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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Verteidigungsanlagen und die Fabriken im Orbit. Dieses Zentrum der Kultur, das uralte Symbol der Literatur; Demokratie und des Fortschritts an der Grenze, wurde in aller Ruhe besetzt. Es ist eine Katastrophe unglaublicher Ausmaße, schrieb die Tanner. Man fragt sich beinahe, ob die Ashiyyur absichtlich die Bedingungen schaffen wollen, unter denen Tarien Sim seine Allianz gegen sie zusammenschmieden könnte. Auf jeden Fall ist der Augenblick für die Regierung von Khaja Luan verstrichen, ihre Neutralität zu erklären, falls es ihn überhaupt jemals gegeben haben mochte. Wir werden in den Krieg eingreifen. Die einzige Frage ist nur, wann.
    Der Angriff hat niemanden überrascht. Die Stadt auf der Klippe und ihre kleine Gruppe Verbündeter galt zwar technisch gesehen als neutral, doch es war kein Geheimnis, daß ihre Freiwilligen aktiv an der Seite der Dellacondaner gekämpft haben. Es ist auch allgemein bekannt, daß Sim von ihren Fabriken im Orbit strategisches Nachschubmaterial bekam. Die Ashiyyur waren im Recht, doch ich wünschte, sie hätten etwas Zurückhaltung gezeigt. Dieser Zwischenfall reicht vielleicht aus, um die Erde oder Rimway in den Krieg zu ziehen. Sollte dies geschehen, weiß Gott allein, wo es enden wird.
    Die Tanner hatte ein Seminar über vergleichende Ethik abgehalten, als die ersten Meldungen eintrafen. Wir diskutieren über das Gute und das Schöne, kommentiert sie traurig, während die Kinder Platos und Tulisofalas einander die Kehlen durchschneiden. Das Ziel wurde von einer Flotte von mehreren hundert Schiffen angegriffen, die die hastig errichteten Verteidigungsanlagen hinwegfegte. Der Zusammenbruch erfolgte innerhalb von ein paar Stunden. Und in dieser Nacht, während sich die meisten von uns auf unser Steak und unseren Wein konzentrierten, vollendeten die verdammten Narren ihre Torheit, indem sie ein paar Geiseln erschossen. Wie kann eine Rasse von Telepathen die Natur ihres Feindes so vollständig falsch einschätzen?
    Leisha Tanners Bilder dieser Zeit sind unglaublich treffend: eine erzürnte Bürgerschaft, die den Krieg fordert; ein pompöser Universitätspräsident, der ein Massengebet veranstaltet; eine Austauschstudentin von einer gefallenen Welt, die gegen die Tränen ankämpft; und ihre eigenen Schuldgefühle über die Perversität dieser Angelegenheit, bei der die, die sich für einen vernünftigen Weg einsetzen, so feige erscheinen.
    Immer und immer wieder stellt sie in ihrem Notizbuch sich – und wahrscheinlich auch uns, vermute ich – die Frage: Wie kann man die Tatsache erklären, daß eine Rasse für die Ideale einer Tulisofala eintritt, große Musik komponiert, ausgezeichnete Steingärten anlegt und sich trotzdem wie Barbaren benimmt?
    Die Antwort enthalten ihre Aufzeichnungen nicht.
    Irgendwo in ihren Tagebüchern, bei einem ähnlichen Anlaß (dem Zusammenbruch der Verteidiger von Randin’hal, glaube ich), verweist sie wütend auf das Bogoljubow-Prinzip.
    Ich schlug auch das nach. Andrej Bogoljubow lebte vor tausend Jahren auf Toxicon. Er war Historiker und hatte sich auf den Versuch spezialisiert, die Geschichte zu einer exakten Wissenschaft umzuwandeln, mit jener Vorhersagbarkeit, die das Markenzeichen aller exakten Wissenschaften ist. Es war ihm natürlich kein Erfolg beschieden.
    Sein hauptsächliches Interesse galt dem Prozeß, mit dem sich zögernde Mächte auf einen Konflikt einlassen. Seine These besagt, daß sich potentielle Antagonisten in einer Art diplomatischem Kriegstanz mit spezifisch ausgeprägten Charakteristiken verstricken. Die Kriegstanzphase erschafft einen psychologischen Nährboden, der letztendlich einen bewaffneten Zusammenstoß garantiert, da sie dazu neigt, den Verlauf der Entwicklungen zu bestimmen. Dies gelte in besonderem Maße, so behauptet er, für Demokratien. Sobald der Prozeß einmal begonnen hat, kann man ihn nicht so leicht aufhalten. Sobald das erste Blut vergossen ist, läßt er sich kaum noch zurücknehmen. Die ursprünglichen Ziele und Einwände werden unwichtig, jede Seite glaubt schließlich ihrer eigenen Propaganda, ganze Wirtschaftszweige werden von der feindseligen Einstellung abhängig, und politische Karrieren bauen sich um die allgemeine Gefahr auf. Dementsprechend zieht sich der Zyklus des Kriegführens zusammen und hört erst auf, wenn die eine oder die andere Seite erschöpft ist.
    Wenn nicht gleichzeitig auf beiden Seiten Führungskräfte in Erscheinung treten, die die Situation als solche durchschauen und den Mut und

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