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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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mir ist niemand hier.«
    »Das ist eine lebendige Welt , Matt. Und wenn Ihnen das nicht reicht, müssen wir verhindern, daß ein Präzedenzfall geschaffen wird.«
    Er machte einen Schritt auf den Auslöser zu.
    »Nicht, Matt«, sagte ich. »Wenn es sein muß, töte ich Sie.«
    Der Augenblick dehnte sich schier endlos aus. »Bitte, Kindrel«, sagte er schließlich.
    So blieben wir stehen, uns nicht aus den Augen lassend. Er deutete meinen Blick richtig und erblaßte. Ich hielt den Laser so, daß er ihn sehen konnte, auf seine Brust gerichtet.
    Im Osten hellte sich der Himmel auf.
    Ein Nerv zuckte in seinem Hals. »Ich hätte mich auf die automatische Zündung verlassen sollen«, sagte er und maß die Entfernung zur Tastatur ab.
    Tränen liefen meine Wangen hinab, und ich hörte meine Stimme laut und verängstigt, als käme sie von einer Stelle außerhalb meines Körpers. Und die ganze Welt reduzierte sich auf den Druck, den mein rechter Zeigefinger auf den Abzug ausübte. »Sie mußten nicht bleiben «, schrie ich ihn an. »Es hat nichts mit Heldenmut zu tun. Sie waren zu lange im Krieg, Matt. Sie hassen zu gut.«
    Er machte zögernd einen zweiten Schritt, verlagerte sein Gewicht langsam von einem Fuß auf den anderen und beobachtete mich mit bittendem Blick.
    »Es hat Ihnen Spaß gemacht, bis ich kam.«
    »Nein«, sagte er. »Das stimmt nicht.«
    Er spannte die Muskeln an. Und ich sah, was er tun würde, und schüttelte den Kopf und winselte klagend auf, und er sagte mir, ich solle einfach die Waffe fallen lassen, und ich stand da und betrachtete den kleinen Lichtpunkt auf seinem Hals, wo der Bolzen ihn treffen würde, und sagte nein, nein, nein …
    Als er sich schließlich bewegte, nicht in Richtung Computer, sondern auf mich zu, war er viel zu langsam, und ich tötete ihn.
     
    Meine erste Reaktion war, von dort zu verschwinden, die Leiche liegenzulassen, wo sie zusammengebrochen war, den Fahrstuhl zu nehmen, nach unten zu fahren und davonzulaufen …
    Ich wünsche bei Gott, ich hätte es getan.
    Am Horizont ging die Sonne auf. Die Wolken verzogen sich in den Westen, und ein weiterer kühler Herbsttag begann.
    Matt Olanders Leiche lag verkrümmt unter dem Tisch. Ein winziges schwarzes Loch hatte sich durch seinen Hals gebrannt, und ein Blutfaden war auf den Steinboden gesickert. Sein Stuhl war umgestürzt, und seine Jacke war geöffnet. Eine Pistole, schwarz und tödlich und leicht zu handhaben, lugte aus einer Innentasche hervor.
    Mir war nie die Möglichkeit in den Sinn gekommen, daß er bewaffnet gewesen sein könnte. Er hätte mich jederzeit töten können.
    Was für Menschen kämpfen für diesen Christopher Sim?
    Dieser hier hätte Ilyanda verbrannt, doch er konnte es nicht über sich bringen, mein Leben zu nehmen.
    Was für Menschen? Ich habe keine Antwort auf diese Frage. Weder damals noch heute.
    Ich stand lange über ihm, sah ihn an und das stumm blinkende Funkgerät mit seinem kalten roten Auge, während die weißen Lichter dem äußeren Ring entgegenflohen.
    Und eine schreckliche Furcht durchfloß mich: Ich konnte seine Absicht immer noch ausführen, und ich fragte mich, ob ich es ihm nicht schuldig war, ihm oder irgendeinem anderen, nach diesem Knopf zu greifen und den vorbereiteten Schlag auszuführen. Doch schließlich ging ich davon, in die Dämmerung hinaus.
     
    Die schwarzen Schiffe, die bei Ilyanda entkamen, forderten einen schweren Tribut. Fast drei weitere Jahre lang starben Männer und Schiffe. Christopher Sim führte weiterhin legendäre Feldzüge. Seine Dellacondaner hielten durch, bis Rimway und die Erde eingriffen und in der Hitze des Gefechts die moderne Konföderation geboren wurde.
    Von der Sonnenwaffe selbst hörte man nie wieder. Ich weiß nicht, ob sie schließlich doch nicht funktionierte oder es Sim danach nicht mehr gelang, eine Flotte ausreichender Größe in die Reichweite eines geeigneten Ziels zu locken.
    Für die meisten liegt der Krieg jetzt in weiter Ferne, ein Thema für die Debatten der Historiker, ein Ereignis, das nur noch den relativ Alten in lebhafter Erinnerung ist. Die Stummen haben sich schon vor langer Zeit auf ihre düsteren Welten zurückgezogen. Sim ruht mit seinen Helden und seinen Geheimnissen irgendwo bei Rigel. Und Ilyanda lockt mit seinen nebelverhangenen Meeren immer noch Touristen und mit seinen geheimnisvollen Ruinen immer noch Forscher an.
    Matt Olander liegt in einem Heldengrab beim Raumhafen Richardson. Mit derselben Waffe, mit der ich ihn tötete,

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