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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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wir?«
    »Möglicherweise ein ganzes Jahr.«
    »Ich erinnere mich nicht«, sagte ich, »daß Sie das vorher erwähnt haben.«
    »Die Entscheidung überlasse ich natürlich Ihnen. Alex.«
    Sie lächelte und setzte eine überaus beruhigende Miene auf. »Die Chancen, daß wir wirklich in einem Objekt materialisieren, sind gleich Null. Unser Zielgebiet besteht praktisch aus einem großen Vakuum. Sie wären sicherer als zu Hause in einem Gleiter.«
    Ihr Lächeln wurde breiter.
    »Das klingt nicht gerade beruhigend«, sagte ich.
    »Vertrauen Sie mir«, strahlte sie.
     
    Ich war immer darauf bedacht gewesen, meinen Konsum an elektronischen Phantasien zu beschränken. Doch der lange Flug in die Verschleierte Dame war die beste Entschuldigung, mit alten Gewohnheiten zu brechen. Schon ziemlich früh auf der Reise zog ich mich in meine Kabine zurück.
    Ich wanderte ausgiebig durch die Schiffsbibliothek und machte an einem halben Dutzend exotischer Luxusorte Urlaub. Einige davon gab es wirklich, andere nicht, und wieder andere hätte es gar nicht geben können. Es war immer zumindest eine schöne Frau an meiner Seite. Und ihr Verhalten war natürlich meiner Programmierung unterworfen …
    Chase wußte es. Sie blieb den größten Teil der Zeit über vorn im Cockpit, las und sah in den grauen Tunnel hinaus, der sich endlos vor uns öffnete. Sie sprach wenig, wenn ich mich gelegentlich sehen und in einen Sessel neben ihr fallen ließ. Es war immer etwas peinlich für mich, und ich wußte nicht, warum. Also wurde ich wütend auf sie.
    Schließlich war ich der üblichen Reiseszenarien überdrüssig. Ich hatte ein paar Szenen über archäologische Rätsel aus Gabes Sammlung mitgenommen. Es handelte sich um ausgeklügelte Abenteuer vor dem Hintergrund geheimnisvoller Ruinen, die sich in exotischen Landschaften erhoben. Man mußte ein seltsames Artefakt in einem versunkenen Tempel voller grotesker lebender Statuen finden und identifizieren; eine Reihe dreidimensionaler Symbole übersetzen, die inmitten durchsichtiger Pyramiden über einer gefrorenen Tundra schwebten; die Bedeutung eines uralten Opferrituals erschließen, das den Schlüssel für die Erklärung in sich barg, wieso sich die Ureinwohner innerhalb weniger Generationen in eine barbarische Rasse verwandelt hatten.
    In allen stieß ich auf eine Überraschung.
    Als ich in Schwierigkeiten geriet, durch einen überfluteten Gang in den Tempel einzudringen, wurde ich von einer schönen, halbnackten Frau gerettet und auf eine Steinmulde gezogen. Ich hatte sie schon einmal gesehen, kam aber erst später darauf, wo.
    Ria.
    Die Frau auf dem Foto in Gabes Schlafzimmer.
    Sie tauchte wieder als schöne Wilde in der Ruinenstadt auf und zwischen den Pyramiden als prachtvolles Flugwesen mit Schwingen. Sie war stets da, um den Abenteurer zu retten und ihn zu informieren, daß er das Spiel verloren habe; und bei dem einen Mal, da ich es erfolgreich bis zum Ende bestritt, wartete sie dort auf mich.
    Ihr Name lautete immer Ria.
     
    Ich ließ mich zunehmend von den Szenarien einfangen, bis eins schließlich, als ich gerade von einem unsichtbaren Wesen durch eine Bergfestung gejagt wurde, die keinen Ausgang zu haben schien, erlosch und ich mich im Dunkeln auf meiner Koje wiederfand.
    Einen langen Augenblick pochte mein Herz heftig, während ich allmählich begriff, daß ich in meine Kabine zurückgekehrt war. Und dann spürte ich eine Bewegung, entdeckte eine Silhouette.
    »Chase?«
    »Hallo, Alex«, sagte sie. Ihre Stimme klang verändert, und ich konnte sie atmen hören. »Wie wäre es mit etwas Wirklichkeit?«
     
    Am siebzehnten Tag sahen wir einen Schatten auf den Armstrong-Schirmen. Nur kurz, dann war er verschwunden.
    »Es war nichts«, sagte Chase.
    Doch danach runzelte sie die Stirn.

 
22 |
     
     
    Der Mensch wird sein ganzes Leben über mit Fabeln gefüttert und gibt es mit dem Glauben auf, er wisse etwas darüber, was geschehen sei, wo er in Wirklichkeit doch nur das gewußt hat, was unter seinem Auge geschehen ist.
    – Thomas Jefferson
    Brief an Thomas Cooper
     
    Der Zielstern war ein dunkelroter Zwerg vom Typ M. Er trieb wohlwollend in einer der staubigeren Regionen des Nebels, etwa eintausenddreihundert Lichtjahre von Saraglia entfernt. Wir wußten nicht, wie viele Welten ihn umkreisten, und ich habe es auch nie erfahren.
    Chase brachte uns in einem scharfen Winkel zur Ebene des Planetensystems und in einer Entfernung von etwa zehn Flugtagen in den Linearraum. Es war

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