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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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hatte. So kam zu meinen ohnehin schon vorhandenen Schuldgefühlen noch ein zusätzliches schlechtes Gewissen.
    »Wahrscheinlich werden wir in den nächsten paar Tagen noch nichts von ihnen hören. Du bekommst jedenfalls einen neuen Leibwächter oder auch drei oder so viele du eben haben möchtest. Was auch immer du benötigst, um dich in Destaris Abwesenheit sicher zu fühlen –«
    »Ich möchte eine Waffe.«
    Diese Äußerung war mir ganz spontan über die Lippen gekommen, aber als ich an den schmächtigen Gardisten dachte, den man mir als Ersatz für Destari geschickt hatte, und an den Vorfall vor einem Jahr mit Narian am Fluss, als Tadark zu weit entfernt von mir gestanden hatte, um ihn davon abzuhalten, meinen Rock abzuschneiden, da wusste ich, dass eine Waffe das Einzige wäre, das mir ein gewisses Gefühl von Sicherheit geben könnte. Leibwachen waren eben nur bis zu einem bestimmten Grad wirkungsvoll. Hätte Halias Miranna zur Kapelle begleitet, dann aber davor auf sie gewartet, wäre sie immer noch allein und damit ungeschützt gewesen. Und wenn jemand neben mir einen Dolch zückte, um mir etwas anzutun, dann musste ich zu mehr in der Lage sein als nur zum Schreien.
    »Eine Waffe?«, echote Steldor mit hochgezogenen Augenbrauen, und aus seinen Worten klang ein wenig von der Arroganz, die ich in letzter Zeit so gar nicht an ihm vermisst hatte. »Also wirklich, Alera, ich weiß, dass du Angst hast, aber damit würdest du dich entweder selbst verletzen oder man würde die Waffe gegen dich verwenden. Du weißt doch gar nicht damit umzugehen …«
    Er verstummte, und ich schlug verlegen die Augen nieder. Ich wusste, dass er jetzt an meine wenigen Unterrichtsstunden in Sachen Selbstverteidigung bei Narian dachte, von denen er auf irgendwelchen Kanälen erfahren hatte. Ich war sicher keinesfalls besonders gewandt, aber ich wusste durchaus, wie man eine Waffe führt, was Steldors Hauptargument entkräftete. Allerdings war alles, was mit Narian zusammenhing, ein heikles Thema, und ich vermochte Steldor in dieser Hinsicht im Moment nicht einzuschätzen.
    »Am besten setzt du deinen Tag wie gewohnt fort«, sagte er mit sorgsam kontrollierter Stimme.
    Ich verließ den Raum ohne ein weiteres Wort und war dankbar, ungescholten davongekommen zu sein. Mit mir kamen zwei Elitegardisten, die Steldor offenbar ausgewählt hatte. Als ich den Thronsaal durchschritt, sah ich Casimir dort auf den König warten.
    Im Laufe der nächsten paar Tage verließ mich alle Hoffnung. Ich sehnte mich wie nie zuvor nach der Stimme meiner Schwester, nach ihrem aufblitzenden Lächeln, dem Anblick ihrer rotblonden Locken, die auf ihrem Rücken hüpften. Aber zusätzlich verfolgten mich jetzt auch noch die Gedanken an London, der sich – sofern er überhaupt noch am Leben war – allein und schwer verletzt irgendwo in der Wildnis befand. Und zu allem Überfluss umgab mich die Furcht wie eine zweite Haut. Sie begleitete mich ebenso wie die beiden Leibwächter, die mir keinen Augenblick Sicherheit vermittelten, überallhin.
    Cannan hatte inzwischen Destari und Galen die Erlaubnis erteilt, den Fluss zu überqueren und auf cokyrisches Gebiet vorzudringen, um nach London zu suchen. Die Wahrscheinlichkeit, ihn überhaupt noch zu finden, schwand kontinuierlich, und meine permanente Sorge verwandelte sich in vorzeitige Trauer. London hatte sein Leben so oft riskiert und war dem Tod vielmals entgangen, aber sein Glück konnte doch nicht ewig dauern. Vielleicht hatte er bereits alle Chancen, die das Schicksal ihm zu gewähren bereit war, verbraucht. Ich rang darum zu akzeptieren, dass er möglicherweise nie gefunden, nie von denen, die ihn liebten, begraben und die Geschichte von seinem Ende nie bekannt würde.
    In meiner gegenwärtigen Verfassung sehnte ich mich des Abends geradezu verzweifelt nach Steldors Gesellschaft, da ich mich dann etwas sicherer fühlte. Er wurde jedoch zunehmend reizbarer – die Verantwortung seines Amtes, der drohende Krieg, seine eigenen Sorgen um Miranna, London und nun auch noch Galen forderten ihren Tribut. Und selbst wenn ich all das verstand, so empfand ich doch eine gewisse Kränkung, wenn er ohne ersichtlichen Grund wieder einmal die Geduld mit mir verlor. Vor allem wenn es um das Kätzchen ging, auf das er zunehmend ungehalten reagierte.
    »Würdest du ihm vielleicht einfach einen Namen geben?«, sagte er eines Abends aufgebracht, während er seine Waffen über den Kamin hängte.
    »Was ist denn so schlimm daran, ein

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