Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
Vom Netzwerk:
Meine Mutter saß neben mir auf dem Sofa, lächelte schwach über das Kätzchen, das zu ihren Füßen spielte, und nahm schließlich meine Hände in die ihren.
    »Wie geht es dir, Liebes?«, fragte sie sanft, wobei ihre Stimme rauer klang als sonst. Der Kummer hatte ihr den lyrischen Klang genommen.
    Sie suchte meinen Blick, und ich spürte, dass die Sorge darin mir galt. Die Vorstellung, dass ich ihr zusätzlich Sorgen verursachte, war mir fast unerträglich.
    »Ich gebe mir Mühe, Mutter«, murmelte ich, während sie geduldig auf eine Antwort wartete. »Steldor tut, was er kann, um mir zu helfen.« Ich deutete auf das Kätzchen und fügte hinzu: »Er möchte nicht, dass ich allein bin.«
    Sie nickte und strich mir eine Locke aus der Stirn.
    »Ich werde dich jetzt um etwas bitten, Alera. Etwas, das dir schwerfallen wird. Dennoch ist es wichtig, dass du es versuchst.«
    »Ja, Mutter, alles, was Ihr wollt.«
    »Bis wir nicht mit Sicherheit wissen, dass – was Gott verhüten möge – deine Schwester tot ist, müssen wir uns so verhalten, als wäre sie am Leben. Wir dürfen uns nicht der Verzweiflung hingeben, und selbst wenn das der Fall sein sollte, dürfen wir es uns nicht anmerken lassen. Unsere Wachen und militärischen Befehlshaber müssen sich unseres Vertrauens und unserer Zuversicht sicher sein können, und auch unsere Untertanen müssen sehen, dass wir stark sind.«
    Ich entdeckte einen Funken Entschlossenheit in ihren müden Augen und konnte ihre unvermutete Stärke spüren. Sie ergriff noch einmal meine Hände, bevor sie fortfuhr.
    »Alera, ich bitte dich, deine normalen Aktivitäten wieder aufzunehmen und deinen Pflichten nachzukommen. Ich bitte dich zu versuchen, ein normales Leben zu führen.«
    »Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben«, versicherte ich ihr rasch. Dann fügte ich noch leise hinzu: »Aber ich weiß nicht, ob ich das vermag, worum du mich bittest.«
    Sie sah lange aus dem Fenster, als überlege sie, wie sie mich davon überzeugen könne, das scheinbar Unmögliche zu leisten. Schließlich richtete sie ihre Aufmerksamkeit erneut auf mich und sah mich melancholisch an.
    »Ich habe schon einmal schwere Zeiten durchgemacht. Das macht die heutigen Umstände nicht leichter erträglich, aber irgendwie gelingt es einem zu überleben. Wie du ja schon lange weißt, kam meine Familie bei einem cokyrischen Überfall ums Leben, als ich fast noch ein Kind war. Danach wohnte ich im Palast, bis die Zeit für mich reif war, den Sohn des Königs zu heiraten. Während ich hier lebte und auf meine Hochzeit wartete, verliebte ich mich leidenschaftlich und unwiderruflich in ihn. Was du aber vielleicht nicht weißt, ist, dass ich mit Kronprinz Andrius verlobt war, nicht mit deinem Vater.«
    Sie seufzte und kurz trat ein sehnsüchtiger Ausdruck auf ihr Gesicht.
    »Du hast deinen Onkel nie kennengelernt, aber er war Cannan sehr ähnlich, nur vielleicht etwas humorvoller.«
    Sie lächelte flüchtig, offenbar weil sie sich an diese glücklichere Zeit erinnerte.
    »Doch wir waren damals im Krieg, und alle jungen Männer waren fort, um zu kämpfen. Irgendwie gelang es Andrius, den König davon zu überzeugen, dass auch er sich ihnen anschließen musste. Er verlor sein Leben, und ich wollte ebenfalls sterben. Aber mit der Zeit erholte ich mich und wurde mit deinem Vater verlobt, denn schließlich war ich dazu erzogen worden, später Königin zu sein.«
    Ich saß stumm neben ihr und war ungemein betroffen von dieser Neuigkeit. Ich hatte gewusst, dass der ältere Bruder meines Vaters, der erstgeborene Thronerbe, im Krieg gefallen war, aber dieser Teil der Geschichte war mir neu.
    »Ich habe dir das erzählt, weil zu irgendeinem Zeitpunkt das Leid in das Leben eines jeden Menschen tritt. Nur geht jeder einzelne anders damit um. Du erinnerst mich an Andrius – daher weiß ich, wie viel Kraft du besitzt. Was ich von dir verlange, mag hart klingen, aber schließlich bist du die Königin von Hytanica. Die Menschen schauen auf dich, um ihren Glauben und ihren Mut nicht zu verlieren. Genauso, wie sie auf den König schauen. Und jedes Mal, wenn du dich so zeigst, egal ob du es tatsächlich empfindest oder nicht, wird es dir bei der nächsten Gelegenheit schon ein wenig leichterfallen.«
    Ich sah meine wunderschöne Mutter forschend an und erkannte erstmals, dass viel von ihrer Anmut aus der Tragödie geboren war.
    »Ich will es versuchen«, versprach ich, und sie nahm mich in die Arme und drückte mich so fest, wie sie es

Weitere Kostenlose Bücher