Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim
Paxton war, überbrachte sie ihr und klopfte weinend an die Tür, bis sie begriff, was geschehen war.
Das Signal leuchtete an dem Abend, als sie ihr Haus zum letzten Mal verließ, noch immer in dem Fenster im Obergeschoß. Die Stadtbewohner haben es nie erlöschen lassen.
Im Hrinwhar-Marinemuseum in Rancorva, Dellacondas Hauptstadt, nahm ich Hugh Scotts Spur wieder auf. Mich hatte die ihm zugeschriebene Bemerkung, er würde ›nach Hrinwhar gehen‹, immer verwirrt. Er hatte das Museum besucht, während ich ein paar hundert Lichtjahre weit geflogen war, um mir den Asteroiden anzusehen, nach dem das Schlachtfeld benannt war.
Er war als Mitglied der Marinegesellschaft eingetragen. Es war keine Adresse angegeben, aber ein Kode. Es war ein örtlicher Anschluß, und ich bekam beim ersten Versuch eine Verbindung. »Mr. Scott?«
»Ja?« Seine Stimme war nicht unfreundlich. »Wer ist da?«
Ich verspürte eine freudige Erregung. »Mein Name ist Benedict. Alex. Ich bin Gabes Neffe.«
»Ich verstehe.« Seine Stimme klang nun gedämpfter. »Das mit Ihrem Onkel tut mir leid.«
»Danke.« Ich stand im Mitgliederraum und betrachtete durch eine Glasscheibe eine Ausstellung der Marineuniformen dieser Zeit. »Ich frage mich, ob wir heute abend zusammen essen können. Ich würde mich gern einmal mit Ihnen unterhalten.«
»Ich weiß die Einladung zu schätzen, Alex. Aber ich habe wirklich sehr viel zu tun.«
»Ich habe Ihre Äußerungen vor der Talino-Gesellschaft gelesen. Waren sie alle unschuldig?«
»Wer, alle?«
»Die Besatzungsmitglieder der Corsarius ?«
Er lachte, doch das Geräusch hatte einen dumpfen Klang. »Sie wissen doch, daß Sie diese Gesellschaft nicht ernst nehmen können«, sagte er.
»Was ist mit dem Abendessen?«
»Ich habe wirklich keine Zeit, Mr. Benedict. Vielleicht ein anderes Mal. Aber im Augenblick nicht.« Er unterbrach die Verbindung, und ich lauschte dem Summen der Trägerwelle.
Ich gab ihm etwa zehn Minuten und versuchte es dann erneut. »Sie werden lästig, Mr. Benedict«, sagte er.
»Hören Sie, Hugh. Ich bin durch die gesamte Konföderation gereist. In mein Haus wurde eingebrochen, mein Leben wurde bedroht, eine Frau ist ertrunken, die Ashiyyur haben vielleicht damit zu tun, und ich laufe überall gegen Mauern. Ich bin es leid. Ich bin es wirklich leid, und ich will einige Antworten. Ich möchte Sie zum Abendessen einladen. Wenn Sie nicht einverstanden sind, werde ich eine andere Möglichkeit finden. Es wird vielleicht eine Weile dauern, aber so groß ist Rancorva nun auch wieder nicht.«
Er gab einen tiefen Seufzer von sich. »Na schön«, sagte er. »Werden Sie gehen und mich in Ruhe lassen, wenn Sie mit mir gesprochen haben?«
»Ja.«
»Sie wissen, daß ich Ihnen nicht mehr zu sagen habe als Ihrem Onkel?«
»Damit gebe ich mich zufrieden.«
»Einverstanden. Wissen Sie, wo der Ratskeller ist?«
Er war ein alter Mann. Sein Gesicht hatte tiefe Furchen, und seine Bewegungen wirkten gequält. Sein Haar war ergraut und sein Körper von dem Gewicht von zuviel Roastbeef im Lauf vieler Jahre eingefallen.
Er gab sich nicht die Mühe, seine Unzufriedenheit über die Taktik, mit der ich ihn an den Tisch gelockt hatte, zu verbergen. Er saß bereits in einer Ecke und sah verdrossen auf die Stadt hinaus, als ich das Restaurant betrat. »Es wäre sinnlos, es hinauszuzögern«, sagte er, als ich ihn auf seine Bereitschaft ansprach. Er ignorierte meine ausgestreckte Hand. »Sie werden mir verzeihen, wenn ich nichts esse.« Ein Drink stand vor ihm. »Was genau wollen Sie von mir?«
»Hugh«, sagte ich so beiläufig, wie es mir möglich war, »was ist auf der Tenandrome geschehen? Was haben Sie dort draußen gefunden?«
Er reagierte nicht; er hatte gewußt, daß diese Frage kommen würde, doch ich hörte trotzdem ein unsicheres Zittern in seiner Kehle, als habe er sich vorgenommen, erst zu sehen, wie der Abend verlief, bevor er sich zu einer Erwiderung entschloß. »Ich nehme an, Sie haben sich in den Kopf gesetzt, daß es dort ein Geheimnis gibt?«
»Ja.«
Er zuckte die Achseln, wie man es macht, wenn ein Gespräch eine ermüdende und ins Leere führende Wendung genommen hat. »Ihr Onkel hat Sie auf diese Idee gebracht?«
»Und andere Hinweise.«
»Na schön. Ich nehme an, Sie haben den ganzen Weg hierher gemacht, um mit mir zu sprechen. Und Sie werden mir nicht glauben, wenn ich Ihnen sage, daß sich abgesehen vom Zusammenbruch des Antriebs auf dieser Expedition nichts
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