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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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sie es unmöglich mit nach Hause nehmen. Ich meine, selbst wenn sie es in eine Ladebucht bekommen konnten, was ich bezweifle, wie hätten sie es sichern sollen? Und das verdammte Ding könnte jederzeit explodieren. Erinnerst du dich an die Regal ?«
    »Chase«, sagte ich, »deshalb wollte Gabe einen zweiten Piloten anheuern. Und hatte Khyber dabei. Um zu versuchen, das Schiff zurückzuführen!«
    Sie schaute zweifelnd drein. »Selbst wenn der Antrieb noch in Ordnung ist, ginge man damit ein verdammtes Risiko ein. Wenn irgendein Teil ausfällt, sagen wir, während des Sprungs …« Sie schüttelte den Kopf.
    Das Licht veränderte sich allmählich; wir flogen in den frühen Abend, und die Corsarius war kaum noch auszumachen, fiel durch die Dämmerung der Beleuchtungsgrenze entgegen. Es schimmerte in der es umschließenden Dunkelheit. Ich beobachtete es während dieser letzten Augenblicke des Tageslichts, wartete, fragte mich, ob es nicht vielleicht ein Trugbild der Nacht sei, das am Morgen spurlos verschwunden sein würde.
    Das Objekt fiel in den Planetenschatten. Es wurde dunkler, aber …
    »Ich kann es noch sehen«, sagte Chase angespannt. »Es leuchtet.« Ihre Stimme senkte sich zu einem Flüstern. »Woher kommt die Reflexion? Der Planet hat keine Monde.«
    Es leuchtete mit einer steten, bleichen Helligkeit. Eine kühle, feuchte Hand tastete sich mein Rückgrat hinauf. »Positionslichter«, sagte ich. »Die Positionslichter sind eingeschaltet.«
    Chase nickte. »Das müssen die Leute von der Tenandrome gemacht haben. Aber warum nur?«
    Das erschien mir unwahrscheinlich. Ich wußte genau, wie Profis mit technologischen Artefakten umzugehen pflegen: Wenn möglich, verändern sie nichts daran, bis sie ihre Untersuchungen abgeschlossen haben. Ich fragte mich kurz, ob die Leute von der Tenandrome das Schiff überhaupt betreten hatten.
     
    Etwa eine Stunde später folgten wir der Corsarius auf die Nachtseite. Mittlerweile war das Schiff nur noch ein schwach leuchtender Stern.
    »Das reicht mir für heute«, stellte Chase fest und stand auf. »Vielleicht sollten wir Scotts Rat befolgen und nach Hause fliegen. Abgesehen davon halte ich es für eine gute Idee, wenn einer von uns immer im Cockpit bleibt. Ich weiß, das klingt etwas paranoid, aber ich würde mich dabei viel besser fühlen. Bist du einverstanden?«
    »Na schön.« Ich versuchte, einen amüsierten Eindruck zu erwecken, war für den Vorschlag jedoch dankbar.
    »Da das deine Expedition ist, Alex, übernimmst du die erste Wache. Ich gehe in meine Kabine und versuche, etwas zu schlafen. Wenn du die ganze Sache abbrechen willst, wirst du von mir keine Vorwürfe zu hören bekommen. Und während du darüber nachdenkst, halte bitte ein Auge auf das gottverdammte Ding.« Sie ließ sich aus der Cockpit-Luke. Ich hörte, wie sie sich hinten im Schiff bewegte, die Essensausgabe bediente, Türen schloß und dann unter die Dusche trat. Ich war froh, daß sie da war. Ohne sie hätte ich wahrscheinlich nicht weitergemacht.
    Ich kippte die Sitzlehne zurück, paßte die Polsterung an und schloß die Augen. Doch ich mußte immer wieder an das Schiff denken und richtete mich gelegentlich auf einen Ellbogen auf, um in den Nachthimmel hinauszuschauen und mich zu vergewissern, daß sich nichts an uns heranschlich.
    Nach etwa einer Stunde gab ich den Versuch zu schlafen auf und schaltete eine Komödie aus der Bibliothek ein. Mir lag nicht viel an dem schwachen, albernen Humor. Doch die Aufzeichnung war mit leichter Hand und gekonnt inszeniert und wies viele Gags und Lacher vom Band auf. Es war ein gutes, beruhigendes, tröstliches, ermutigendes Geräusch. Das haben Komödien eben an sich – selbst die schlechten vermitteln einem das Gefühl einer sicheren Existenz, bei der alles unter Kontrolle ist.
    Schließlich muß ich doch eingeschlafen sein. Ich war mir undeutlich der absoluten Stille in den Kabinen im Heck bewußt – was bedeutete, daß Chase schlief und ich gewissermaßen allein war –, des glatten, flüssigen Rhythmus einer Cinco-Band und des gelegentlichen Aufflackerns von Instrumentenlichtern auf meinen Lidern. Als ich erwachte, war es noch dunkel. Chase saß wieder im Pilotensitz; sie rührte sich nicht, doch ich wußte, daß sie wach war.
    Sie hatte eine Decke über mich gelegt.
    »Wie sieht es aus?« fragte ich.
    »Alles in Ordnung.«
    »Was denkst du?«
    Das Licht der Instrumente fing sich in ihren Augen. Ich konnte ihren Atem hören; er war Teil des Pulsschlags des

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