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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Schlaf wollte sich nicht so recht einstellen. Wir unterhielten uns mehrere Stunden lang und spekulierten darüber, was schließlich mit dem Kapitän und der Mannschaft der Corsarius geschehen sein mochte. Hatte die Tenandrome Leichen an Bord gefunden? Eine Ehrensalve, ein Bericht nach Hause und alles einfach vergessen? So tun, als sei es nie geschehen?
    »Das glaube ich nicht«, meinte Chase.
    »Warum nicht?«
    »Traditionen. Der Kapitän der Tenandrome hätte sich zumindest verpflichtet gefühlt, das Logbuch der Corsarius mit einem letzten Eintrag abzuschließen.« Sie sah zu dem alten Kriegsschiff hinaus. Seine Positionslichter leuchteten weiß und rot vor dem dunklen Himmel. »Nein, ich wette, sie haben sie genauso gefunden wie wir. Sie ist ein Fliegender Holländer.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust, als sei es auf einmal kalt in der Kabine. »Vielleicht haben die Stummen das Schiff beschlagnahmt, die Mannschaft fortgeschafft und es hier zurückgelassen, damit wir uns den Kopf darüber zerbrechen. Ein warnendes Beispiel.«
    » Hier draußen? Wie können sie denn damit rechnen, daß wir es finden?«
    Chase schüttelte den Kopf und schloß die Augen. »Gehen wir noch einmal hinüber?«
    »Wir haben noch nicht alle Antworten.«
    Sie bewegte sich in der Dunkelheit, und leise Musik erklang in der Kabine. »Vielleicht gibt es dort drüben keine mehr.«
    »Was glaubst du, wonach Scott all diese Jahre gesucht hat?«
    »Keine Ahnung.«
    »Er hat etwas gefunden. Er ging durch dieses Schiff, genau wie wir, und hat etwas gefunden.«
    Während wir uns unterhielten, führte Chase das Schiff ein paar Kilometer fort. Sie lächelte entschuldigend, gestand aber ein, daß das Wrack sie nervös machte.
    Ich bekam das Bild eines verzweifelten Christopher Sim nicht aus dem Kopf. Es war mir nie in den Sinn gekommen, daß ausgerechnet er Zweifel am letztendlichen Ausgang des Krieges gehabt haben könnte. Es war natürlich eine törichte Annahme, daß er den Vorteil meiner Rückschau gehabt haben könnte. Er erwies sich als ziemlich menschlich. Und in dieser Verzweiflung, in der Sorge um das Leben seiner Kameraden und der Menschen, die er zu schützen versuchte, spürte ich, welche Antwort das verlassene Schiff barg.
    Es wird eines Tages eine Konföderation geben, aber sie wird nicht auf den Leichen meiner Männer errichtet werden.
    Noch lange, nachdem sich Chase schlafen gelegt hatte, versuchte ich alles zusammenzufassen, was ich über die Ashiyyur, die Sieben, Sims wahrscheinlichen Geisteszustand und die Schlacht bei Rigel wußte oder vermuten konnte.
    Es war nicht leicht, die Geschütze der Corsarius zu vergessen, die sich bei dem Simul in meine Richtung gedreht hatten. Doch so war es natürlich nicht geschehen; Sims Plan war aufgegangen. Die Corsarius und die Kudasai hatten die feindlichen Schiffe überraschend angegriffen. Sie hatten ihnen einen beträchtlichen Schaden zugefügt, bevor die Corsarius in das Gefecht mit dem Kreuzer verstrickt worden war. So lautete zumindest die offizielle Darstellung.
    Doch so war es offensichtlich auch nicht geschehen. Und ich fragte mich auch, warum Sim bei Rigel seine Strategie abgewandelt hatte. Während seiner zahlreichen Erfolge hatte er die Dellacondaner immer persönlich angeführt. Doch bei dieser einen Gelegenheit zog er es vor, bei der Hauptphase des Angriffs der Kudasai Deckung zu geben, während seine Fregatten einen Keil in die Flanke der feindlichen Flotte trieben.
    Und auf der Kudasai hatte den überlebenden Bruder nur ein paar Wochen später bei Nimrod ebenfalls der Tod ereilt. Doch Tarien hatte lange genug gelebt, um zu wissen, daß seine diplomatischen Bemühungen Erfolg gehabt hatten; die Erde und Rimway hatten sich endlich die Hände gereicht und Hilfe versprochen, und Toxicon hatte bereits in den Krieg eingegriffen.
    Die Sieben: Irgendwie hatte es etwas mit der Legende der Sieben zu tun. Wieso war ihre Identität der Geschichte nicht offenbart worden? War es nur ein Zufall, daß sich die einzige Quelle, die ihre Namen enthalten mußte, das Logbuch der Corsarius , ebenfalls darüber ausschwieg, und im Prinzip auch über die Schlacht selbst? Wie hatte Chase gesagt? Das ist unmöglich!
    Nein; es war wirklich unmöglich.
    Und irgendwo, an der schlüpfrigen Grenze zwischen Wirklichkeit und Intuition, die dem Schlaf vorangeht, begriff ich. Mit einer klaren und kalten Gewißheit begriff ich. Und wäre es mir möglich gewesen, ich hätte es verdrängt und wäre nach Hause

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