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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Abständen. Fußabdrücke des Schöpfers, hatte Wally Candles von einer ähnlichen Inselkette auf Khaja Luan gesagt. (Mittlerweile war ich gewissermaßen zu einem Experten über Candles geworden.)
    Candles und Sim: Wieviel hatte der Dichter gewußt?
     
    Unsere Kinder werden erneut ihrem stummen Zorn gegenüberstehen,
    Und sie werden ohne den Krieger auskommen müssen,
    Der auf dem fernen Belmincour
    Hinter den Sternen wandelt.
     
    Ja, dachte ich: Belmincour.
    Ja.
     
    Am Spätnachmittag des folgenden Tages flog ich in die südliche Hemisphäre des Planeten und näherte mich einer keilförmigen Insel, die von einem einzelnen großen Vulkan beherrscht wurde. Sie wies üppigen Pflanzenbewuchs auf: purpurgrüne Farne und breite weiße Blumen und ausgedehnte grüne Ausläufer, die sich an jeden verfügbaren Felsblock klammerten. In ruhigen Teichen spiegelte sich der Himmel, und die Insel hatte einen schönen natürlichen Hafen, komplett mit Wasserfall. Es war ein idealer Ort, sagte ich mir, und setzte auf einem schmalen Strandstreifen zwischen dem Urwald und dem Meer auf.
    Ich stieg aus, kochte mein Abendessen über einem offenen Feuer und beobachtete, wie die Corsarius über mir vorbeizog, ein trüber weißer Stern im dunkler werdenden Himmel. Ich genehmigte mir an diesem Abend ein Steak und Bier. Und ich versuchte mir vorzustellen, wie es sei, wenn die Kapsel (deren Kabinenlichter ein paar Meter entfernt fröhlich blinkten) fort wäre. Und Chase auch. Ich zog die Stiefel aus und ging unter den Sternen zum Meer und in die Brandung. Das Wasser spülte mir Sand um die Füße. Die See war sehr ruhig, und die gewaltige Einsamkeit dieser Welt kam mir so gegenwärtig vor, daß ich sie fast berühren konnte. Ich schaltete den Komlink ein.
    »Chase?«
    »Hier.«
    »Ich kann die Corsarius sehen.«
    »Alex, hast du dir schon überlegt, was du mit ihr anfangen willst?«
    »Meinst du das Schiff? Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, wir sollten es nach Hause bringen.«
    »Wie? Es hat keine Armstrong-Einheiten.«
    »Es muß doch irgendeine Möglichkeit geben. Es ist ja auch hierhergekommen. Hör mal, du müßtest den Strand sehen können.«
    »Du hast die Kapsel verlassen«, tadelte sie vorwurfsvoll.
    »Tut mir leid, daß du nicht hier bist.«
    »Alex, ich muß dich ständig im Auge behalten! Hast du da unten irgendwas, womit du dich verteidigen kannst? Ich habe vergessen, dir eine Waffe einzupacken.«
    »Schon in Ordnung. Hier gibt es keine großen Landtiere. Nichts, das eine Bedrohung darstellen könnte. Übrigens, wenn du einmal in den nördlichen Himmel schaust, wirst du etwas Interessantes sehen.«
    Ich hörte im Komlink, wie sie sich bewegte, und dann hielt sie den Atem an. Wally Candles Rad. Der Sternenhaufen schien sich fast im Himmel zu drehen: ein flammendes Holo, das die Nacht beherrschte, ein Bild von übernatürlicher Schönheit.
    Ich kehrte zur Kapsel zurück und holte zwei Decken aus einem Schrankfach. »Was tust du da, Alex?«
    »Ich werde am Strand schlafen.«
    »Alex, tu’s nicht.«
    »Chase, im Cockpit ist es furchtbar eng. Außerdem ist es wunderschön hier draußen.« Das war es wirklich. Die Brandung rauschte hypnotisch, und warme Luft roch nach Salz.
    »Alex, du kennst den Planeten nicht. Du könntest in der Nacht gefressen werden.«
    Ich lachte – wie man lacht, wenn man andeuten will, daß jemand überängstlich ist – und stellte mich vor eine Kamera der Kapsel und winkte. Doch ihre Besorgnis war so ansteckend, daß ich mich wahrscheinlich ins Cockpit zurückgezogen hätte, wenn es mir möglich gewesen wäre, ohne das Gesicht zu verlieren.
    Mit einem argwöhnischen Blick auf den dunklen Rand des Dschungels, der nur zehn oder zwölf Meter entfernt war, breitete ich eine Decke auf dem Sand aus. Ich hatte mir eine Stelle ausgesucht, die nur ein paar schnelle Schritte von der Kapsel entfernt war. »Gute Nacht, Chase«, sagte ich.
    »Viel Glück, Alex.«
     
    Am Morgen flog ich eine Stunde lang im Zickzackkurs über die Insel, fand jedoch nichts. Enttäuscht flog ich weiter, diesmal über eine weite Ausdehnung ungebrochenen Ozeans. Später am Morgen geriet ich in ein plötzlich auftretendes Unwetter. Ich zog die Kapsel höher, um den Sturm zu überfliegen. Den Rest des Tages über geriet ich immer wieder in Schlechtwetterzonen. Ich suchte weitere Inseln ab, manchmal in strahlendem Sonnenschein, manchmal in kalten Regenschauern. Ich stieß auf zahlreiche Schwimmer, die unter Bäumen oder den windgeschützten

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