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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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die innere Unterstützung zum Handeln haben, kann es keine andere als die militärische Lösung geben. Leider gelingt es politischen Systemen nur selten, Politiker hervorzubringen, die imstande sind, eine Strategie der Abrüstung zu entwerfen, geschweige denn durchzuführen. Die Aussichten, daß zwei solche Personen im Augenblick der Krise hervortreten, sind, um es zurückhaltend auszudrücken, eher gering.
    Es fällt aus dieser zeitlichen Entfernung schwer, den Abscheu zu begreifen, der mit dem Fall der Stadt auf der Klippe einherging, die für uns nur ein Symbol verlorener Größe ist, ein Atlantis. Doch unter den Bewohnern der Grenzwelten vor zwei Jahrhunderten war sie eine lebendige Macht. In gewissem Sinne waren sie alle ihre Bürger; ihre Musik und Künstler, und ihre politischen Theoretiker waren Allgemeingut. Der Schlag gegen sie war ein Angriff gegen alle. Die Tanner kolportiert Walford Candles’ Bemerkung, daß wir alle auf breiten Boulevards an ihren sonnenbeschienen Tischen saßen und teuren Wein nippten. Es muß wirklich sehr schmerzlich gewesen sein, sich diesen wunderschönen Ort unter der Knute eines Eroberers vorzustellen.
    Mehrere Studenten der Tanner erklärten ihre Absicht, die Universität zu verlassen und in den Krieg zu ziehen. Ihre Freunde waren tief gespalten. Er verließ gestern nachmittag seine Klasse, berichtet sie über Matt Olander, einen Physiker mittleren Alters, dessen Frau und Tochter zwei Jahre zuvor auf Cormoral gestorben waren. Mehrere Stunden lang wußten wir nicht, wo er war. Die Sicherheitskräfte fanden ihn schließlich kurz vor Mitternacht auf einer Parkbank in Southpool. Heute morgen sagte er mir, er würde den Dellacondanern seine Dienste anbieten. Ich glaube, nachdem er sich beruhigt hat, wird er wieder zu Sinnen kommen.
    Bannister versuchte gestern während der Zusammenkunft einer der zahlreichen Kriegskomitees, die wir heutzutage haben, die Gefahren einer Intervention klarzumachen. »Beharrt«, sagte er zu ihnen. »Gebt jetzt den Gefühlen des Mobs nach, und Khaja Luan wird keine zwei Wochen überleben.« Sie haben ihn gesteinigt.
     
    Olander hat sich nicht beruhigt. Er reichte seinen Rücktritt ein, lud die Tanner ein paar Tage später zum Abendessen ein und verabschiedete sich. Über seine Abreise gibt sie keine weiteren Einzelheiten an.
    Doch Khaja Luan bewahrte trotz allem seine Neutralität. Es kam weiterhin zu Unruhen, die durch die Kriegsnachrichten oder gelegentliche Todesanzeigen freiwilliger Bürger, die an der Seite der Dellacondaner gefallen waren, normalerweise verstärkt wurden. Es war eine schwere Zeit, und der Zorn der Tanner richtete sich gegen beide Seiten, deren Unversöhnlichkeit so viele tötet und uns alle bedroht.
    Der kleine Kreis ihrer Fakultätsfreunde löst sich verbittert und im Streit auf. Walford Candles wandert in kaltem, vertrautem Zorn durch die dunklen Nächte. Die anderen sprechen oder schreiben für oder gegen den Krieg.
    Gelegentlich kommt Nachricht von Olander.
    Er sitzt auf einem Geländer, irgendwo auf einem hölzernen Pier, vor Segeln und Netzen. Oder er steht neben einem Pflanzenwuchs, bei dem es sich vielleicht um einen Baum, vielleicht aber auch nicht handelt. Er hat immer eine Flasche in der Hand, und es ist immer eine Frau an seiner Seite. Niemals dieselbe Frau, wie die Tanner mit einem Anflug von Bedauern feststellt.
    (Bei den Nachrichten von Olander handelte es sich natürlich nicht um moderne interaktive Widerer. Er sprach einfach, und alle hörten zu.)
    Ich bedauerte, daß sie kein Holo von Olander verwahrt hatte. Ich habe mittlerweile erfahren, daß Walford Candles (der zwanzig Jahre zuvor gegen Toxicon gekämpft hatte und daher Militäraktionen aus erster Hand kannte) so beeindruckt von ihnen war, von dem Kontrast zwischen Olanders allgemeinen Beschreibungen der örtlichen Alkoholika, Theater und Paarungsgewohnheiten und der grausamen Wirklichkeit des Krieges, daß er die großen Gedichte seiner mittleren Periode zu schreiben begann. Diese erste Sammlung wurde nach Olanders Depeschen benannt: Nachrichten von der Front.
    Seine Verweise auf den langen Kampf (berichtet die Tanner) waren immer verschwommen. »Macht euch um mich keine Sorgen «, sagte er. »Wir kommen zurecht.« Oder: »Wir haben neulich ein paar Mann verloren.«
    Gelegentlich spricht er von den Schiffen, von der Straczynski und der Morimar und der Povis und den anderen: schlank, tödlich, reuelos, und die Zuneigung in seiner Stimme und seinen Augen ließ

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