin. Das ist ein Befehl.«
    Nach einem flüchtigen Blick zu dem Holzstuhl vor dem Schreibtisch, auf den Cannan gedeutet hatte, verpasste Halias dem Sitzmöbel plötzlich einen Tritt, sodass es an Steldor und mir vorbeirutschte und gegen die Wand krachte.

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