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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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zurückgekehrt.
    Chase schlief noch ein paar Stunden, wenn auch unruhig. Als sie erwachte, war es wieder dunkel, und sie fragte mich, was ich nun vorhätte.
    Allmählich begriff ich das Dilemma der Tenandrome. Wie Christopher Sim auch gestorben sein mochte, er war weit mehr als nur ein Stück Geschichte. Wir hatten es mit den wichtigsten Symbolen unserer politischen Existenz zu tun. »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Dieser Ort, diese Welt ist ein Friedhof. Ein Friedhof mit einem Geheimnis der Schuld.«
    Chase sah auf den frostigen, bewölkten Rand des Planeten hinab. »Vielleicht hast du recht«, stimmte sie zu. »Es ist keine Leiche da. Alle Leichen fehlen, die Namen fehlen, die Logbucheinträge fehlen. Und die Corsarius , die fehlen sollte , kreist wie ein Uhrwerk alle sechs Stunden und elf Minuten um den Planeten.«
    »Sie wollten zurückkommen«, erinnerte ich. »Sie haben das Schiff bereitgehalten. Das bedeutet, daß jemand zurückkommen wollte.«
    »Aber sie sind nicht zurückgekommen«, sagte sie. »Warum nicht?«
    In der gesamten Geschichte der hellenischen Zivilisation kenne ich kein dunkleres, kein verderbteres Verbrechen, als das sinnlose Opfer von Leonidas und seines Heldentrupps bei den Thermopylen. Besser wäre Sparta gefallen, als solche Männer zu vergeuden. »Ja«, pflichtete ich bei, »wo sind die Leichen?«
    Durch einen Riß in den Wolken funkelte tief unten das Meer.
     
    Die Kapsel des Centaur war darauf angelegt, einen Transfer von einem Schiff zum anderen oder vom Orbit zu einer Planetenoberfläche zu ermöglichen. Sie war nicht für den Zweck gedacht, dem ich sie nun zuführen wollte: einen langen Atmosphärenflug. Sie würde in Stürmen unstabil sein, es würde eng werden und relativ langsam vonstatten gehen. Doch man konnte sie auf Land oder Wasser aufsetzen. Und sie war alles, was wir hatten. Ich belud sie mit Vorräten für einige Tage.
    »Warum?« fragte Chase. »Was ist da unten?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, erklärte ich. »Ich lasse die Kameras laufen.«
    »Ich habe eine bessere Idee: Fliegen wir doch beide.«
    Ich verspürte eine gewisse Versuchung. Doch mein Instinkt sagte mir, daß jemand an Bord des Centaurs bleiben sollte.
    »Sie sind schon lange tot, Alex. Was soll das Ganze also?«
    »Talino«, sagte ich. »Und die anderen. Wir sind ihnen etwas schuldig. Die Wahrheit muß doch irgendeinen Wert haben.«
    Sie sah enttäuscht drein. »Und was soll ich tun«, wandte sie ein, »wenn du in Schwierigkeiten gerätst? Ich kann dir nicht folgen, um dich herauszuhauen.«
    »Es wird schon nichts passieren. Und wenn doch, startest du und holst Hilfe.«
    Sie dachte daran, wie lange es dauern würde, den Flug hin und zurück zu machen, und schnaubte. »Sei vorsichtig.«
    Wir führten Checks der verschiedenen Systeme durch. »Schalte erst auf Handsteuerung, wenn du unten bist«, bat sie. »Und wenn es geht, nicht einmal später. Die Computer werden die schwierigen Manöver durchführen. Du fliegst einfach nur mit.« Sie sah mich an.
    Ich griff nach ihr, doch sie versteifte sich, trat zurück und schüttelte den Kopf. »Wenn du zurück bist«, fügte sie so leise hinzu, daß ich sie kaum verstehen konnte.
    Ich stieg in die Kapsel, zog die Dachluke zu und sicherte sie. Sie klopfte zweimal darauf, hob den Daumen, drehte sich schnell um und verließ den Hangar. Ich beobachtete, wie sich die Farbe der Lampen über dem Schott veränderte und anzeigte, daß der Hangar luftdicht abgeschottet war.
    Ihr Bild sprang auf meinen Monitor. »Alles klar?«
    Ich lächelte mutig und nickte.
    Rote Lampen an der Hangarwand wurden purpur und dann grün. Die Deckplatten öffneten sich unter der Kapsel, und ich sah auf Wolkenstreifen und einen edelsteinblauen Ozean hinab. »Dreißig Sekunden bis zum Start, Alex.«
    »Alles klar.« Ich konzentrierte meinen Blick auf das Instrumentenbord.
    »Wenn du unten ankommst, wird es später Nachmittag sein«, vermutete sie. »Du wirst noch etwa drei Stunden bis zur Dunkelheit haben.«
    »Okay.«
    »Bleib heute abend in der Kapsel. Du hast keine Ahnung, was das für ein Planet ist. Du solltest sogar in der Luft bleiben. Halte dich bei Dunkelheit völlig vom Erdboden fern.«
    »Ja, Mutti.«
    »Und, Alex …«
    »Ja?«
    »Tu, was du gesagt hast. Lasse die Kameras laufen. Ich werde bei dir sein.«
    »Alles klar.«
    Die Kapsel erzitterte, als der Magnetantrieb ansprang. Dann stürzte ich durch die Wolken hinab.
     
    Es regnete über dem Ozean. Die Kapsel senkte sich in graue

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