Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim
herauszufinden. Ich brauche Ihre Hilfe.« Ich zog ein Foto hervor. »Das ist mein Onkel.«
Der Verwaltungsangestellte betrachtete es blinzelnd und schüttelte den Kopf. »Ich kenne ihn nicht.«
»Aus wie vielen Mitarbeitern besteht Ihr Stab?«
»Das kommt darauf an, wie Sie das Wort definieren.«
»Definieren Sie es, wie Sie wollen. Zumindest einer von Ihnen wird ihn auf dem Foto erkennen. Ich muß mich natürlich vergewissern, daß es sich um die richtige Person handelt, und so müßte sie mir das Projekt kurz beschreiben.«
»Na schön«, sagte er und warf das Foto auf einen Stapel Papiere. »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
»Mehr könnte ich nicht verlangen.« Ich hob absichtlich auffällig den Arm und sprach in den Komlink. »Jacob, nimm eine Überweisung vor.« Und, an den Verwaltungsangestellten gewandt: »Ich brauche eine Kontonummer.«
Er gab sie mir nur allzu gern. Ich nannte Jacob die Summe, der bestätigte und erklärte, er würde sofort überweisen. Sie betrug schätzungsweise einen Wochenlohn des Verwaltungsangestellten. »Das gehört Ihnen. Sie bekommen noch einmal die gleiche Summe, wenn Sie die Person gefunden haben, die ich suche.«
»Ja«, sagte er. Sein Interesse war größer geworden. »Ich bin sicher, daß ich sie finden kann.«
»Bis heute abend.«
Er nickte. »Natürlich. Wo kann ich Sie erreichen?«
Eric Hammersmith war dunkelblond, übergewichtig, trug einen Vollbart und trank zuviel. Ich mochte ihn auf der Stelle.
»Ich habe Ihren Onkel eigentlich gar nicht gekannt«, sagte er. Wir befanden uns in einem Pub in der Innenstadt, saßen bei einer Flasche Rum zusammen und betrachteten während unseres Gesprächs die Schwerkrafttänzerinnen. »Er tat ziemlich geheimnisvoll und gab vor, die Suche, die ich für ihn durchführen sollte, sei Teil irgendeiner statistischen Studie.«
»Na schön«, sagte ich.
»Verzeihen Sie, wenn ich das sage« – er nahm meinen Ärmel zwischen Daumen und Zeigefinger – »aber er war ein lausiger Schauspieler.«
Im Nebenzimmer hatten sich Gäste zu einer lautstarken Geburtstagsfeier zusammengefunden, und an der Bar herrschte auch einiger Lärm, so daß wir die Köpfe zusammenstecken mußten, um uns verständlich zu machen.
Hammersmith stützte sich auf einem Ellbogen ab. Er war mit leicht gerötetem Gesicht in dem Pub erschienen; wahrscheinlich hatte er sich zur Feier des Tages schon einen zur Brust genommen. »Was«, fragte er mit einem ermutigenden Lächeln, »hatte er wirklich vor?«
»Er wollte eine archäologische Stätte ausfindig machen, Eric«, sagte ich. »Es ist eine lange Geschichte.« Und ich konnte nur hoffen, daß er darauf bestand, sie zu hören.
»Mit einer Konstellation?« Er runzelte die Stirn.
Ich trank einen Schluck Rum und täuschte einen unwissenden, uninteressierten Eindruck vor. »Es ist wohl wirklich seltsam. Aber ich habe den Einzelheiten keine große Beachtung geschenkt.« Die Tänzerinnen lenkten ihn ab. »Auf jeden Fall wollte er, daß Sie wissen, daß er für Ihre Hilfe dankbar war.«
»Das freut mich zu hören«, meinte er. »Wissen Sie, wir haben uns nicht unbedingt genau an die Vorschriften gehalten.«
»Inwiefern nicht?«
»Ich will damit sagen, daß ich gegen ein paar Bestimmungen verstoßen mußte. Wir dürfen die Geräte eigentlich nicht für private Zwecke benutzen.«
»Ich verstehe.« Ich schickte mich wieder an, eine Überweisung anzuordnen, diesmal ein halbes Jahresgehalt – wenn ich mit meiner Vermutung richtig lag.
»Danke«, sagte Hammersmith, und sein Lächeln wurde breiter. »Die nächste Runde geht auf mich.«
Ich zuckte die Achseln. »Meinetwegen.«
Er wartete, daß ich den Befehl gab, das Geld zu überweisen. Als ich es nicht tat, winkte er dem Kellner und ließ unsere Gläser auffüllen. »Ich nehme an«, sagte er, »Sie wissen genausowenig wie ich auch.«
Ich war verblüfft. War das wirklich so offensichtlich? »Sie meinen das Sternenrad?«
»Dann wissen Sie es also doch !«
Volltreffer! Endlich Resultate. Irgendwo in der Verschleierten Dame gab es eine Welt, an deren Himmel diese Sternkonstellation zu sehen war. Neun am Rand, zwei an der Nabe. »Übrigens«, sagte ich und versuchte, ganz unbekümmert zu klingen, »er hat ziemlich oft darüber gesprochen. Wo liegt sie genau, die Welt, die er gesucht hat?«
»Ah, ja.« Die Tänzerinnen verfolgten einander mit erotischen Bewegungen durch einen Ring aus weichem blauen Licht. »Ich habe mehrere Wochen gebraucht, um sie zu finden«,
Weitere Kostenlose Bücher