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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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lang weitergekämpft und die Sonnenwaffe niemals eingesetzt. Ich fragte mich, ob Kindrel Lee nicht doch damit recht behalten hatte, daß die Waffe fehlerhaft gewesen sei, unwirksam durch irgendeine Spitzfindigkeit der Natur, oder mit dem technologischen Wissen zur Zeit des Widerstands ganz einfach nicht einsetzbar. Daß sie Matt Olander schließlich doch umsonst getötet hatte.
     
    Am späten Nachmittag zog ich den Gleiter in eine steife Brise hoch. Auf den Straßen herrschte reger Verkehr, und mehrere riesige Holos außergewöhnlich gut aussehender Models führten einer Menge, die sich auf einem Marktplatz versammelt hatte, Wintermode vor. Ich zog einen Bogen über die Innenstadt, gewann an Höhe und segelte in einen grauen Himmel.
    Während der Evakuierung von Point Edward hatte Christopher Sim seinen Stab zurückgelassen, um die Operation zu leiten, und sich mit anderen Dingen befaßt. Damals war etwas Seltsames geschehen. Seinen Offizieren fiel auf, daß er jeden Morgen schon lange vor der Dämmerung aufstand und mit einem Gleiter von der Stadt aus in nördliche Richtung über den Strand flog. Sein Ziel war ein einsamer Felsvorsprung auf einer Klippe hoch über dem Meer. Niemand sollte jemals erfahren, was er dort tat oder warum er dort hinflog. Toldenya verewigte die Szene in seinem Meisterwerk Auf dem Felsen, und die Ilyandaner haben den Ort zu einer historischen Stätte erklärt. Sie nennen ihn Sims Hochsitz.
    Ich wollte den Krieg durch seine Augen sehen. Und wo konnte man das besser als an seinem Zufluchtsort?
    Der Gleiter hielt eine Höhe von etwa tausend Metern und flog in einer weiten Kurve auf das Meer hinaus. Ich fühlte mich von den Gipfeln, der Stadt, dem Ozean und dem Nebel schon leicht überwältigt, als mir in den Sinn kam, daß es noch einen Ort gab, der einen Besuch wert sei.
    Ich schaltete auf Handsteuerung um und flog wieder landeinwärts. Der Computer summte beharrlich und bestand auf einer größeren Höhe. Ich stieg auf, bis das Geräusch verstummte, und befand mich dicht unter den Wolken, als ich über den westlichen Stadtrand hinwegflog. Er war gleichzeitig der westliche Rand des Vulkans. Den Fachbüchern zufolge schon längst erloschen. Dafür hatten vor einigen Jahrhunderten Ingenieure gesorgt, und das Umweltamt von Point Edward überprüfte ihn nun regelmäßig.
    Es gibt einfach keine Romantik mehr im Leben.
    Ich senkte mich zum schwingenden Baldachin eines purpurfarbenen Urwalds hinab. Im Südwesten war das Land in zwei große Farmen geteilt. Zwei Flüsse wanden sich durch die Landschaft, vereinigten sich etwa acht Kilometer hinter Point Edward und verschwanden in einem Berg.
    Am Horizont erhoben sich die Turmspitzen des Raumhafens zerbrechlich in einen bedrohlich wirkenden Himmel. Ein Wasservorhang fiel von der Spitze des Blauen Turms hinab. Ich beobachtete, wie ein Shuttle von der anderen Seite anflog, elegant andockte und in dem Komplex verschwand.
    Ich brauchte eine Weile, bis ich gefunden hatte, wonach ich suchte: die Straße, die Lee von Point Edward nach Richardson genommen hatte. Im eigentlichen Sinne gab es sie gar nicht mehr. Sämtliche Transporte zwischen den beiden Punkten erfolgten nun auf dem Luftweg, und jemand, der in den kleinen Städten wohnte, die noch hier und da in der Gegend zu finden waren, wäre ohne einen Gleiter aufgeschmissen gewesen.
    Doch Teile der alten Straße waren noch auszumachen. Sie zog sich am Rand einer Hügelkette hin und verlief dann parallel zu dem ersten und dann zu dem zweiten Fluß. Zum größten Teil stellte sie lediglich einen Streifen dar, auf dem der Baumbewuchs noch jünger war.
    Ich schaltete die Landkarte auf den Monitor, blätterte den Atlas durch und suchte die Stadt, in der sie den Unfall gehabt hatte: Walhalla.
    Es war eine kleine landwirtschaftliche Gemeinde, vielleicht ein Dutzend Häuser, ein Eisenwarengeschäft, ein Supermarkt, das Rathaus, ein Restaurant und eine Kneipe. Zwei Männer arbeiteten auf einem Dach und bauten ein Giebelfenster ein. Ein paar Menschen hatten sich auf einem Platz vor dem Rathaus zusammengefunden. Keiner blickte auf, als ich über sie hinwegflog.
    Die Straße hatte eine scharfe Kurve beschrieben; dabei konnte es sich nur um die östliche Hügelseite handeln, auf der sie steil abfiel. Von einem Graben oder einer Senke war nichts mehr zu sehen, doch zweihundert Jahre sind eine lange Zeit. Irgendwo dort unten war es geschehen. Eine nicht gekennzeichnete, unbekannte Stelle auf einer Welt, die von Mahnmalen

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