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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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ausgesprochenes Glück (oder gute Navigation), so nahe herangekommen zu sein.
    Wir feierten an jenem Abend im Cockpit eine Party, stießen auf den roten Stern an und beglückwünschten einander. Zum erstenmal, seit ich sie kannte, trank Chase zuviel. Und mehrere Stunden lang hatte der Centaur keine Pilotin. Sie war abwechselnd leidenschaftlich und schläfrig, und mehrmals wandte ich den Blick von ihr zu den Myriaden Sternen und fragte mich, aus welcher allgemeinen Richtung wir wohl gekommen waren. Merkwürdig, daß die gewaltige politische Vereinigung mehrerer hundert Welten und tausend Milliarden Menschen so einfach und vollständig verschwinden kann.
    Zwei Planeten befanden sich in der Lebenszone. Einer schien sich in einem primitiven Entwicklungsstadium zu befinden; seine Stickstoffatmosphäre war voller Staub, den globale Vulkanreihen ausspuckten. Seine Oberfläche wurde ständig von Beben und Erschütterungen heimgesucht. Doch der andere war ein blauweißer Globus von unübertroffener Schönheit, wie Rimway und Toxicon und die Erde, wie alle erdenklichen Welten, auf denen Leben bestehen kann. Es gab dort gewaltige Meere, zahllose Inselketten und strahlenden Sonnenschein. Ein einzelner Kontinent dehnte sich am Nordpol aus.
    »Es wird da unten wohl ziemlich kalt sein«, sagte Chase, die die Landmasse auf dem Monitor betrachtete. »Er ist größtenteils von Gletschern bedeckt. Kein Licht auf der dunklen Seite, also gibt es dort wahrscheinlich kein intelligentes Leben.«
    »Das würde mich auch überraschen«, sagte ich.
    »In den gemäßigten Zonen scheint es angenehm zu sein. Sogar richtig einladend. Was hältst du davon, in die Kapsel zu steigen, runterzufliegen und schwimmen zu gehen? Mal eine Weile keine Wände zu sehen?« Sie streckte sich verführerisch, und ich wollte schon zustimmen, als sich ihr Gesichtsausdruck veränderte.
    »Was ist los?«
    Sie legte die Hand auf die Ortungskontrolle, und ein Piepen ertönte. »Deshalb sind wir hergekommen«, sagte sie.
     
    Es erhob sich aus der Dunkelheit, über der Beleuchtungsgrenze, nicht von den grellen Sternen zu unterscheiden.
    »Es ist in einer Umlaufbahn«, flüsterte Chase.
    »Vielleicht ein natürlicher Satellit.«
    »Vielleicht.« Sie legte eine Analyse auf den Bildschirm. »Der Reflektionsindex ist für Gestein ziemlich hoch.«
    »Wie groß ist es?«
    »Kann ich noch nicht sagen.«
    »Es könnte auch etwas sein, das die Tenandrome zurückgelassen hat«, sagte ich.
    »Was zum Beispiel?«
    »Keine Ahnung. Irgendein Überwachungsgerät.«
    Sie schirmte die Augen ab und sah in das Teleskop. »Wir bekommen ein Bild«, sagte sie. »Warte.« Sie legte das Sternenfeld auf den Monitor des Piloten, filterte den größten Teil der Helligkeit aus und reduzierte den Kontrast. Ein einzelner weißer Lichtpunkt blieb übrig.
    Im Verlauf der nächsten Stunde beobachteten wir, wie er Gestalt annahm, sich langsam in einen Zylinder verwandelte, in der Mitte ziemlich dick, an einem Ende abgerundet, am anderen sich nach außen erweiternd. Man konnte die vordere Kampfbrücke nicht verkennen, oder die Waffentürme, oder die klassischen Linien eines Modells aus dem Widerstand. »Wir hatten recht«, flüsterte ich. »Verdammte Scheiße, wir hatten recht!« Und ich schlug ihr auf die Schulter. Es war ein gutes Gefühl. Ich wünschte mir, Gabe hätte bei uns sein können.
    Im Vergleich zu einem modernen Kriegsschiff war es sehr klein. (Ich stellte mir vor, wie es winzig neben der gewaltigen Walze der Tenandrome schwebte.)
    Aber es hatte eine verdammte Geschichte. Es war eins jener Schiffe, die während der frühen Tage des Armstrong-Antriebs zu den Sternen gesprungen waren, die Desiret und Taniyama und Bible Bill zu den Welten getragen hatten, die schließlich zur Konföderation werden sollten. Es hatte in den endlosen Vernichtungskriegen gekämpft. Und es hatte die Ashiyyur zurückgeschlagen.
    »Ich habe seinen Orbit«, sagte Chase zufrieden. »Ich werde uns direkt neben sie legen. Direkt unter ihre Bugschleuse.«
    »Gut«, sagte ich. »Wie lange wird es dauern?«
    Ihre Finger tanzten über die Instrumente. »Zweiundzwanzig Stunden und elf Minuten. In anderthalb Stunden haben wir eine Nahaufnahme, vielleicht aus hundert Kilometern. Aber es wird ein paar Umläufe dauern, bevor wir Kurs und Geschwindigkeit anpassen können.«
    »Prima.« Ich beobachtete das Bild auf dem Monitor. Es waren schöne Schiffe. Weder vorher noch nachher hatten wir je wieder ähnliche gehabt. Wir schwebten

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