Alera 02 - Zeit der Rache
getan hatte, als ich noch klein war. So ging ein wenig von ihrer Entschlossenheit auf mich über.
11. WAFFENBRÜDER
Von einem Klopfen an der Tür meines Salons aufgeschreckt schaute ich vom Sofa, wo ich saß und meinem Kätzchen ein Band zum Spielen hinhielt, zu Destari hinüber. Es war ein paar Tage nach dem Besuch meiner Mutter, und ich erwartete keinerlei Gäste. Auf mein Nicken hin öffnete der Leibwächter die Tür und ließ einen Sergeanten der Elitegarde herein.
»Eure Majestät, ich bin gekommen, um Destari als Euren Leibwächter vorläufig abzulösen«, sagte er und verbeugte sich. »Der Hauptmann muss ihn sprechen und wollte Euch in der Zeit nicht unbeschützt wissen.«
Ich sprang auf und war schon bei der bloßen Vorstellung von Destaris Abwesenheit von Panik erfüllt. Flüchtig musterte ich den Mann, den Cannan als Ersatz für den großen und kräftigen Gardisten geschickt hatte, der mich neben sich wie ein Kind erscheinen ließ. Da der magere Sergeant mich nur um wenige Fingerbreit überragte und sehr jugendlich wirkte, wusste ich sogleich, dass ich mich in seiner Gegenwart nicht sicher fühlen könnte. Ich brauchte Destari, dem ich vertraute, mit dem ich aufgewachsen war und dessen Eignung und Fähigkeiten außer Frage standen.
Destari verstand meine Miene zu deuten und sprach in meinem Namen.
»Die Königin und ich würden es beide vorziehen, wenn ich hierbliebe. Hat der Hauptmann gesagt, in welcher Angelegenheit er mich zu sprechen wünscht?«
Die Augen des Sergeanten richteten sich auf mich. Er schien sich nicht sicher, ob er in meiner Anwesenheit offen sprechen könne, und nahm Destari beiseite.
»Die Kundschafter haben ein Pferd gefunden«, vertraute er ihm mit leicht gedämpfter, aber immer noch gut verständlicher Stimme an.
»Ein Pferd?«, wiederholte Destari unbehaglich. Mir selbst war die Bedeutung der Worte noch völlig rätselhaft.
Der Sergeant nickte. »Es war eines der unseren und streunte reiterlos durchs Gelände. Blutverkrustet.«
»Vermochte man es zu identifizieren?«
Der Soldat nickte grimmig und Destari runzelte seine dichten schwarzen Brauen, als hätte er die denkbar schlechteste Nachricht erhalten.
»Wessen Pferd war es?«, fragte ich ahnungsvoll.
Der Sergeant sah zwischen Destari und mir hin und her und schien sich zu fragen, ob er darauf antworten sollte, doch mein Leibwächter war in Gedanken versunken und machte keinerlei abschlägige Geste.
»Londons«, lautete die Antwort des Sergeanten, der es nicht gewagt hatte, seine Königin zu ignorieren.
Mein Magen revoltierte, und ich musste den Drang, mich zu übergeben, unterdrücken. Meine Knie drohten nachzugeben, und Destari legte stützend den Arm um mich. Doch ich schob ihn beiseite, weil ich wusste, dass er lieber rasch gehen würde.
»Ich begleite dich zu Cannan«, keuchte ich.
Destari nickte nur kurz. Wir verließen meine Gemächer umgehend und begaben uns, gefolgt vom Sergeanten, über die Wendeltreppe hinunter ins Parterre. Als wir durch den Salon des Königs den Thronsaal betraten, sahen wir Galen, Casimir, Cargon und einige andere Elitegardisten dicht beieinander und ins Gespräch vertieft neben der Empore stehen. Steldor saß mit besorgter Miene auf dem Thron. Cannan stand an seiner Seite.
Der König schien einen Moment lang überrascht, als er mich bei Destari erblickte. Die übrigen Männer runzelten die Stirn über mein Erscheinen, nahmen ihre Unterhaltung jedoch rasch wieder auf, bis Steldor ihnen mit erhobener Hand Schweigen gebot.
»Alera, ich weiß, dass Ihr Euch um London sorgt, aber dies sind militärische Angelegenheiten. Ich kann Euch daher entweder in Euren Salon eskortieren lassen, oder Ihr wartet in meinem Arbeitszimmer auf mich.«
Ich sah ihn forschend an und traute meinen Ohren nicht. Eigentlich hatte ich erwartet, dass er mich des Saales verweisen würde, doch stattdessen bot er mir die Gelegenheit zu lauschen. Als unsere braunen Augen sich begegneten, wusste ich, dass dies sein Ziel gewesen war.
»Ich werde mich in Euer Arbeitszimmer begeben, Mylord«, sagte ich bescheiden und deutete einen Knicks an.
Anschließend zog ich mich in den Raum rechts von der Empore zurück und ließ die Tür halb offen, damit ich jedes Wort, das nebenan gesprochen wurde, verstand. Ich rückte mir einen der gepolsterten Stühle vom Kamin heran und setzte mich, um zu lauschen.
»Angesichts der Menge Blut, mit der das Tier bedeckt war, müssen wir annehmen, dass London heftig blutete, als er gen
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